Menden. Steigende Energiepreise, Anhebung des Mindestlohns: Auch für Taxi-Unternehmen wirds teurer. Warum eine moderate Erhöhung vermutlich verpufft.

Im Kreistag steht in dieser Woche eine Entscheidung über die Erhöhung von Taxitarifen an. Dabei gibt es gleich zwei Vorschläge, die zur Debatte stehen. Für die Mendener Taxi-UnternehmerHelmut Schwittay und Horst Sieben ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein – vor allem vor dem Hintergrund einer steigenden Inflation.

Die Varianten

Grundsätzlich, sagt Helmut Schwittay, reiche die Tarifanpassung in keinem Fall aus. Allerdings geht es ihm dabei um allgemeine Arbeitsbedingungen. Es gehe darum, Taxifahrer insgesamt besser bezahlen zu können – und nicht nur nach dem Mindestlohn. „Die Bezahlung ist nicht unfair, aber es macht den Beruf nicht unbedingt attraktiver“, sagt Helmut Schwittay. Die letzte Erhöhung des Taxitarifs hatte der Kreistag 2019 durchgewunken. Nun steht die nächste Runde an, für die zwei Varianten zur Diskussion stehen. Aufgrund der Kostensteigerungen der vergangenen Monate hat der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen (VSPV) eine Tarifänderung beim Kreis angestoßen. Eigentlich ist die erst im November dieses Jahres vorgesehen gewesen, wird aber nun auf diese Woche vorgezogen.

Für die erste Variante liegt die Anhebung bei etwa 18 Prozent. Allerdings stammt dieser Vorschlag noch aus dem Januar 2022, also vor dem Beginn des Ukraine-Krieges und einer zunehmenden Inflation. Die Grundgebühr würde so von 3,50 Euro auf 4,10 Euro (nachts von 3,80 Euro auf 4,50 Euro) steigen. Der Kilometerpreis läge somit bei 2,25 Euro am Tag (bislang 1,90 Euro) und 2,40 Euro in der Nacht (bisher 2 Euro). „Die Begründung des VSPV für diese im ersten Schritt eher moderate Erhöhung lag darin, den Verbraucher durch einen zu hohen Kostensprung nicht zu überfordern“, heißt es in der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung.

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Für die zweite Variante sind hingegen die Entwicklungen der vergangenen Monate sowie kommender Monate eingepreist. Dabei geht es vor allem um die stufenweise Erhöhung des Mindestlohns auf bis zu 12 Euro ab 1. Oktober 2022. Das Paket entspricht insgesamt einer Taxitarifanhebung um rund 29 Prozent. Die Grundgebühr würde somit auf 4,50 Euro (tagsüber) bzw. 5 Euro (nachts) erhöht, der Kilometerpreis auf 2,40 Euro (tagsüber) und 2,60 Euro (nachts).

Die Schwierigkeiten

Bei nüchterner Betrachtung, so Schwittay, müsse man schon sagen, dass Variante zwei die angemessenere wäre. „Von Januar an hat es sich drastisch verändert.“ Damit spielt er vor allem auf steigende Energie- und Spritpreise an. Noch dazu würde durch die Anhebung des Mindestlohns die Wirkung der ersten Variante verpuffen. Bei einer 20-prozentigen Erhöhung des Mindestlohns seien 18 Prozent Taxitariferhöhung schon rechnerisch nicht darstellbar. Denn: „In jedem Taxi-Unternehmen ist der Personalkostenbereich der höchste Posten.“ Generell macht er die Entwicklung an seinem Alltag deutlich: „Wir haben jetzt schon das Problem, bestimmte Fahren kostendeckend zu gestalten.“ Heißt: Alles mit einem Anfahrtsweg von mehr als 10 Minuten ist schon ein Zuschussgeschäft.

Zustimmung bekommt er von Taxi-Unternehmer Horst Sieben: „Wir brauchen die Erhöhung zum Überleben.“ In manchen Bereichen sei das Taxifahren inzwischen bereits ein Zuschussgeschäft, in anderen Bereichen stehe man kurz davor. Spätestens mit der Erhöhung des Mindestlohns sei eine Erhöhung um 18 Prozent bei den Taxitarifen aber dahin. „Das ist eine mittlere Katastrophe“, betont Sieben. Zwar dienten Taxis als Ergänzung zum ÖPNV, wirklich wahrgenommen fühle er sich jedoch nicht in seinen unternehmerischen Bedenken.

Eine Entscheidung zu den Taxitarifen soll am Donnerstag, 9. Juni, fallen.