Attendorn. Deutsche Glasfaser liebäugelt mit einem eigenwirtschaftlichen Ausbau in der Hansestadt. Dafür braucht es nicht nur viele interessierte Bürger:
Das Telekommunikationsunternehmen Deutsche Glasfaser mit Sitz in Borken wird in den nächsten Jahren die letzten „weißen“ Flecken im Kreisgebiet internettauglich machen. Für den Glasfaserausbau in den Randgebieten und kleinsten Ortschaften haben der Kreis und das Unternehmen vor einigen Monaten einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Rund 1600 Haushalte profitieren, gefördert wird das Ausbauvorhaben von Bund und Land. Zudem steuern die Kommunen einen Eigenanteil bei.
Unabhängig von diesem Gemeinschaftsprojekt möchte das Unternehmen eigenwirtschaftlich den Glasfaserausbau in Attendorn vorantreiben und sich eben nicht nur auf die „weißen“ Flecken konzentrieren. „Unser Versprechen lautet eine unbegrenzte Leistungsfähigkeit. Wir schaffen eine Datenautobahn mit hohen Bandbreiten“, warb Ingo Teimann, Regionalmanager der Deutschen Glasfaser, um Unterstützung von Seiten der Stadt und der Politik in der vergangenen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.
Abfrage im Sommer
In einem ersten Schritt will die Deutsche Glasfaser Wholesale GmbH im Sommer mit einer Bürger-Abfrage in Attendorn beginnen.
Denn ohne diese geht es nicht. Soll das Unternehmen auf eigene Kosten den teuren, so genannten FTTH-Ausbau vorantreiben, braucht es zum einen eine hohe Zahl interessierter Bürger, die sich Glasfaser bis ins Haus legen lassen wollen. Und zum anderen einen Kooperationsvertrag mit der Stadt, der laut Ingo Teimann zwingende Grundlage für den Glaserfaserausbau in der Hansestadt sei. Mit der Gemeinde Wenden gibt es eine solche Vereinbarung bereits.
40 Prozent müssen mitmachen
Denn nicht weniger als 40 Prozent der Attendorner Bürger in definierten Gebieten, die rund 5400 Haushalte vorsehen, müssten sich für einen Glaserfaseranschluss aussprechen. Ansonsten würde es sich finanziell für das Unternehmen einfach nicht rechnen. Den gesamten Ausbau der Infrastruktur in den Gehwegen würde das Borkener Unternehmen als Investor selbst bezahlen. Später könnten Privatperson wie auch Gewerbetreibende, die nicht außen vor blieben, zwischen verschiedenen Vertrags- und Leistungsmodellen wählen – „zu marktüblichen Preisen für einen Glasfaserausbau“, so Teimann. Ganz billig wird’s für den Kunden aber nicht. Und klar ist auch: Nicht jeder Bürger würde am Glasfaserausbau partizipieren, denn: „In einer ein Kilometer langen Straße mit nur drei Häusern ist ein Glasfaserausbau für uns einfach nicht wirtschaftlich“, betonte Teimann.
Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) warb grundsätzlich für eine Kooperation mit der Deutschen Glasfaser und betonte: „Eine gute Internetverbindung wird immer wichtiger. Die Zukunft in unseren Wohn- und Gewerbegebieten wird im Glasfaserausbau liegen.“ Er machte aber auch klar, dass man vor einem entsprechenden Kooperationsabschluss über verschiedene Themen noch sprechen müsse, vor allem über die Zuschnitte der definierten Gebiete, damit am Ende so viele Attendorner wie möglich in den Genuss kommen könnten. Skeptisch ist Günter Schulte (SPD), der in Helden wohnt und im Ausschuss erklärte, dass man im Dorf bereits über eine gute Internetverbindung verfüge. „Sie brauchen also gute Argumente, um die Heldener zu überzeugen“, sagte er.
Gehwege wieder aufreißen
Wolfgang Teipel (CDU) fragte, ob Teimanns Unternehmen nicht zu spät sei, weil in der jüngeren Vergangenheit schon viel Geld in den Breitbandausbau geflossen sei. Ganz zu Schweigen davon, dass die Gehwege wieder aufgerissen und für den Ausbau mit alternativen Verlegungsmethoden neue Leitungen gelegt würden. Doch bevor das Unternehmen überhaupt die erste Leitung verlegt, braucht es den Kooperationsvertrag und reichlich Interesse aus der Bevölkerung.