Hagen. Aufgrund steigender Inflation erhöht das Theater die Preise für Karten im Freiverkauf. Aufwendige Sanierungen finden erst im nächsten Jahr statt.

Ein Drittel seiner Abonnenten konnte das Theater Hagen in der aktuellen Spielzeit ins Haus zurückholen, zwei Drittel der Abos wurden noch nicht wieder aktiviert, schlummern also noch in der Schublade. „Ich hoffe allerdings, dass wir in der kommenden Spielzeit möglichst viele Stammbesucher zurück gewinnen können, wobei die Altersstruktur unseres Publikums berücksichtigt werden muss“, sagt Francis Hüsers.

Der Intendant des Theaters spielt damit auf etliche Zuschauer, die auch nach der Pandemie aus Altersgründen das Theater nicht mehr regelmäßig besuchen werden, an. Um dennoch viele der Abonnenten wieder ins Boot zu holen, bleiben in der kommenden Spielzeit die Abopreise stabil. Anders als die Preise für Tickets im Freiverkauf – besagte Karten werden je nach Aufführung und Kategorie um 3 bis 10 Prozent teurer.

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„Aufgrund der steigenden Inflation sind wir um eine Preiserhöhung in diesem Bereich nicht herum gekommen“, erläutert Dr. Thomas Brauers. Der Geschäftsführer des Theaters animiert daher Kulturfreunde, sich für ein Abo zu entscheiden, „die Ersparnis zwischen einem Abo und Tickets im Freiverkauf liegt immerhin zwischen 28 und 55 Prozent.“

Zuschauerbeschränkung bleibt

Die kommende Spielzeit sei aus finanzieller Sicht gesichert, doch seien die Zeiten durch Corona, die Hochwasserkatastrophe in Hagen sowie die Entwicklung der Inflation alles andere als rosig, „und auch unsere Zuschauerbeschränkung auf 600 Besucher werden wir vermutlich bis Winter beibehalten“, so Brauers.

Trotzdem blickt der Geschäftsführer optimistisch in die Zukunft, „es geht überall wieder los, und das Publikum wird wieder mehr Lust bekommen, auszugehen und Kultur zu genießen.“

Bei der gestrigen Spielplanpräsentation stand ein Aspekt besonders im Vordergrund. Es geht um die Beantwortung der Frage, wie man weniger kulturaffine Menschen vom Theater begeistert. Eine Antwort: In dem man Kultur in die Stadt hinaus trägt und sich das Theater an anderen Orten – ohne Eintritt und ohne Hemmschwellen – präsentiert.

Ein gutes Beispiel liefert dafür der Auftakt der neuen Spielzeit, der als Open-Air-Veranstaltung auf der Springe stattfindet. Konkret: Am Samstag, 27. August, um 19 Uhr gibt es auf dem großen Platz vor dem Cinestar eine 80-minütige Zusammenfassung der bekannten Georges-Bizet-Oper „Carmen“. Mit dem Freiluft-Event will das Theater Opernfreunde und „Laufpublikum“ gleichermaßen ansprechen.

Intendant Francis Hüsers hofft, dass in der Spielzeit 2022/23 – also nach der Pandemie – wieder mehr Besucher ins Theater Hagen kommen.
Intendant Francis Hüsers hofft, dass in der Spielzeit 2022/23 – also nach der Pandemie – wieder mehr Besucher ins Theater Hagen kommen. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

„Dass wir zum Auftakt nicht ins große Haus einladen, hat allerdings einen weiteren Grund. Laut Plan wäre im Spätsommer unsere Sprühwasserlöschanlage saniert worden“, erklärt Francis Hüsers, „daher haben wir für diese Zeit von großen Produktionen im Haus abgesehen.“ Zum Hintergrund: Im städtischen Haushalt war die kostspielige Sanierung der Sprühwasserlöschanlage für Sommer 2022 eingeplant (Thomas Brauers: „Ein Ein- bis Zwei-Millionen-Euro-Projekt“).

Aufgrund der unvorhersehbaren Kosten, die die Stadt für die Behebung der Flutschäden aufbringen musste, wurde besagte Sanierung in die Warteschleife gestellt. „Wir hoffen nun, dass die Umbaumaßnahme im Sommer 2023 durchgeführt wird“, so Thomas Brauers.

Open-Air-Events

Neben „Carmen“ gibt es aus besagten Gründen ein weiteres Open-Air-Event: Ebenfalls am 27. August präsentiert das Lutz-Team um Anja Schöne das interaktive Natur-Theater-Spektakel „Träume pflanzen“ auf dem Wilhelmsplatz in Wehringhausen.

Und sonst? Die Wiederaufnahme des Musicals „Anatevka“ steht ab dem 21. September auf dem Programm, „später gehen wir mit dem Publikumsliebling auf Tour in die Schweiz und nach Finnland“, so Hüsers stolz.

Auch die Rock-Pop-Grunge-Theater-Party „Heroes“, die am Samstag, 4. Juni, Premiere feiert und gerade auch jüngeres Publikum ansprechen soll, wird etliche Male in der kommenden Spielzeit gezeigt, außerdem ist die Jaques-Offenbach-Operette „Die schöne Helena“ ab Ende Oktober auf der Hauptbühne zu sehen.

Bühnenball im Februar 2023

„Morgen, Findus, wird’s was geben“ wird das diesjährige Weihnachtsstück, das am 12. November erstmals gezeigt wird, und auch der aufgrund der Pandemie zweimal verschobene Bühnenball wird in der kommenden Spielzeit stattfinden. Zu Karneval, also am 17. und 18. Februar, soll dann im ganzen Haus „Goldrausch“ herrschen.

Auch Generalmusikdirektor Joseph Trafton erachtet es als überaus wichtig, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die sonst nicht ins Schauspiel oder ins Konzert gehen. Mit dem Sonderkonzert „Videogames in Concert“, das am 28. August kostenlos auf der Springe gezeigt wird, werden, so hofft Joseph Trafton, auch viele junge Leute angesprochen.

Arbeit mit freien Choreographen

Und in der Sparte Ballett? „Da bleibt erstmal alles wie bisher“, sagt Francis Hüsers und meint damit die Situation, dass es am Hagener Haus derzeit keine Ballettdirektorin bzw. keinen Ballettdirektor gibt. Seit dem Weggang von Marguerite Donlon­ zum Ende der Spielzeit 2020/21 arbeitet die Compagnie unter keiner festen Leitung.

„Wir werden auch in der kommenden Spielzeit mit verschiedenen Choreographen­ zusammen arbeiten“, erläutert Waltraud Körver­, Ballettmanagerin und Dramaturgin.

In der Spielzeit 2022/23 werden übrigens einige Tänzerstellen neu besetzt, da Tänzer aus dem Ensemble aus Altersgründen das Hagener Haus verlassen. „Auf die ausgeschriebenen Tänzerstellen haben wir 570 Bewerbungen bekommen“, sagt Waltraud Körver zufrieden und fügt an: „Das zeigt, wie beliebt das Hagener Ballett auch ohne feste Direktion ist.“