Dünschede. Die K7 in Dünschede gilt als Rennstrecke. Bewohner fordern Maßnahmen vom Kreis. „Wird erst was passieren, wenn das erste Kind angefahren wird?“
Viel Natur, eine gute Lage, eine herzliche Dorfgemeinschaft und verhältnismäßig günstige Bauplätze: Die Menschen wohnen gerne in Dünschede. Im Rahmen der Aktion „WP Mobil“ besuchte unsere Redaktion nun auch das Dorf im unteren Repetal. Viele Bürger folgten der Einladung in den neu gebauten Martinus-Treff und kamen mit Redakteur Flemming Krause ins Gespräch. Der Tenor: Vieles läuft schon sehr gut; anderes muss aber dringend angegangen werden.
Lebensqualität
Dünschede fühlt sich eng verbunden mit den Ortschaften Borghausen, Röllecken, Silbecke und St. Claas. „Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft. Die Brauchtumsfreunde sind im engen Austausch miteinander, Jung und Alt kommen da zusammen. Das Schöne ist, dass dieses Gedankengut auch so weitergegeben wird“, betont René Arens. Viele fühlen sich mit Dünschede verwurzelt. Jenny Arens, die im Kindergarten „Im Zauberwald“ in Röllecken arbeitet, hat schon erlebt, dass Eltern, die früher selbst hier in den Kindergarten gegangen sind, nun ihre Kinder hierhin bringen. „Im Kindergarten arbeiten auch Leute aus dem Ort. Das schweißt zusammen“, meint Arens.
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Vereinsleben
Ob Sport-, Musik- oder Schützenverein: Das Vereinsleben in Dünschede ist sehr aktiv. „Die Frage ist eher: Wer ist hier nicht in einem Verein?“, meint Jenny Arens. Einen großen Stellenwert nimmt beispielsweise der Musikverein „Harmonie“ Dünschede ein, der das kulturelle Leben im Dorf mitprägt. „Das ist uns wichtig. Der Gesangverein ist ja leider vor einiger Zeit nach Helden abgewandert, weil sich hier nicht mehr genügend Mitglieder gefunden haben“, sagt Benedikt König, 1. Vorsitzender des Musikvereins. Auch der von den Sportfreunden Dünschede initiierte Sporttreff hat Eigenleistung von den Dorfbewohnern abverlangt und sowohl Jung als auch Alt gebunden, so Marius König vom geschäftsführenden Vorstand. Gerade weil die Vereine eine ganz zentrale Rolle im Dorfleben spielen, wurden zuletzt alle öffentlichen Vereinsgebäude umgebaut und modernisiert, ergänzt Stefan Schauerte von der Dorfgemeinschaft.
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ÖPNV und Radwege
Das Bus- und Bahnnetz auf dem Land wird meist nicht als ernste Alternative zu Autofahrten gesehen. Das verhält sich in Dünschede ganz ähnlich. „Was fehlt, ist eine Anbindung an Attendorn, vor allem abends“, meint Alexander Tebbe. Es gebe zwar einen Taxibus – eine Einzelfahrt kostet 2,60 Euro –, aber wirklich attraktiv sei das Angebot nicht.
Prinzipiell sei Dünschede gut an das Radwegenetz angeschlossen. Explizit die Strecke am Heggener Berg sei aber verbesserungswürdig, findet Berthold Böhmer von der Kirchengemeinde St. Martinus. Zu viele Stolperfallen lauerten hier. „Das Problem ist, dass bei Radwegen immer nur kommunal gedacht wird“, wirft Marius König ein. Die Stadt Attendorn fühle sich hierfür nicht wirklich zuständig.
Verkehr auf der K 7
Emotional werden die Dünscheder beim Thema „K 7“ (Heggener Straße). Nahezu täglich beobachten sie Raser und riskante Überholmanöver. „Die Fahren wie die Irren“, fasst es René Arens zusammen. Erst vergangenes Jahr sei auf der K 7 ein Hund angefahren worden, der so schwer verletzt wurde, das sein Bein amputiert werden musste. „Die Raserei ist schon Thema, als noch Beckehoff Landrat war“, meint Kirsten Böhmer. „Er hat sich damals die Situation hier angeschaut und gesagt: ‘Hier muss was passieren, bevor was passiert.’ Passiert ist seitdem – nichts“, so Antonius Deimel vom Kirchenvorstand St. Martin.
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Man habe zwar eine Fahrbahnverschwenkung gebaut. Die erwünschte Wirkung blieb jedoch aus. „Manche überholen dann einfach auf der anderen Seite. Eltern bringen ihre Kinder über die Straße, weil sie Angst haben, dass ihnen sonst etwas passiert“, erzählt Alexander Tebbe. Die Insel sei schon drei Mal repariert worden, weil Lkw dagegen gefahren waren. „Für sie ist es dort einfach zu eng.“ Wäre ein Zebrastreifen eine Lösung? Nein, da sind sich die Dorfbewohner einig. „Die Leute würden den ignorieren und weiterrasen“, ist Tebbe überzeugt. „Die einzig vernünftige Lösung wäre es, wenn wir dort eine Ampel hinbekämen“, meint Stefan Schauerte. Dafür müsste aber auch die Verkehrskommission des Kreises zu dem Schluss kommen, dass es sich bei der K 7 um einen gefährlichen Streckenabschnitt handelt. Bislang kommt sie jedoch zu einem andere Ergebnis als die Dorfbewohner. „Kein Wunder“, meint Tebbe, „wenn sie sich an einem Montag im Lockdown zwischen 11 und 13 Uhr an die Straße stellen.“ „Wahrscheinlich wird erst etwas passieren, wenn das erste Kind angefahren wurde“, malt René Arens ein düsteres Zukunftsszenario.
Einen Zebrastreifen hingegen würden sich die Kunden der Metzgerei Kirchhoff wünschen. Bislang parken sie zwar auf den dafür vorgesehenen Parkplätzen an der Metzgerei, wenn diese voll sind, weichen die Fahrer aber auch schon mal ein Stück auf den Gehweg aus – was in der Vergangenheit immer wieder vom Ordnungsamt geahndet wurde. Eine Alternative wären die Parkplätze an der Schützenhalle, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Die Kunden sind aber nicht bereit, minutenlang zu warten, bis sie mal ein Auto durchlässt“, so Fleischermeister Manuel Kirchhoff. Ein Zustand, der sich zum Wettbewerbsnachteil entwickeln könnte.