Ottfingen. Die Zukunfts-Werkstatt-Ottfingen möchte den Breitbandausbau vorantreiben. Denn: Auch Ältere werden bald auf schnelleres Internet angewiesen sein.
Die Zukunfts-Werkstatt-Ottfingen e.V. macht sich für Breitbandausbau in Ottfingen und der Gemeinde Wenden stark. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass die zur Verfügung stehende Internetbandbreite in der Gemeinde oftmals nicht ausreicht, um Homeschooling, mobiles Arbeiten oder Medienkonsum zu ermöglichen. Die Zukunfts-Werkstatt Ottfingen e.V. (ZWO) beschäftigt sich seit Sommer 2019 mit dieser Problemstellung, in einer Arbeitsgruppe wird gemeinsam mit Netzbetreibern und Politik an Lösungen gearbeitet.
Veraltete DSL-Technologie
Laut Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) steht 95 Prozent der Wendschen eine Breitbandversorgung von mindestens 50 Mbits/s und 98 Prozent eine Internetanbindung mit 16Mbits/s zur Verfügung. Schnell ist erkennbar, dass diese Zahlen nur theoretischer Natur sind, wie eine Umfrage der ZWO zum Jahreswechsel verdeutlichte. Das liegt zum einen an der veralteten DSL-Technologie, die auf Kupferkabeln basiert. Je länger die Leitung ist und je älter das Kabel desto weniger Bandbreite bliebt am Ende übrig. Von den versprochenen Maximal-Bandbreiten der Netzbetreiber bleibt oftmals nur ein Bruchteil übrig.
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„Mit der aktuellen Darstellung der Verfügbarkeiten gemäß des BMVI Breitbandatlas belügt man sich selbst und auch alle, die über zukünftige Ausbaustrategien entscheiden“, so Vorsitzender Olaf Arns. Die Problematik ist nicht neu: Seit über 10 Jahren muss sich das BMVI Kritik gefallen lassen, dass die Daten auf Freiwilligkeit der Netzbetreiber basieren und in keiner Weise plausibel sind. Lediglich 16,4 Prozent der Nutzer bekommen die Bandbreite, für die sie bezahlen.
Eigentlich unverständlich, geht es doch um die wichtigste Infrastruktur im 21. Jahrhundert. „Heute sehen wir es als völlig selbstverständlich an, dass wir fließendes Wasser, einen Stromanschluss, Telefon und seit den 80er Jahren auch einen Kanalanschluss haben. Alles andere würde heute keiner akzeptieren und ein Haus ohne diesen Standard wird keiner kaufen,“ so Jürgen Wanski, Geschäftsführer der ZWO. „Die Bewohner der Ortschaften in der Gemeinde Wenden haben mit dem Angebot der Deutschen Glasfaser jetzt die Chance, über die kurzfristige Verfügbarkeit einer in der Zukunft unumgänglichen Technik zu entscheiden.“
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„In Europa ist Deutschland eins der Schlusslichter, wenn es um den Glasfaserausbau geht“, verdeutlicht Daniel Halbe, Leiter der ZWO Projektgruppe Breitbandausbau, die Situation. Daniel Halbe beschäftigt sich beruflich mit Themen rund um die Digitalisierung. Er kennt das aktuelle Dilemma. „Unsere alten Kupferleitungen sind für eine nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur nicht geeignet und müssen dringend durch Glasfaser ausgetauscht werden, wenn wir als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben möchten.“
Telemedizin: Baustein zur Versorgung
Aber auch im privaten Umfeld ist es bereits heute Standard, Fernseh- und Sportprogramm sowie Filme oder Musik über das Internet zu streamen. Hinzu kommen die schon angesprochenen Zwänge aus dem mobilen Arbeiten oder dem Homeschooling. Auch Kinder und Jugendliche spielen heute zu über 90 Prozent online. Aber auch die ältere Generation, die heute vielleicht noch mit dem normalen Anschluss auskommt, wird in der Zukunft größere Datenmengen empfangen und auch versenden müssen, denn Hausärzte werden immer weniger. Telemedizin ist bereits heute ein Baustein der ländlichen Versorgung und wird immer wichtiger werden, um Versorgungsengpässe lösen zu können. Doch das funktioniert nur, wenn die dafür benötigte Datenraten zur Verfügung steht.