Attendorn. Einkaufszentrum in Attendorn: Die Frage, wer neben Müller im Hauptgeschoss einzieht, ist noch nicht beantwortet. Es gibt zwei Interessenten.
Auf die Frage, wie das zweigeschossige Gebäude des neuen Einkaufszentrums am Attendorner Bahnhof aussehen soll, hat der Investor aus Düsseldorf am Montagabend im zuständigen Ausschuss eine Antwort gegeben. Die ITG plant das Wall-Center unter anderem mit großen Fensterelementen, einem verglasten Haupteingang an der Bahnhofsstraße, mit einer Fassaden- und Dachbegrünung und Photovoltaik. Entsprechende Gebäude-Ansichten präsentierte Architekt Arnd Gatermann der Politik. Natürlich bleiben auch nach dieser Anschauung noch einige Fragen bei diesem Großbauprojekt offen, auf die die Vertreter der ITG noch keine Antwort haben – oder sie noch nicht geben können.
Im Raum steht beispielsweise noch die Frage, wer den eigentlich der Lebensmittelvollsortimenter sein wird, der gemeinsam mit der Drogerie Müller ins Hauptgeschoss einzieht. „Wir erledigen zunächst unsere eigenen Hausaufgaben, bevor wir die potenziellen Mieter in die finale Arbeit bringen“, antwortete der Projektverantwortliche Stephan Raida auf eine entsprechende Frage von Birgit Haberhauer-Kuschel (CDU). Raida erklärte, dass zwei Interessenten im Gespräch seien. Es ist kein großes Geheimnis, dass es sich dabei Edeka und Hit handeln soll.
+++ Lesen Sie hier: Finnentrop: Aus Fabrikhalle in Bamenohl wird großes Wohnhaus +++
Fest steht bereits, dass die Drogerie Müller, eine Apotheke und eine Cafébar im Wall-Center einziehen – anders als der Textildiscounter Kik, der aus Platzgründen nicht mehr dabei ist. Wie bereits mehrfach berichtet, musste die ITG um ein für sie nicht mehr verfügbares Grundstück herumplanen – dadurch fiel Kik am Ende hinten über.
Öffnungszeiten abhängig von Mietern
Ungeklärt ist auch noch die Frage, wie lange das ebenerdige Parkdeck mit seinen 116 Stellplätzen (hinzu kommen weitere Parkmöglichkeiten auf der Westseite des Gebäudes unter freiem Himmel) geöffnet sein wird – und wie teuer das Parken dort wird. „Unser Wunsch ist, dass die Kunden möglichst lange und kostengünstig ihr Auto im Parkdeck abstellen können, damit sie noch die Möglichkeit haben, in Ruhe in die Innenstadt zu gehen“, erklärte CDU-Chefin Birgit Haberhauer-Kuschel im Ausschuss.
+++ Lesen Sie hier: Wieso die Villa Höffken nicht versteigert wird +++
Das wiederum hänge von den Mietern ab, sagt der Investor und erklärt: Einer der beiden Lebensmittelinteressenten präferiere kostenfreies Parken für anderthalb Stunden, der andere Interessent würde seine Kunden zwei Stunden umsonst parken lassen. Das Kalkül ist klar: Beide Interessenten wollen eine möglichst hohe Besucherfrequenz und sie haben wenig Interesse, dass Parkplätze stundenlang „blockiert“ werden. Wer länger parkt, müsse daher auch bezahlen. Auch die Öffnungszeiten des Parkdecks sind noch nicht geklärt und hängen mit den Öffnungszeiten von Müller und Co. ab. Während die Drogerie tatsächlich erst um 9 Uhr öffnet, machen Lebensmittelanbieter in der Regel um 7 oder 8 Uhr auf.
Was geschieht bei Starkregen?
Eine Frage, die sich nicht zuletzt durch die Ereignisse der Hochwasserkatastrophe im Sommer immer häufiger stellt: Wie gut ist das Wall-Center gegen Starkregen-Ereignisse geschützt – „zumal wir am Bahnhof so ziemlich an der tiefsten Stelle in Attendorn sind“, wie CDU-Ratsmitglied Rolf Schöpf anmerkte.
Im schlimmsten Fall, so ITG-Architekt Arnd Gatermann, würde das Regenwasser durch das offene Parkdeck im Erdgeschoss fließen und die Apotheke im EG in Mitleidenschaft ziehen. „Die Gebäudestruktur an sich würde aber nicht angegriffen“, glaubt der Architekt.
+++ Zweittext +++
Die Sorge vor einem Ausbluten der Innenstadt ist bei einzelnen Händlern in der Wälle unverändert hoch. „Der Attendorner Einzelhandel macht sich große Sorgen“, betont etwa CDU-Ratsvertreter und Konditor Markus Harnischmacher. Deswegen stellte er Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) die Frage, für wie strapazierfähig er den Einzelhandel halte? Der Konditor bezieht sich auf die vielzitierte Auswirkungsanalyse auf den bestehenden Handel. Diese prognostiziert hohe Umsatzumverteilungen aus der Innenstadt und rein ins Wall-Center, vor allem in den Sortimenten Nahrung/Genuss und Körperpflege. Harnischmacher: „Die Kundenströme werden aus der Innenstadt verlagert.“
Der Bürgermeister entgegnet jedoch, dass durch die Ansiedlung des großflächigen Einzelhandels im Wall-Center auch die Händler in den Innenstadt profitieren, weil mehr Kunden auf den Straßen der Hansestadt unterwegs seien. „Das wird Hand in Hand gehen“, ist Pospischil überzeugt.
Skeptisch ist auch Apotheker Christian Springob. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft kritisiert unter anderem, dass es die Sortimente, die im Wall-Center entstehen, bereits gibt und keine neuen Angebote geschaffen würden. Auch kann er nicht verstehen, dass die ITG nicht auf den Wunsch eingegangen ist, im neuen Einkaufszentrum zusätzlichen Wohnraum zu etablieren. Die Stadt in Person von Baudezernent Carsten Graumann hält dagegen und betont, dass es beispielsweise im Bereich Körperpflege/Gesundheit bislang nur einen Anbieter (Rossmann an der Wasserstraße) gibt und ein zusätzliche Anbieter wie Müller Frequenz bringen und Kaufkraftabflüsse nach Olpe oder Bamenohl verhindern würde.