Hagen. Sie sind zwei gute Engel in Hagen: Nach dem Hochwasser beraten Simone Heitbreder und Michael Idel Betroffene. Wie sie Menschen glücklich machen.
Vielleicht haben sie den schönsten Job in der Stadtverwaltung Hagen. Denn sie zaubern Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Kann es etwas geben, was einen im Beruf zufriedener macht? „Immer wieder schicken uns die Betroffenen Fotos“, sagt Simone Heitbreder, „auf einigen ist zu sehen, dass sie vor Glück weinen.“
Simone Heitbreder hat selbst im Untergeschoss 20 Zentimeter tief im Wasser gestanden und gegen die Fluten gekämpft. Und auch Michael Idel, ein eigentlich längst pensionierter Beamter der Stadtverwaltung Hagen, hatte gemeinsam mit Nachbarn an jenen Tagen mitte Juli, als die Jahrhundertflut über Hagen kam, dagegen gekämpft, dass sich das Wasser den Weg in die Wohnhäuser suchte.
Arbeiten für die Hochwasserhilfe in Hagen
Jetzt arbeiten beide für die Hochwasserhilfe in Hagen – für eine Einrichtung, die von der Stadt und verschiedenen Wohlfahrtsverbänden getragen wird und in der es zehn Monate nach der Jahrhundertflut noch immer darum geht, die Folgen für die Menschen in Hagen abzufedern.
Zweimal 400.000 hat eine eigens eingerichtete Spendenkommission unter Vorsitz des ehemaligen Hagener Oberbürgermeister Wilfried Horn (CDU) bisher für 130 Betroffene freigegeben. Am Dienstag ist die Kommission erneut zusammengekommen, um über die Freigabe weiterer Mittel zu befinden, die auf dem eigens eingerichteten Spendenkonto der Stadt Hagen eingegangen sind. 600.000 Euro stehen noch zur Verfügung. 275.000 Euro sind so unter anderem auf Vermittlung unserer Zeitung über eine Stiftung der Sächsischen Zeitung nach Hagen geflossen.
Flutopfer: Stadt Hagen kooperiert mit Wohlfahrtsverbänden
Im Haus Busch haben Simone Heitbreder und Michael Idel zunächst ihren Dienst aufgenommen. 160 Beratungstermine haben sie gemeinsam mit ihren Kollegen allein von Mitte September bis Ende November geführt. Dann ist die Stadt eine Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden eingegangen, hat die Beratung in die Grabenstraße und Grünrockstraße in Hohenlimburg verlegt. Ein Abebben des Beratungsbedarfs lässt sich bis heute nicht erkennen. Rund 400 weitere direkte Gespräche sind hinzugekommen. Dazu addieren sich zwischen 10 und 20 Telefonkontakte pro Tag – allein durch die Mitarbeiter der Stadt Hagen.
„Wir haben Flyer erstellt und an rund 6000 Haushalte verteilt“, sagt Michael Idel, „ich denke, dass wir auf diese Weise alle erreicht haben, die durch das Hochwasser betroffen waren.“
Hilfe im Dschungel der Bürokratie
Dabei steht das Spendenkonto der Stadt zunächst gar nicht im Vordergrund. Auch das Land hat den Betroffenen Mittel zur Verfügung gestellt. Doch immer wieder gibt es Fälle, in denen die formalen Voraussetzungen für eine Unterstützung nicht gegeben sind. „Dann wiederum haben wir die Möglichkeit, den Menschen über das städtische Konto zu helfen“, sagt Simone Heitbreder.
Hinzu kommen auch gelegentlich fehlerhafte Bescheide, die durch das Land übermittelt worden sind. „Das ist manchmal feinstes Behördendeutsch“, sagt Michael Idel, „das können Betroffene gar nicht verstehen. Anträge und Bescheide sind nicht so unbürokratisch, wie sie angepriesen wurden. Je mehr man selbst berät, desto tiefer durchdringt man die Finessen des Systems.“
Hochwasserhelfer in Hagen behalten den Überblick
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Auch bei Ablehnung von Anträgen bieten Heitbreder, Idel und die anderen Mitarbeiter Hilfe an. „Wir haben mittlerweile einen kurzen Draht nach Düsseldorf und zur Bezirksregierung Arnsberg“, sagt Idel und berichtet von einem Fall, in dem 13.000 Euro zu Unrecht abgezogen worden sind. „Da hat der Einspruch gewirkt.“
Daneben gibt es Vorgaben, die Heitbreder und Idel mittlerweile kennen, die Bürger aber nur schwer nachvollziehen können. „So kann man beispielsweise Sanierungskosten für ein Haus gelten machen“, so Michael Idel, „wenn aber beispielsweise der Garten weggespült wurde, so bleibt man auf den Kosten der Wiederherrichtung sitzen. Der Hausrat wird anerkannt, Werkzeug hingegen zählt nicht dazu. Menschen, deren Antrag auf Soforthilfe abgelehnt wurde, trauen sich nicht, einen weiteren auf Wiederaufbauhilfe zu stellen. Dabei sind das zwei unterschiedliche Programme.“