Fröndenberg. Anna Kristina Naechster weiß, was zum guten Ton gehört: Sie ist Musikpädagogin. Sie baut gerade einen Jugendchor auf.
„Ich kann nicht singen“: Dieser Satz zählt bei ihr nicht. Anna Kristina Naechster leitet den noch recht frischen Jugendchor der Evangelischen Kirchengemeinde Fröndenberg und Bausenhagen. Der aber schon ganz schön was drauf hat.
Es ist keine sportliche Geschicklichkeitsübung und auch kein Training für angehende Pantomine. Waagerecht ausgestreckt bewegen sich beiden Hände – eine von unten, die anderen von unten – aufeinander zu, die Handinnenseite zeigt jeweils auch in unterschiedliche Richtungen. Sobald sich beide Hände begegnen, wird das Ganze umgedreht, und sie bewegen sich wieder voneinander weg. Und dabei dann auch noch singen? Geht erstaunlich gut. Es ist ein kleiner Einblick in eine Probe des Jugendchores im Gemeindehaus Stift mit Anna Kristina Naechster. Und für den aufmerksamen Zuhörer der Beweis, dass gerade hohe - mancher würde für sich sagen: zu hohe - Töne gerade dann leichter und lockerer von den Stimmbändern gehen, wenn man sie mit nach unten gerichteten, loslassenden Bewegungen kombiniert.
Die kleinen Tricks und Kniffe
Sieben Sängerinnen und Sänger zwischen zehn und 15 Jahre haben sich an diesem Tag versammelt. Sie lernen: Singen beansprucht den ganzen Körper.
Anna Kristina Naechster arbeitet mit einer sehr bildhaften Sprache, und mit Bewegungen. „Es sind nur kleine Tricks und Kniffe, aber man hört sofort eine große Wirkung. Gerade bei einem jungen Chor“, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Mit so einem zu arbeiten, macht Anna Kristina Naechster -- Musiklehrerin, Gesangspädagogin und Sopranistin – großen Spaß. „Es ist so schön und spannend zu hören, wie sich über die Zeit Stimmen und damit der Chorklang entwickeln.“
Junge Chöre singen oft zu tief
Auch wenn das, im Vergleich zur Arbeit mit Erwachsenen, eine andere Arbeit des Chorleiters und Stimmbildners erfordert. Es gilt, auf den Stimmbruch Rücksicht zu nehmen. Junge Stimmen haben ganz andere Register und Umfänge. „Oft wird für Kinder und Jugendliche viel zu tief gesungen“, weiß Naechster. „Sie lernen ihre Kopfstimme gar nicht kennen und benutzen.“
Ihre Schützlinge im Jugendchor sind gesanglich übrigens schon recht fit. Auch ein komplett neues Lied in der Probe – John Rutters „A clare benediction“ – geht schon gut von den Lippen. Die meisten bringen Erfahrung mit, waren oder sind immer noch im Kinderchor von Kantorin Ramona Timmermann. Mit dem Jugendchor, der sich seit September letzten Jahres in der Regel alle zwei Wochen trifft, gibt es nun einen guten Anschluss.
Giggeln gehört dazu
Silas und Ole sind die beiden einzigen Jungs in der Truppe (das überhaupt welche dabei sind, ist in Chören dieser Altersklasse eher schon die Ausnahme) und auch die beiden, die am meisten zu giggeln und flüstern haben während und nach der Probe. Kein Problem, lacht Anna Kristina Naechster: „Vom Sozialverhalten sind eigentlich alle Chöre wie eine achte Klasse.“
Sie muss es wissen, in Fröndenberg leitet die Lebensgefährtin von Pfarrer Jörg Rudolph auch noch den Kirchenchor in Frömern. In Menden macht sie aktuell Stimmbildung mit dem Jugendchor der St.-Vincenz-Gemeinde.
Junge Leute unbefangen
Der Vorteil an der Arbeit mit dem Nachwuchs? Anna Kristina Naechster: „Ganz klar: Die sind viel unbefangener bei den ausgewählten Stücken. Bei Erwachsenen muss man sich viel mehr rechtfertigen und überzeugen.“
Singen im Chor, am besten mehrstimmig, schult nicht nur Sozialverhalten und das eigene Gehör. Sondern stärkt auch das Immunsystem. Von den jungen Sängerinnen und Sängern gibt es dafür, und auf die Frage, ob ihnen die Proben mit Anna Kristina Neachster Spaß machen, jedenfalls ein uneingeschränktes „Daumen hoch“.
>> INFO
Nach einem ersten Auftritt zusammen mit dem Kinderchor im Weihnachtsgottesdienst stehen auch schon weitere Termine des Jugendchores fest:
Am 11. März wird der Chor beim Gottesdienst in der Dorfkirche Bausenhagen sowie Ende April/Anfang Mai im Rahmen der Konfirmation in der Gemeinde auftreten.
Proben finden immer montags um 18 Uhr im Gemeindehaus Stift statt, die nächste am 29. Januar, und dauern eine Dreiviertelstunde.
Neue Sängerinnen und Sänger sind jederzeit willkommen.