Kreis Olpe. . Eine Koalition kann sich Ingeborg Mohr-Simeonidis derzeit nur schlecht vorstellen. Dafür seien zuviele Zugeständnisse nötig.
- Ingeborg Mohr-Simeonidis aus Reichshof kandidiert für die Linken im Wahlkreis 149
- Sie fordert deutliche Verbesserungen beim Einkommen bis weit in den Mittelstand
- Zweifel am Elektromotor: Die Verbrennung wird in die Kraftwerke verlagert
Ingeborg Mohr-Simeonidis kandidiert im Wahlkreis 149 für die Linke. Die Diplom-Psychologin wohnt in Reichshof, ist verwitwet und hat keine Kinder. Sie ist Mitglied im Kreistag Oberberg und im Kommunalparlament von Reichshof sowie Kreissprecherin der Linken.
Was sind für Sie die beiden wichtigsten Ziele in der nächsten Legislaturperiode? Ingeborg Mohr-Simeonidis: Das allerwichtigste Ziel ist für mich das Schließen der Einkommensschere. Es kann nicht sein, dass sich die Einkommensunterschiede in Deutschland trotz der immer besser werdenden wirtschaftlichen Lage stetig weiter vertiefen. Bis weit in den Mittelstand hinein müssen die Leute mehr verdienen. So tritt die Linke dafür ein, dass Einkommen bis zu 7100 Euro im Monat entlastet werden. Um das zu finanzieren, wollen wir die Superreichen mehr besteuern. Dann würde der sogenannte Mittelstandsbauch bei den Steuern entfallen und Kinder würden die finanzielle Situation der Familien nicht mehr belasten.
Zweitens möchte ich für Frieden und Abrüstung eintreten. Auf keinen Fall kann ich einer Erhöhung der Rüstungsausgaben zustimmen - das würde auch ohne einen amerikanischen Präsidenten Trump gelten. Dazu gehört auch, dass wir aus dem Verteidigungsbündnis NATO eine Sicherheitspartnerschaft machen müssen.
Berlin ist weit weg. Was wollen Sie für den Wahlkreis bewegen?
Eigentlich sind es ja zwei Kreise mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Im Kreis Olpe müssen wir die sachgrundlosen Befristungen von Arbeitsplätzen abschaffen. Da gibt es durchaus Berührungspunkte, bei denen man mit der SPD zusammenkommen könnte. Ich habe mich schon in der Zeit als Psychologin in einer Klinik und Betriebsratsvorsitzende für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und den Gesundheitsschutz eingesetzt und gemerkt, dass man als Gewerkschaft nicht genug bewegen kann. Das war ein Grund, politisch aktiv zu werden.
Etwas getan werden muss auch bei der Infrastruktur. Was in Sachen Breitbandversorgung im Kreis Olpe derzeit diskutiert wird, hat mich erschüttert. Da gucken am Ende viele in die Röhre oder müssen kräftig zuzahlen. Auch Landwirte sind auf die digitale Vernetzung angewiesen. Das bisherige Konzept reicht doch bei weitem nicht aus. Wie soll der Kreis da attraktiv werden für junge Leute? Da ist es doch kein Wunder, dass alle in die Großstädte ziehen.
Wird der Streit um die Flüchtlinge auch nach den Wahlen weitergehen bzw. wieder Fahrt aufnehmen?
Dafür wird die CSU schon sorgen. Die wird das Flüchtlingsthema zur eigenen Profilierung verwenden. Dabei könnten wir viel mehr erreichen, wenn wir es nur wollten. Schließlich sind wir ein reiches Land. Deshalb bin ich auch gegen jede Form der Obergrenze: Grundgesetz ist Grundgesetz. Man müsste aber zum Beispiel mehr Sprachunterricht anbieten, was letztlich Geld kosten würde. Würde man Flüchtlinge gut integrieren, würde sich das auch auf die Wirtschaft hierzulande positiv auswirken, weil sie die hier erworbenen Kentnisse mitnehmen, falls sie eines Tages in ihre Heimat zurückgehen.
Welche Koalition wäre Ihnen am liebsten, welche können Sie sich gar nicht vorstellen?
Ich kann mir keine Koalition mit der AfD vorstellen. Wenig wünschenswert finde ich auch eine große Koalition. Alles andere ist quasi gehupft wie gesprungen. Als Linke kann ich den neoliberalen Kurs nicht befürworten, den auch die SPD in den letzten Jahren gefahren hat. Auch die Grünen schwenken auf diesen Kurs ein. Deshalb sehe ich die Linke derzeit in keiner Koalition - auch nicht in Rot-Rot-Grün. Da wären allzu große Zugeständnisse nötig. Es gibt sicher Themen, bei denen man zueinander finden könnte. Aber solange man nicht an eine andere Ausrichtung der NATO denkt, wird es schwierig. Die NATO treibt derzeit Russland immer mehr in die Enge und wer sich bedrängt fühlt, der neigt zu überschießenden Reaktionen. Wir müssen stattdessen einen Weg finden, die Verhärtungen schrittweise aufzuweichen wie damals Willy Brandt.
Muss es ein konkretes Datum für das Ende der Verbrennungsmotoren geben?
Ein konkretes Datum wäre sicher ein Anreiz. Man würde die Autokonzerne dazu bewegen, Entwicklungen voranzutreiben. Es muss ja nicht unbedingt der Elektromotor sein. Der verlagert die Verbrennung ja nur in die Kraftwerke. Da stellt sich die Frage, ob uns das wirklich weiterbringt. Ich denke, der Elektromotor ist nur eine Übergangslösung - eventuell zum Wasserstoffmotor. Eine neue Technologie bringt aber auf jeden Fall neue Produkte mit sich und somit auch Entwicklungsmöglichkeiten für die Zulieferer, die sich ja zu einer Entwicklungsgesellschaft vernetzen könnten.
Was schätzen Sie: Wieviel Prozent der Wählerstimmen erhält Ihre Partei am 24. September?
Bundesweit hoffe ich auf 12 Prozent plus X.