Brün/Siegen. Hat eine 65-Jährige in Brün mit einem Küchenmesser auf ihren schlafenden Ehemann eingestochen? Das sagt der Gutachter.
Dreimal soll eine 65-Jährige am 17. Februar dieses Jahres in Brün mit einem Küchenmesser auf ihren schlafenden Ehemann (68) eingestochen haben. Wegen versuchten Mordes ist sie vor dem Schwurgericht angeklagt. Doch auch nach dem dritten Verhandlungstag bleibt das Motiv völlig unklar. Das Ehepaar kann sich laut ihren Aussagen an nichts erinnern. Es ist und bleibt ein mysteriöser Fall. „Das große Problem ist es, hier festzustellen, was geschehen ist und warum es geschehen ist“, brachte es die Vorsitzende Richterin Elfriede Dreisbach auf den Punkt.
Auch Dr. Bernd Roggenwallner konnte in seinem Gutachten keine Gründe für die Tat liefern. „Es gibt keine sicheren Feststellungen“, meinte der Nervenarzt aus Dortmund. Man könne nicht sagen, ob es sich bei der Frau um tatsächliche Erinnerungslücken oder eine Schutzbehauptung handele. Roggenwallner hatte den Auftrag, die Schuldfähigkeit und eine mögliche Unterbringung zu prüfen. Er sieht bei der Angeklagten, die bei der Tat fast drei Promille Alkohol im Blut hatte, eine verminderte Schuldfähigkeit, aber keine Schuldunfähigkeit.
Keine Unterbringung
Die Unterbringung der Frau in der Psychiatrie oder einer Entzugsklinik sei nicht anzuordnen, so der 61-Jährige. Es liege keine psychiatrische Erkrankung vor, die nicht vorbestrafte Angeklagte sei auch keine Gefahr für die Allgemeinheit. „Aggressivität ist ihr ansonsten lebensfremd. Aufgrund der Alkoholsucht sind keine weiteren erheblichen Straftaten zu erwarten“, sagte der Gutachter.
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Auch eine ganze Reihe von Zeugen konnten kein Licht ins Dunkel bringen. Der Sohn beschrieb seine Mutter als liebevolle Frau: „Sie tut alles für ihre Kinder und Enkelkinder. Sie ist klug, hat viel gelesen. Ihr einziges Problem ist der Alkohol.“ Sie habe immer öfter zur Flasche gegriffen, berichtete die Angeklagte: „Ich war richtig krank von dem Zeug.“ Grund sei ihr damaliger zweiter Mann gewesen, der immer anderen Frauen nachgelaufen sei. Dann brach die 65-Jährige in Tränen aus. „Die Seele tut mir weh. Ich schäme mich über alles. Das Schlimmste ist, dass die Kinder und Enkel mitbekommen, dass Oma im Knast ist“, schluchzte sie.
Der Prozess wird am 26. August mit den Plädoyers fortgesetzt.