Heinsberg/Mainz. Barbara Völkel aus Heinsberg arbeitet als Reporterin beim ZDF. Sie spricht über einen spektakulären Mordfall, den sie 27 Jahre lang betreut hat.

Aus dem Sauerland hinaus in die große, weite Welt. Das ist für viele Menschen ein Traum. Und wenn man den Traum noch mit seinem Beruf verbinden kann, ist es besonders toll. Wer sich den Traum erfüllt hat, ist Barbara Völkel aus Heinsberg. Sie arbeitet als Reporterin beim ZDF. Tür an Tür mit der stellvertretenden Chefredakteurin Bettina Schausten und der neuen „heute“- Moderatorin Jana Paraeigis.

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Aber die 56-Jährige arbeitet eben nicht nur in der Sendezentrale am Lerchenberg, sondern in der ganzen Welt. „Ich arbeite nun schon seit 30 Jahren als Redakteurin beim ZDF. Ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen“, sagt Barbara Völkel. „Offizieller Anlass“ unseres Besuchs war die Ausstrahlung einer Dokumentation über den Mordfall Kalinka Bamberski am Sonntag um 21 Uhr im Infokanal des ZDF.

Kalinka Bamberksi wird 1982 ermordet aufgefunden

In der Sendung „Aufgeklärt“ rekonstruieren der Profiler Axel Petermann und die Psychologin Katinka Keckeis den spektakulären Kriminalfall. Das 14-jährige Mädchen wurde 1982 in Lindau am Bodensee ermordet. Es war ein grenzübergreifender Kriminalfall in Deutschland und Frankreich, der jahrzehntelang für Aufsehen sorgte. In diesem Fall gab es 2009 sogar eine Entführung von Kalinkas Stiefvater Dieter Krombach nach Frankreich. 2015 wurde Krombach schließlich zu 15 Jahren Haft wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. Kalinkas leiblicher Vater André Bamberski wurde wegen der Entführung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt.

André Bamberski war der Motor bei der Aufklärung des Falles. Unter anderem mit Hilfe von Journalisten sorgte er dafür, dass der Fall nach vielen Jahrzehnten doch noch aufgeklärt wurde. Und dazu gehörte vor allem Barbara Völkel. „Für mich war es der spektakulärste Kriminalfall in meiner 30-jährigen Fernsehkarriere. Ich habe diesen Fall 27 Jahre lang betreut. Am längsten von allen Journalisten weltweit. Deshalb bin ich der rote Faden in dieser Dokumentation über den Tod dieses Mädchens. Es sind exklusive Interviews mit dem Täter, mit den Opfern und mit der Tochter des Täters zu sehen. Es war ein großes Politikum zwischen Deutschland und Frankreich. Zunächst zwischen Jacques Chirac und Helmut Kohl, später zwischen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy“, erzählt Barbara Völkel rückblickend.

Mit 29 Jahren zum populärsten Politmagazin Deutschlands

Der Fall „Kalinka Bamberski“ war aber bei weitem nicht das einzige Highlight in der Karriere von Barbara Völkel. Sie fing in der ZDF-Zeitgeschichte zunächst als Hospitantin unter Leitung von Dr. Guido Knopp an. Dann wechselte sie als Redakteurin zur Sendeleitung/Trailerredaktion und schließlich zu Frontal. Barbara Völkel: „Meine damaligen Vorgesetzten waren Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle. Die bekanntesten Fernsehjournalisten zu dieser Zeit. Für mich eine große Herausforderung, für das bekannteste, investigativste und populärste Politmagazin Deutschlands zu arbeiten. Ich war gerade mal 29 Jahre alt.“

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Bei Frontal war sie zehn Jahre lang als Redakteurin tätig. Es folgten zehn Jahre als Reporterin im In- und Ausland. Sie moderierte bei 3sat und bei Phoenix. „Schließlich kam ich 2016 in die Hauptredaktion Aktuelles. Der damalige Hauptredaktionsleiter, stellvertretende Chefredakteur, und Terrorexperte des ZDF, Elmar Theveßen, der heute das Studio Washington leitet, holte mich als verantwortliche Redakteurin für die EBU – European Investigative Projects and Network – nach Brüssel in die Leitung. Seitdem arbeite ich für verschiedene Formate im Bereich investigativen Journalismus.“

Foto vom Prager Balkon mit Frank-Walter Steinmeier

Ein Highlight in ihrer Karriere liegt bereits 32 Jahre zurück. „Im September 1989 war ich in Prag, als die deutsche Botschaft dort mit DDR-Flüchtlingen besetzt war. Ich war damals noch Studentin und hospitierte beim ZDF. Im Jahr 2014 wurde ich mit anderen Pressevertretern zum 25-jährigen Jubiläum dieses historischen Ereignisses nach Prag eingeladen. Prominente Politiker aus Deutschland, unter anderem Hans-Dietrich Genscher, waren damals vor Ort. Natürlich standen wir auch auf dem berühmten Prager Balkon. Da entstand auch ein Foto mit dem damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier“, erzählt Barbara Völkel stolz.

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Aktuell arbeitet Barbara Völkel an einer Dokumentation über bedrohte, verfolgte und ermordete Umweltaktivisten weltweit. Und auch die nächsten Projekte stehen schon vor der Tür. „Im kommenden Sommer ist eine Dokumentation über das Leben der Amish People in den USA, zusammen mit Elmar Theveßen, geplant“, erzählt Barbara Völkel.

Wurzeln in ihre Heimat Heinsberg immer gepflegt

Damit nicht genug ihres Engagements beim ZDF. Anfang 2021 wurde Barbara Völkel zur medienpolitischen Sprecherin der größten Gewerkschaft im ZDF, der Mediengewerkschaft VRF (Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden) gewählt. Außerdem ist sie Mitglied im ZDF-Personalrat.

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Bei allen Reisen durch die Welt und ihrem Wirken beim ZDF hat Barbara Völkel immer die Wurzeln in ihre Heimat gepflegt. Einem Ereignis im kommenden Jahr fiebert Barbara Völkel besonders entgegen: „Im Juli 2022 habe ich mein 40-jähriges Jubiläum als Heinsberger Schützenkönigin. Da möchte ich auf jeden dabei sein. Ich habe nach wie vor eine sehr enge Bindung an mein ehemaliges Heimatdorf Heinsberg, wo ich fast 20 Jahre lang gelebt habe.“