Hagen. Das Erlebnis Autokauf wird bei Mercedes Jürgens in Hagen auf einer Videowand Wirklichkeit. Sajan Kakar zählt zu den besten Verkäufern des Landes.
Es gab ihn, jenen Tag, der all die anderen im Berufsleben von Sajan Kakar so fundamental unterscheidet. Es war der Tag, als ein Kunde plötzlich in das Autohaus an der Berliner Straße trat und einfach nur ein Auto kaufte – so, wie es im Laden stand.
Kakar, 41 Jahre alt, ist Autoverkäufer bei Mercedes Jürgens. Und wenn man all den internen Auszeichnungen des Konzerns folgen mag, einer der besten im ganzen Land. In einem Segment, in dem die günstigsten Fahrzeuge (lässt man den Smart mal außer Acht) laut Preisliste jenseits der 25.000 Euro liegen und die teuersten mit Spezialausstattungen, die es nicht einmal mehr im Katalog gibt, für hohe sechsstellige Beträge weggehen.
Jeder verkauft bei Jürgens alles
In Hagen gegründet
Das Autohaus Jürgens ist in Hagen gegründet worden.
Im letzten Jahr hat es seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Es ist einer der größten Vertragspartner der Daimler AG.
An 17 Standorte in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und in Brandenburg mit rund 1100 Mitarbeitern liegt der Umsatz bei mehr als 500 Millionen Euro.
Da allerdings machen das Autohaus und seine Verkäufer keine Unterschiede – egal ob A-Klasse mit Grundausstattung und 109 PS oder AMG GT C Roadster mit 557 PS, der ohne die geringste Zusatzausstattung bereits mehr als 160.000 Euro kostet. „Bei uns“, sagt Sajan Kakar, „verkauft jeder alles.“
Ob man dabei erfolgreich sei, habe nichts mit PS oder technischen Daten zu tun. „Es hängt von Haltung und Werten ab“, sagt Kakar und listet auf: „Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit – alles Dinge, die mir mein Vater vermittelt hat – spielen eine Rolle. Wenn ich etwas nicht weiß, dann sage ich das auch und erkundige mich. Und wenn das Auto bereits geprüft zur Übergabe bereit im Laden steht, dann bin ich derjenige, der es noch einmal kontrolliert.“
Am Abholtag muss an alles gedacht sein
Der Mann, der das Auto kaufte, wie es im Laden stand – er ist eine Ausnahme. Auch wenn für ihn vermutlich dasselbe gilt, wie für viele andere Kunden, die das Autohaus mit Stammsitz in Haspe an der Berliner Straße betreten: „So ein Auto ist eine große Investition“, sagt Kakar, „da spielt es keine Rolle, ob ich einen Smart oder eine S-Klasse bestelle. Wenn der Tag kommt, an dem das Auto bei uns abgeholt wird, muss einfach an alles gedacht sein.“
Dabei wollen die Kunden heute mehr als nur Beratung. „Sie wollen ein Erlebnis, sie wollen unterhalten werden“, sagt Sajan Kakar. Und dabei helfen ihm neben eigenem Witz und Charme die technischen Möglichkeiten. Auf einer riesigen Videowand kann der Kunde bei Jürgens sein Auto selbst zusammenstellen. Kakar kann Filme über Autos auf der Wand per iPad abrufen, kann Motoren virtuell rören und Fahrzeuge die Farbe und die Ausstattung wechseln lassen.
Sitzheizung springt per Sprachbefehl an
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Er spricht mit den Fahrzeugen im Laden, ermuntert sie per Sprachbefehl, die Lieblingslieder der Kunden zuspielen, ihnen eine Quizfrage zu stellen oder einfach nur die Sitzheizung anzustellen. „Ich kann den Kunden per Smartphone das Auto vor die eigene Garage setzen. Und wenn sie das möchten, dann stelle ich es sogar auf ihren Esstisch im Wohnzimmer. Aber ich gebe ihnen auch Gelegenheit, Autos selbst anzufassen und zu fühlen. Dieses Gesamtpaket hat einfach mit Emotionen zu tun.“ Glückshormone beim Autokauf...
So macht die Palette mittlerweile eine derartige Vielfalt aus, dass es nahezu ausgeschlossen scheint, dass Kakar in den letzten Jahren irgendwann einmal exakt zweimal das gleiche Auto verkauft hat. „Wenn man mal überlegt, dass wir bei Mercedes ursprünglich von drei Modellreihen kommen, dann ist das eine unglaubliche Entwicklung“, so der Verkäufer, „Menschen kaufen heute ihr Auto maßgeschneidert.“
Frauen sind bei der Suche nach Maßanzug wichtig
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Wenn man so will, hilft ihnen Sajan Kakar dabei, diesen passenden Maßanzug zu finden. Und dabei reden nicht nur die Herren der Zunft mit: „Ohne die Frauen nach ihrer Meinung und Einschätzung zu fragen, lässt sich kein Auto an ein Ehepaar verkaufen“, sagt Sajan Kakar, „Frauen achten auf ganz andere Dinge.“
So können Autos entstehen, die Kakar, der Markenfetischist, als „richtig schöne Projekte“ bezeichnet. „Ich hatte mal eine Kundin, die war geradezu vernarrt bis in das kleinste Detail“, sagt Kakar, „das ging so weit, dass wir aus ihrem Cabrio die obligatorischen roten Gurte herausbekommen mussten, weil sie der Meinung war, dass sich diese Farbe zu sehr mit ihrer Kleidung beiße. So etwas finde ich gut. Das hat mit einem ganz persönlichen Geschmack zu tun.“
Und dann war da ja noch der Mann, der damals kam, er zahlte und nahm das Auto einfach so, wie es im Laden stand. Mit den Gurten die eingebaut waren und ohne, dass ihn Kakar mit Witz, Charme und virtueller Beratung hätte überzeugen müssen.