Kreis Olpe. Otto Ersching möchte für die Linken im Kreis Olpe in den Bundestag einziehen. Er gibt zu, dass in dem Wahlprogramm viel Konfliktpotenzial steckt.

Routiniert befestigt Otto Ersching seine Canon 70D auf dem Stativ. Die Linse ist auf das Panorama oberhalb der Wasseroberfläche der Oestertalsperre ausgerichtet. Er möchte ein HDR-Bild erstellen. Dafür macht er mehrere Aufnahmen vom gleichen Motiv und legt sie später am Computer mit einer Bearbeitungssoftware übereinander. Für den 56-Jährigen ist die Fotografie nicht nur Entspannung, sondern auch ein Wegrücken vom Alltag. Ein Ausgleich zu seiner Arbeit und dem politischen Engagement. Was Politik und Fotografie gemeinsamen haben? Otto Ersching überlegt. „Nichts.“ Und das sei eigentlich auch ganz gut so.

Widerstand gegen die AfD als Motivation zur Politik

Otto Ersching tritt bei der kommenden Bundestagswahl als Kandidat für Die Linken an. Für seinen Heimatwahlkreis 149 Olpe – Märkischer Kreis I. Und das gerade einmal fünf Jahre, nachdem er überhaupt in die Partei eingetreten ist. Der Werkzeugkonstrukteur hat also keine klassische, politische Karriere eingeschlagen. „Für mich gab es damals zwei Gründe, in die Politik zu gehen“, sagt der Lüdenscheider. „Zum Einen war ich damals im Betriebsrat meiner Firma und musste zwei ungerechte Entlassungswellen begleiten; zum Anderen hatte ich das Gefühl, dass ich etwas gegen das Aufkommen der AfD unternehmen musste.“ 2013 ist er bereits gegen das „Bündnis gegen Rechts“ eingetreten.

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Aber warum genau Die Linke? „Für mich haben SPD und die Grünen kein echtes, soziales Programm. Sie rudern viel zu oft unter Druck zurück“, sagt Ersching. Ein Thema, das ihm hierbei unter anderem sehr wichtig ist: die Erhöhung des Mindestlohns auf 13 Euro. „Wobei das für mich noch zu niedrig ist. Er müsste bei 15 Euro liegen, damit die Ausbeutung der Menschen auf dem Arbeitsmarkt ein Ende findet.“ Andere Kernpunkte, die in dem Wahlprogramm der Linken stehen: Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in die öffentliche Hand zu geben, um eine solidarische Gesundheitsversicherung zu schaffen; eine Mindestsicherung von 1200 Euro statt Hartz IV; Ausbau des ÖPNV, sodass Bus und Bahn in fünf Jahren kostenfrei sind; jährlich 250.000 Sozialwohnungen schaffen und eine feste Obergrenze für Mieten festlegen.

Wahlprogramm mit Konfliktpotenzial

Klingt nach einem systematischen Umkrempeln. Wie will die Linke das schaffen? „Indem wir die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung abschaffen und das Vermögen in Deutschland umverteilen“, so der Lüdenscheider. Das bedeutet: Wer wenig hat, zahlt wenig, wer mehr hat, zahlt mehr. Und: Hohe Vermögen und Erbschaften sollen versteuert werden. „De facto gibt es noch eine Vermögenssteuer in Deutschland; seit 1997 wird sie aber nicht mehr erhoben“, betont Ersching. Ihm ist bewusst, dass das für Besserverdiener ungemütlich ist. „Da steckt garantiert viel Konfliktpotenzial drin. Aber wenn die Linke eine Mehrheit erreichen würde – was utopisch ist – wie viele würden dann tatsächlich aktiv Widerstand leisten?“

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Otto Ersching würde sich wünschen, dass die Linken zwischen 10 und 12 Prozent bei der Bundestagswahl erreichen würden. Er selbst gibt sich realistisch und bescheiden: „Ich weiß, dass ich die Direktwahl nicht gewinnen werde. Aber ich würde mir ein besseres Ergebnis als Ingeborg Mohr-Simeonidis wünschen, die beim letzten Mal für Die Linke angetreten ist.“ Sie erreichte damals 4,8 Prozent. Gleichzeitig möchte Ersching mit seiner Kandidatur ein Zeichen setzen: Dass er jemand „von der Basis“ ist; jemand, mit dem sich der Großteil der Bevölkerung identifizieren kann.