Fröndenberg. Pfarrer Jörg Rudolph verlässt die evangelische Kirchengemeinde Fröndenberg und geht mit seiner Frau Anna Kristina Naechster nach Niedersachsen.
Mit ganzer Kraft Seelsorger sein: Deshalb verlässt die evangelische Kirchengemeinde in Fröndenberg und wechselt an ein Krankenhaus in Niedersachsen. Mit ihm geht auch Ehefrau Anna Kristina Naechster, Beide wurden am Wochenende verabschiedet. Ihre letzte und wichtigste Botschaft für die Gemeinde: „Glaubt uns doch, wie gut ihr seid!“
Für die evangelische Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen sei es keine einfache Zeit gewesen, erzählt Jörg Rudolph, als er vor fünf Jahren in die Ruhrstadt kam. Unabhängig voneinander hatten sich zuvor mit Hartmut Görler und Achim Heckel die beiden langjährigen und beliebten Pfarrer dazu entschlossen, neue Stellen anzutreten. „Meine Aufgabe war es deshalb zunächst, die Gemeinde in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Ich denke, das ist mir gelungen.“
Neue Pfarrerin
Die Gemeinde hat am Sonntag auch Pfarrerin Dr. Jula Well verabschiedet, die gut eineinhalb Jahre zur Vertretung hier tätig war. Neue Pfarrerin im Probedienst wird ab 1. Oktober Hanna Sprakel. Bis ins Frühjahr 2022 wird auch Pfarrer Andreas Taube hier tätig sein. Im neuen Jahr soll dann Runa Ahl aus der Elternzeit zurückkehren.Am Sonntag, 14. November, wird Anna Kristina Naechster eine musikalische Andacht zum Volkstrauertag in der Stiftskirche singen. Beginn: 17 Uhr.
Mit viel Zuhören, Bestärken und auch Trösten, Moderieren. Grundsätzlich, so fährt der Seelsorger fort, hätte er sich auch vorstellen können, sein restliches Berufsleben in Fröndenberg zu bleiben. Aber da sei auch der tiefe Wunsch in ihm, sich komplett auf die Seelsorge zu konzentrieren, ohne organisatorische, bürokratische Verantwortung für eine Gemeinde, deren Besitztümer, die Finanzen, das Presbyterium.
Während Corona viele Besuche im Schmallenbach-Haus
Pfarrer Rudolph berichtet von seinen Erfahrungen in der Coronazeit, wie er seitdem – immer mit allen Sicherheitsmaßnahmen – noch deutlich öfter im Schmallenbach-Haus zu Gast war, bei Menschen, die teilweise am Lebensabend zuletzt ganz besonders schlimm Einsamkeit erfahren mussten. „Und dabei habe ich gemerkt: Genau das willst du machen.“ So entdeckte er die Stellenanzeige in einer kirchlichen Zeitschrift genau zum richtigen Zeitpunkt: Ein großes Krankenhaus der evangelischen Landeskirche Schaumburg-Lippe in Bückeburg – zwischen Bielefeld und Hannover gelegen – sucht einen Krankenhausseelsorger. Jörg Rudolph, so erzählt er, habe es einfach mal versucht und die Verantwortlichen dort seien schnell von ihm überzeugt gewesen.
Im Moment läuft der Umzug aus Westick (wo man sich auch in der Nachbarschaft sehr wohl gefühlt habe) nach Niedersachsen, schon kommende Woche beginnt die Arbeit. Traurigkeit über den Abschied nach fünf Jahren sei genauso da wie die Vorfreude auf das Neue. Über die Krankenhausseelsorge erzählt Rudolph als einer „Gemeinde auf Zeit“, für die er nun da sein möchte. Mit Gesprächen (auch mit Angehörigen und Mitarbeitern) und Gottesdiensten. Und in allen Lebenssituationen (das Haus hat eine Geburtsstation) von Anfang bis Ende.
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Was er der Gemeinde – auch in seinen Abschiedsworten im Gemeindebrief – mitgeben möchte: „Glaubt mir bitte, wie gut ihr seid. Es ist enorm, was ihr leistet! Ich kann das auch mit anderen Gemeinden vergleichen.“ Der scheidende Pfarrer sagt das auch augenzwinkernd und betont, dass gerade von herausragend Engagierten in Bezug auf eigene Arbeit zu oft eher das halbleere Glas betrachtet werde. „Dabei ist die Gemeinde so breit aufgestellt.“
Anna Kristina Naechster: Hochzeit verbindet auf immer mit Fröndenberg
Mit Jörg Rudolph geht auch seine Ehefrau Anna Kristina Naechster nach Bückeburg. Die Hochzeit hier vor gut zwei Jahren werde, so sagt sie, auch etwas bleiben, das sie für immer mit Fröndenberg verbindet. Naechster hat vor allem musikalisch viele Spuren in der Gemeinde und der Stadt hinterlassen. Als hochkarätige Sängerin in vielen Konzerten, sie vertrat Ramona Timmermann in der Stiftskantorei, leitete den Kirchenchor in Frömern, machte Stimmbildung mit vielen Musikern und arbeitete als Gesangslehrerin.
Ein Neustart sei in ihrem Metier daher nicht gänzlich ohne Risiko. Aber sie arbeite schon daran, sich ein neues Netzwerk aufzubauen. „Und es ist auch noch einmal die Chance, sich neu aufzustellen.“ Zum Beispiel möchte sich Anna Kristina Naechster tiefer mit dem therapeutischen Singen beschäftigen. Auch ihre verschiedenen Abschiede mit den Fröndenbergern seien tränenreich gewesen. „Aber das zeigt ja auch die Wertschätzung meiner Arbeit.“
Zwei Konfirmationsfeiern als letzte Amtshandlung
Schon bald kommt sie wieder für ein Konzert nach Fröndenberg (siehe Infobox). Dass sie lange wegen der Coronamaßnahmen nur alleine und stellvertretend für alle Gläubigen in den Gottesdiensten singen durfte, beziehungsweise musste, das sei eine seltsame und auch schmerzhafte Erfahrung gewesen. Denn so gerne sie solistisch singe, unter diesen Umständen fühle es sich nicht richtig an. „Als ich an Weihnachten alleine ,Oh du fröhliche’ schmettern musste, ist mir doch mancher Ton im Hals stecken geblieben“, so Naechster.
Quasi letzte Amtshandlung von Jörg Rudolph waren zwei Konfirmationsfeiern. Auch auf Wunsch der Jugendlichen ging er diesen Weg einer langen Vorbereitung mit ihnen noch zu Ende.