Hohenlimburg. Bei einem Infoabend in Hohenlimburg setzt Hagens Oberbürgermeister ein Signal für ein Ganzjahresbad Henkhausen und gegen den Erhalt des Lennebads
Komplett ausgereift ist die Zukunftsvision für die Hohenlimburger Bäderlandschaft noch nicht. Die erste Grafik, die eine Teilüberdachung für das Freibad Henkhausen illustriert, erinnert eher an die Klötzchen-Grafik aus den Zeiten von Windows 98. Damit Lust für so ein Projekt aufkommt und sich Bürger dafür erwärmen, muss wohl großer Bahnhof her. Und so lud die Initiative „Pro Ganzjahresbad Henkhausen“ – ein Verbund, der von SPD, CDU, FDP, Grüne und Hagen Aktiv ins Leben gerufen wurde – die Verwaltungsspitze um Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz, Stadtkämmerer Christoph Gerbersmann und Baudezernent Hennig Keune nach Hohenlimburg ein, um im Werkhof Kulturzentrum über das Projekt aufzuklären – und dafür zu werben.
Bürgerentscheid am 13. März
Denn am 13. März sind die Bürgerinnen und Bürger im Stadtgebiet aufgerufen, bei einem Bürgerentscheid selbst über die Zukunft der Bäderlandschaft im Bezirk zu entscheiden. Entweder das Richard-Römer-Lennebad wird saniert und weiter betrieben oder dieses Bad wird abgerissen und dafür das Freibad im Henkhausen zum Ganzjahresbad ausgebaut. Die Stadtspitze ließ keinen Zweifel daran, welcher Variante sie zugeneigt ist: einem modernen Ganzjahresbad in Henkhausen.
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Ganzjähriges Schwimmen gesichert
„Wir haben die riesige Chance, für die nächsten zwei Jahrzehnte ein gesichertes und ganzjähriges Schwimmangebot in Hohenlimburg zu haben“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der den Bürgerentscheid für den Erhalt des Lennebades als den aus seiner Sicht falschen Weg bezeichnete. Schulz musste mit Baudezernent und Kämmerer in der Folge auf viele Fragen zu dem geplanten Ganzjahresbad eingehen.
Becken wird nicht tiefer
So soll ein 25 mal 15 Meter Bereich des Beckens in Henkhausen überdacht, mit einem Hubboden ausgestattet und mit Edelstahl verkleidet werden. Tiefer als bisher in Henkhausen wird das Becken nicht, daher können Tauch- und Springangebote dort auch künftig nicht stattfinden. Ansässige Vereine müssten dafür ins Westfalenbad umziehen.
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Enge Zufahrt in Henkhausen
Dass sich das Freibad in Henkhausen anders als auf der ersten Grafik nicht im luftleeren Raum, sondern zwischen Wäldern und Wohnhäusern an einer engen Zufahrtsstraße befindet, ist bekannt. „Natürlich müssen wir uns Gedanken machen, wie wir mit dem Verkehr umgehen“, so Keune. Eine Buslinie bis vor das Bad soll eingerichtet werden. „Beim Pkw-Verkehr sind wir noch nicht soweit“, will man das Thema nach dem Bürgerentscheid anpacken. Dass sich der Entscheid auch gegen das Ganzjahresbad und für den Erhalt des Lennebades ausspricht, diese Möglichkeit steht im Raum.
2,4 Millionen für das Lennebad
Hat das Begehren Erfolg, müsste die Stadt nach bisheriger Kalkulation rund 2,4 Millionen Euro in das Lennebad investieren. Gelder, die man über Kredite bei der HVG oder einen Nachtragshaushalt einholen müsste, so Kämmerer Christoph Gerbersmann. „Wir haben dann aber keine Mittel mehr übrig, um Henkhausen weiter unterstützen zu können“, bliebe künftig der städtische Geldhahn für den Hohenlimburger Schwimmverein und sein Freibad zu. Dieses steht ohne Sanierung laut Vereinsvorstand ebenfalls vor dem Aus.
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Hintergründe zum Bürgerentscheid
Um die Pläne für dasGanzjahresbad Henkhausen zu kippen, müssen die Lennebad-Vorkämpfer mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten in Hagen auf ihre Seite ziehen.
Bei rund 147.000 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern sind also mindestens 14.700 Stimmen nötig, die für den Erhalt des Bades stimmen.
Zugleich muss die Zahl der Stimmen, die sich für den Erhalt aussprechen, auch die Mehrheit aller abgegebenen Stimmen bilden. Heißt: Selbst wenn am Ende mehr Stimmen für den Erhalt abgegeben wurden, muss diese Zahl auch die 10-Prozent-Hürde aller Wahlberechtigten knacken – sonst wird das Bad dennoch abgerissen.
Dieses „Zustimmungsquorum“ kritisiert der Verband „Mehr Demokratie NRW“, weil es demokratische Mehrheiten zu Minderheiten mache. Zudem könnten sich in der bestehenden Konstellation die Gegner eines Bürgerbegehrens berechtigte Hoffnungen machen, dass das Quorum nicht erreicht wird und gar nicht erst teilnehmen. „Wir finden aber, dass nicht die entscheiden sollten, die zuhause bleiben“, sagt Ina Kuhl, Sprecherin „Mehr Demokratie e.V.“, „sondern die, die sich für die Themen interessieren.“