Hagen. Jürgen Jürgens, Inhaber von Mercedes Jürgens, wird 70 und blickt auf ein Rekordjahr. Warum ein Verkauf nie ernsthaft zur Diskussion steht.
Sein 70. Lebenjahr war mit einem Umsatz von 650 Millionen Euro ein Rekordjahr für das Unternehmen. Vielleicht wäre auch das ein Anlass gewesen, um am Geburtstag noch einmal anzustoßen. Aber letztlich stellen Jürgen Jürgens und Claudia Fular-Jürgens – bei aller Bedeutung des wirtschaftlichen Erfolgs – andere Dinge in den Vordergrund. Die Werte und das Familienunternehmen mit Wurzeln in Hagen. Und während das bei manchem Firmenbesitzer wie ein beliebige Floskel klingen mag, nimmt man dem Paar, das bei den strategischen Leitlinien bei Mercedes Jürgens entscheidend mitredet, Sätze wie diese ab.
„Wir sind ein Familienunternehmen“, sagt Claudia Fular-Jürgens. „Und zwar im doppelten Sinne. Weil das Unternehmen immer noch unserer Familie gehört. Und weil wir unser Team, das aus gut 900 Mitarbeitern besteht, als eine große Familie sehen. Und wir hoffen, dass unsere Mitarbeiter das genau so sehen.“ Wenn jemand ein Problem habe, dann stehe die Tür immer offen. „Wir machen einen Termin, und wir suchen nach einer Lösung.“
Rekordjahr bei Mercedes Jürgens
Vielleicht mag das eine Bestätigung für diese Worte sein: Als sich das Paar mit seinen Hunden für ein Foto an seiner V-Klasse, einem Fahrzeug in Bulligröße, aufstellt, lassen Angestellte, die in Fahrzeugen mit dem Stern über den Hof fahren, immer wieder die Seitenscheibe herunter, lächeln und winken herüber. Jeden von ihnen kennen die Jürgens mit Namen.
Das Rekordjahr und die erfolgreiche Zeit davor sind aber auch ein Anlass zu investieren. „Dabei geht es uns immer um Entwicklung, nicht um das schnelle Geld“, erklärt Claudia Fular-Jürgens, und ihr Mann, dem aus gesundheitlichen Gründen das Sprechen schwer fällt, nickt und sagt: „Das stimmt.“
Millionen-Investition in energetische Maßnahmen
Gewinne aber seien letztlich gut und notwendig, um überhaupt investieren zu können. Zum Beispiel in energetische Maßnahmen an den Standorten. Sieben Millionen Euro waren das zuletzt. „Dahinter steckt auch eine langfristige Wachstumsstrategie“, sagt Claudia Fular-Jügens, wobei das Unternehmen, das vor mehr als 100 Jahren in Hagen gegründet wurde, unter den Mercedes-Händlern bundesweit schon jetzt der fünftgrößte ist. „Wenn sich die Optionen für neue Standorte auftun, werden wir diese Möglichkeit auch nutzen. Wir nehmen gerne neue Herausforderungen an.“
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da war die „Herausforderung“ eine ganz andere. Es gab das Krisenjahr 2008. „Da haben wir wirklich schlaflose Nächte gehabt“, erinnert sich Claudia Fular-Jürgens, „wir wussten nicht, wie wir die Gehälter unserer Mitarbeiter zahlen sollten.“
Mercedes Jürgens steht niemals zum Verkauf
Vielleicht wäre ein Verkauf eine Option gewesen. Dass es dazu nie kam, ist auch Teil dieses Familienunternehmens. Und letztlich ist es auch ein Part, der Jürgens von mancher Aktiengesellschaft in der Branche unterscheidet. Immer wieder mag es Angebote anderer gegeben haben, das Unternehmen doch zu versilbern: „Aber das war und das wird auch nie eine Option für uns sein“, sagt Claudia Fular-Jürgens. „Und das gilt auch über unseren Tod hinaus. Das haben wir so festgelegt.“