Hohenlimburg. Mal Gemüse, mal Fleisch, mal altes Brot: Immer wieder füttern Spaziergänger die Nutrias am Lenneufer mit Essensresten. Zurück bleibt oft Müll

„Unsere Mitglieder sind oft an der Lenne unter der Stennertbrücke und die Leute werfen Essen von Oben. Manchmal sehen die uns nicht und plötzlich fliegt das Essen runter‘‘. schildert Benjamin Klar, Sprecher der Angelfreunde Lenne-Hohenlimburg. „Ich habe mal eine ganze Tüte mit Hähnchen am Ufer liegen sehen“, ergänzt eine Anwohnerin, die regelmäßig mit ihrem Hund an der Lenne spazieren geht.

+++ Lesen Sie auch: Fütterungsorgien: Nutria-Explosion an Lenne in Hohenlimburg +++

Worm es geht? Die Rede ist von den unkontrollierten Fütterungen der Nutrias in Hohenlimburg. Die niedlich aussehenden Biberratten kommen zur warmen Jahreszeit oft aus ihren Höhlen heraus und sind bekannte Gäste am Lenneufer. Vorbeigehende Passanten füttern die Tiere unerlaubterweise. Besonders häufig kommt es zu diesen Fütterungen am Lennedamm in der Hohenlimburger Innenstadt, wo sich auffällig viele Nutria am Ufer tummeln.

Füttern der Tiere bringt Probleme

Kein Wunder: Das Futterangebot reicht von Brot und Fleisch bis hin zu verschiedenen Gemüsesorten. Gesund ist das für die Nutrias und auch andere Wildtiere, die das Lenneufer besiedeln eigentlich nicht. „Für die Wasservögel und Enten ist das Gift. Das Toastbrot vor allem“ stellt Klar fest.

,,Und was die Tiere nicht essen, das holen sich die Ratten’’. Dazu kommt ein weiteres Problem: Die Reste bleiben liegen und vermüllen das Ufer. „So viel wie hier hingeworfen wird, das können die Nutrias gar nicht essen. Es hat schon fast was von Müllentsorgung“, stellt eine Anwohnerin fest.

Nutrias vermehren sich extrem

Dass die Tiere an der Lenne gut ernährt werden, führt nicht zuletzt dazu, dass sich die Nager dort auch stark fortpflanzen. ,,Die haben sich extrem vermehrt. Der Abschnitt an der Lenne ab Stennertbrücke ist komplett voll mit den Viechern“, sagt Angler Klar. Wie viele Nutrias sich in und an den Hagener Gewässern tummeln, ist nicht bekannt.

+++ Lesen Sie auch: Kanuten ärgern sich über Bisam-Plage +++

Nager unterhöhlen Uferabschnitte

Eine Vermehrung der Nager, die ursprünglich aus Südamerika stammen, kann aber auch zu großen Schäden führen. „Man darf nicht vergessen, dass sie auch in der Lage sind ganze Ufer zu unterhöhlen“, klärt Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station, auf. Grund dafür ist, dass die Tiere unterirdische Gangsysteme graben, in denen sie leben.

Im Extremfall könne dies dazu führen, dass obererdig ganze Uferabschnitte einsacken. „Die Standfähigkeit der Ufer kann geschädigt werden. In Hagen haben wir damit aber keine massiven Probleme“, gibt Blauscheck Entwarnung.

Schilder sollen aufklären

Um das unkontrollierte Füttern der Nagetiere zu verhindern, sollen vor Ort künftig Schilder angebracht werden, die auf die negativen Folgen hinweisen. Wann genau der Vorstoß vom Frühjahr 2021 aus der Bezirksvertretung umgesetzt wird, ist unklar.

,,Die Leute füttern meist in guter Absicht, aber da wird eine Population großgezogen, die da nicht hingehört. Die Schilder hätten einen pädagogischen Effekt“, so Frank Schmidt, Bürger für Hohenlimburg. „Vielleicht können die Nutrias das dann auch lesen und verschwinden von selbst.“

Jagdgenehmigung bis 2025 verlängert

Nutria und Bisam sind invasive Arten, die hierzulande nicht heimisch sind. Vor allem die Nutria vermehren sich an den Gewässern explosionsartig. Die Nagetiere sind schon nach fünf Monaten geschlechtsreif, jedes Weibchen kann pro Jahr dreimal acht bis zehn Junge zur Welt bringen. Selbst Naturschützer halten die Jagd auf die Tiere für alternativlos.

Wegen der weiter hohen Population dürfen Nutria und Bisamratte in der Kaisbergaue, an der Volmemündung, in der Ruhraue Syburg sowie am Lennesteilhang Garenfeld bejagt werden. Im Februar hatte der Naturschutzbeirat einer Verlängerung der Jagdgenehmigung bis 2025 zugestimmt. Im vergangenen Jahr wurden 11 Nutria und 9 Bisam durch Bejagung in Hagen erlegt.