Haspe. Die Kita-Pläne für den Markanaplatz wurden seitens der Stadt ja zunächst auf Eis gelegt. Das muss aber nicht für alle Zeiten gelten.

Gut ein Jahr ist es inzwischen her, dass nach zäher planerischer Hängepartie auch die größten Pessimisten glaubten, dass am Markanaplatz bis zum Jahr 2024 tatsächlich die marode AWO-Begegnungsstätte Platz für eine stattliche Kita machen könnte. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass die ursprünglichen Kostenschätzungen für die Aufbereitung des Areals unterhalb der Leimstraße kaum das Papier wert waren, auf dem sie einst festgehalten wurden. Das Investitionsprojekt, das die Betreuungsnot für Mädchen und Jungen im Hagener Westen deutlich hätte lindern können, wurde inzwischen von der Stadt Hagen auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Stattdessen richtet die Verwaltung angesichts der bedrohlichen Kita-Platznot den Fokus auf jene Projekte, die sich absehbar ohne größere Reibungsverluste tatsächlich schnell umsetzen lassen. Das bedeute jedoch ausdrücklich nicht, so betont jetzt Oberbürgermeister Erik O. Schulz, dass das Markana-Projekt für alle Zeiten gestorben sei.

Finanzrahmen war geplatzt

Danach hatte sich zuletzt der Hasper SPD-Ratsherr Dietmar Thieser ausdrücklich erkundigt, der sich verwundert die Augen rieb, als sich die Stadt – ohne dies durch Zahlen und Argumente ausreichend zu unterfüttern – über bestehende Ratsentscheidungen hinwegsetzte und den Kita-Bau am Markanaplatz kurzerhand absagte: „Mit der Zurückstellung ist verbunden, dass die Maßnahme in Abhängigkeit der weiteren Entwicklung beim gesamtstädtischen Ausbau der Kita-Plätze auf der Basis der vorhandenen Beschlüsse und unter Berücksichtigung sowie Prüfung der geänderten Rahmenbedingungen wieder aufgegriffen werden kann.“ Allerdings, so ergänzt der Verwaltungschef, bedürfe es neuer politischer Beschlüsse, weil der ursprüngliche Finanzrahmen an keiner Stelle mehr passe.

Die Treppe von der Leimstraße aus in Richtung Markanaplatz führt weiterhin ins Nirgendwo.
Die Treppe von der Leimstraße aus in Richtung Markanaplatz führt weiterhin ins Nirgendwo. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Im Februar 2022 hatte der Haupt- und Finanzausschuss hinter verschlossenen Türen noch entschieden, das 2600 Quadratmeter große Areal komplett aufbereitet für schlanke 175.000 Euro (67 Euro/qm) an die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als künftigen Träger zu überlassen. Zuvor wollte die Stadt sich jedoch um die erforderliche Baureife kümmern. Dazu sollten nicht bloß das bestehende Markanaheim abgerissen (130.000 Euro) und das schadstoffbelastete Areal saniert (140.000 Euro), sondern entlang der Leimstraße auch eine Lärmschutzwand errichtet werden (80.000 Euro).

Als es an die konkrete Umsetzung ging, stellte der beauftrage Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) schnell fest, dass der angedachte Finanzrahmen an keiner Stelle passte. Neben den allgemeinen Kostensteigerungen im Baubereich, stellte sich nach Auswertung der Gutachten zudem heraus, dass die Lärmschutzwand völlig unterdimensioniert kalkuliert worden war. Ein deutlich längeres und höheres Bauwerk würde jedoch 225.000 statt 80.000 Euro kosten. Zudem hatte die Fachfirma bei der Ermittlung des Sanierungspreises des noch aus Hüttenzeiten belasteten Oberbodens versäumt, so elementare Dinge wie beispielsweise die Rodungsarbeiten, eine Baustellenzufahrt, die WBH-Personalkosten oder auch die Mehrwertsteuer einzurechnen.

Gefahr für den Baumbestand

Bei der konkreten Umsetzung des Bodengutachtens, vorzugsweise den Abtrag von 35 Zentimetern Oberboden, stellte sich schnell heraus, dass dadurch die Wurzeln erheblich beschädigt werden könnten und somit die Standsicherheit des gesamten Bestandes gefährdet sei. Daher müsse zunächst eine detaillierte Architektenplanung her, um den exakten Preis für die erforderlichen Arbeiten taxieren zu können. Letztlich kam der WBH in einer Stellungnahme zu dem Fazit: „Die Herstellung eines baureifen Geländes zum Zweck der Übergabe an einen zukünftigen Bauträger ist aus den oben genannten Gründen nicht in der gewünschten Form möglich. Der Auftrag kann in der vorliegenden Form nicht ausgeführt werden.“

Somit geht der Oberbürgermeister davon aus, dass angesichts der neuen finanziellen Dimensionen die Politik ohnehin neue Beschlüsse fassen müsse, weil die ursprünglichen Rahmenbedingungen für das Votum keinerlei Bestand mehr haben. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass in Hagen aktuell 800 Kitaplätze fehlen, habe die Stadt neu priorisiert und sich auf Projekte konzentriert, die sich ohne größeren Aufwand und möglichst geringem Ressourceneinsatz umsetzen lassen, um den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz zu erfüllen. Daher sei die Kita Markanaplatz zurückgestellt und alternativ der Bau einer zweiten Kita am Jungfernbruch auf den Weg gebracht worden.

Der alte Baumbestand neben dem abgerissenen Markanaheim dürfte absehbar auch in den nächsten Jahren nicht gefährdet sein, weil die Stadt zurzeit mit Priorität andere Projekte verfolgt.
Der alte Baumbestand neben dem abgerissenen Markanaheim dürfte absehbar auch in den nächsten Jahren nicht gefährdet sein, weil die Stadt zurzeit mit Priorität andere Projekte verfolgt. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Im Sommer 2019 hatte Reinhard Goldbach, damaliger Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, angesichts des gewaltigen Drucks in Hagen noch inständig darauf gehofft, mit dem U3/Ü3-Angebot für die jüngsten Hasper im darauffolgenden Jahr am Markanaplatz starten zu können. Zumal schon damals ein fertiges Architektenkonzept für eine viergruppige Kita mit 75 Plätzen auf dem Tisch lag, weil ein ähnlicher Entwurf bereits im Vorfeld in Altenhagen realisiert worden war.

Zu dem Konzept mit zwei Vollgeschossen zählte auch ein etwa 150 Quadratmeter großen Quartiersraum, der die Funktion des inzwischen planierten Markanaheims als Veranstaltungs- und Vereinsraum auffangen sollte. Über dieses für den Sozialraum Haspe Mitte so wichtige weggebrochene Angebot redet zum Leidwesen von Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki inzwischen niemand mehr. Dafür wurde die Abrissfläche zuletzt von einem Gartenbaubetrieb mit frischer Erde eingeebnet und mit frischem Rasen eingesät.