Menden. Die Taxi-Branche trifft die Corona-Krise hart. Nur wenige Menschen fahren aktuell mit. Krankenfahrten sind besonders wichtig.
Kontaktverbot in Deutschland, Geschäfte größtenteils geschlossen und auch Bars und Kneipen sind dicht: Das hat auch Auswirkungen auf die Taxi-Branche. Unternehmer müssen strenge Regeln beachten und kämpfen derzeit ums Überleben. Sandra Sieben von Taxi Horst Sieben und Gregor Kleineher von Taxi Gregor geben Einblicke in den neuen Alltag, sprechen über Ängste und neue Herausforderungen.
„Wir haben daran zu knacken“, sagt Sandra Sieben, die gemeinsam mit ihrem Vater Horst Sieben ein Taxiunternehmen in Menden führt. 25 Personen, davon 15 fest angestellt, arbeiten für die Familie. „Wir haben Kurzarbeit angemeldet“, sagt Sieben.
Kein normales Tagesgeschäft mehr
Denn viele Fahrten bleiben aus. Das normale Tagesgeschäft gibt es nicht mehr. Auch Nachtfahrten oder der Wochenendbetrieb sind so gut wie nicht mehr vorhanden. „Wo sollen die Fahrten auch herkommen“, sagt Sandra Sieben. Schließlich sei nichts mehr geöffnet und die Menschen bleiben Zuhause. Auch Flughafenfahrten von Geschäftsleuten seien weggebrochen.
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„Ich habe noch acht Mitarbeiter", sagt auch Unternehmer Gregor Kleineher. Noch, weil er nicht abschätzen kann, wie lange die Krise weitergeht und wie lange er unternehmerisch durchhalten kann. „Ich probiere es jetzt mit Kurzarbeit. Ein Auto habe ich schon abgemeldet, um zu sparen“, sagt er. Er sei angespannt. Die Stimmung bei seinen Mitarbeitern sei noch okay, ob sie aber durch anhaltende Kurzarbeit auf Dauer kippe, weiß er nicht.
Bereitschaft eingeschränkt
Taxen abgemeldet hat auch Sandra Sieben. Von zehn Wagen sind noch vier in Betrieb. Auch die drei Busse des Unternehmens, mit denen beispielsweise Klassenausflüge oder Reisen durchgeführt werden, stehen still. „Die Schulen haben ja auch zu“, sagt Sandra Sieben.
Krankenfahrten sind jetzt besonders wichtig
Besonders wichtig sind aktuell die Krankenfahrten. Sie sorgen für das Einkommen und sind am besten planbar, weil sie angemeldet würden. Doch auch da würden einige Fahrten aus Angst abgesagt werden, wenn sie nicht unbedingt nötig seien. Dennoch: „Wenn wir diese Fahrten nicht hätten, dann könnten wir dicht machen“, sagt Gregor Kleineher.
Sandra Sieben bittet Kunden darum, Vorbestellungen unter der Woche vorzunehmen. Von 7 bis 19 Uhr sei das Büro durchgängig erreichbar. Dadurch seien die Fahrten besser planbar.
Eigentlich müssen Taxiunternehmer ihrer Betriebspflicht nachkommen. Doch davon hat man sie jetzt befreit. Denn was nützt es, 24 Stunden täglich im Dienst zu sein, wenn keine Nachfrage ist? „Dementsprechend haben wir nachts nur noch einen Notdienst“, sagt Sandra Sieben. Gregor Kleineher macht keine Bereitschaft mehr.
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Die Unsicherheit, was in der Krise noch erlaubt ist und was nicht, hat die Unternehmer beschäftigt. „Man verteilt die Leute jetzt anders im Auto“, sagt Gregor Kleineher. Der Beifahrersitz ist tabu, es gilt den größtmöglichen Abstand zu wahren. Kleineher hat an seine Fahrer Mundschutz und Handschuh verteilt. Aber an die Schutzkleidung zu kommen, sei nicht einfach gewesen. Er habe auch überlegt, Plexiglasscheiben in die Wagen einzubauen. Doch diese seien aktuell teuer und jede Investition muss wohl überlegt sein. Er reinigt seine Wagen täglich.
Nur noch auf der Rückbank mitfahren
Sandra Sieben hat solche Scheiben in ihren Wagen schon montiert. Alle Passagiere, die einsteigen, fahren nur noch auf der Rückbank mit: im Idealfall alleine, maximal zu zweit. Ausnahmen bilden Familien oder schutzbedürftige Menschen, die eine Begleitperson brauchen. Das betrifft zum Beispiel Dialyse-, Chemo- oder Bestrahlungstherapiepatienten. Sammelfahrten sind nicht mehr erlaubt.
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Schutzkleidung hat Sandra Sieben nicht. Sie hofft, dass sie bald selbst genähten Mundschutz von einer Person aus Schwitten kaufen kann. Ihre Fahrer haben alle Desinfektionsmittel im Wagen und versuchen, sich und die Autos so oft wie möglich zu desinfizieren. Besonders aber jene Bereiche, die die Kunden auf jeden Fall berühren.
Auf positive Zukunft hoffen
Beide Unternehmer hoffen, dass die Krise so schnell wie möglich überwunden ist und sich das Geschäft wieder erholt. Gregor Kleineher überlegt sogar schon, aus dem Taxigeschäft aus- und auf das Geschäft mit Mietwagen umzusteigen. Die Entscheidung will er aber erst gegen Ende des Jahres treffen. „Abwarten“, sagt er.