Hohenlimburg. Menschen werfen ganze Tüten mit Nahrungsresten hinab zu den bereits wartenden Nutrias an der Lennepromenade. Die Auswirkungen sind verheerend.

Als Reporter in der Hohenlimburger Redaktion an der Langenkampstraße muss man sich keinen Zentimeter vom Schreibtischstuhl wegbewegen, um das Problem sofort zu sehen. Der Blick aus dem Fenster hinaus ans Lenne-Ufer reicht. Dort stehen nahezu täglich Menschen beispielsweise an der Mühlenbergstraße und füttern die unten bereits wartenden Nutrias mit Brot und anderen Dingen. Die Hohenlimburger Politik reagiert jetzt auf das Problem, das immer größer wird.

Einstimmig folgte die Bezirksvertretung zuletzt einem Antrag der Bürger für Hohenlimburg. Die Verwaltung ist nun gebeten worden, über die ungefähre Anzahl der in Hohenlimburg lebenden Nutrias zu informieren. Und über die Schäden, die von ihnen verursacht werden. Sollte der Schaden, wie angenommen, groß sein, sollen Schilder künftig an der Ecke Norwich-Brücke/Mühlenbergstraße aufgestellt werden, auf denen Gründe für einen Fütterungsverzicht angegeben werden.

Vermüllung des Lenneufers als negativer Nebeneffekt

Vor allem an besagter Ecke, aber auch an der anderen Flussseite am Brucker Platz würden regelmäßig Nutrias gefüttert und ganze Tüten mit Gemüseresten hinabgeworfen. Der Uferbereich vermülle und die die Anzahl der Tiere vergrößere sich zusehends. Der Naturschutzbeirat hat die Jagdgenehmigung für Nutria und Bisamratte um weitere drei Jahre verlängert. Die Nagetiere dürfen damit in der Kaisbergaue, an der Volmemündung, in der Ruhraue Syburg sowie am Lennesteilhang Garenfeld weiterhin bejagt werden. Sowohl Nutria als auch Bisam sind invasive Arten, die hierzulande gar nicht heimisch sind. Die Europäische Union hat die Tiere bereits im Jahr 2016 auf eine Liste gebietsfremder Arten gesetzt.

Auch Schwertlilien, Flussampfer und Seerosen stehen auf dem Speiseplan der invasiven Nager

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„Die Nutrias unterhöhlen die Dämme an den Gewässern und fressen ökologisch wertvolle Pflanzen radikal weg“, sagte Wilhelm Bögemann, ehemaliger Vorsitzender des Gremiums, damals zu unserer Zeitung. Die Vermehrungsrate der Tiere ist legendär – schon nach fünf Monaten sind sie geschlechtsreif, jedes Weibchen kann pro Jahr dreimal acht bis zehn Junge zur Welt bringen. Deshalb ist es auch unmöglich, den Bestand auszurotten. Was die ursprünglich in Südamerika beheimateten Nager anrichten können, zeigte sich 2014, als sie das Hundeübungsgewässer am Zusammenfluss von Volme und Ruhr gänzlich von Pflanzenbewuchs, darunter geschützte Arten wie Igelkolben und Froschbiss, befreiten. Auch Schwertlilien, Flussampfer und Seerosen stehen auf dem Speiseplan der invasiven Nager. Aus der Kaisbergaue konnten die Tiere ferngehalten werden.

Bei Kontrollen an einer Ölsperre waren zuletzt bis zu 15 Tiere auf einmal gesichtet worden

Das völlig unreflektierte Füttern der Tiere an der Lennepromenade in Hohenlimburg wirkt vor diesem Hintergrund wie ein Brandbeschleuniger. Die Tiere vermehren sich explosionsartig, gewöhnen sich an den Fütterungsort, schädigen das Ufer und andere Vogelarten möglicherweise gleich mit, weil das Fütterungsangebot auch hier negativ wirkt.

Dass eine Lockwirkung wohl längst eingetreten ist durch die Fütterungen, deutet die Verwaltung bereits an. Bei Kontrollen an einer Ölsperre waren zuletzt bis zu 15 Tiere auf einmal gesichtet worden. Angler würden regelmäßig von bis zu vier Tieren aufgesucht, bei Nacht noch mehr. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Population zunehme, auch Jungtiere würden gesichtet. Offensichtliche Uferschäden seien aber noch nicht festzustellen.

Die Hinweistafeln dürften „wenige tausend“ Euro kosten.