Fröndenberg. . Finale des Reformationsjubiläums – Zeit für ein Gespräch mit Pfarrer Jörg Rudolph. Seine Antworten überraschen.
Jörg Rudolph ist neuer Pfarrer in der Evangelischen Gemeinde Fröndenberg und Bausenhagen. Am Sonntag. 5. November,10 Uhr, wird der gebürtige Lüner in der Stiftskirche ins Amt eingeführt. Rudolphs katholischer Amtsbruder Norbert Wohlgemuth nimmt ebenfalls daran teil. Zeit für ein Gespräch mit dem protestantischen Geistlichen über das Reformationsjubiläum, den Stand der Ökumene und die Zukunft der Gemeinde.
Das Reformationsjahr geht zu Ende. Was bleibt?
Jörg Rudolph: Es wird immer von Luther-Jahr gesprochen, und dabei wird manchmal vergessen, wir sprechen von Reformation. Das ist die Geschichte einer ganz bestimmten Botschaft Gottes. Wir feiern nicht die Person Martin Luther.
Die freundliche Variante ist, wenn von Luther und seiner Frau gesprochen wird.
Wir hatten letztens in der Stiftskirche einen schönen Vortrag über die Reformation, im hinteren Bereich. Da sind Kirchenbänke rausgeschmissen worden. Da haben wir jetzt eine meditative Andachtsecke geschaffen: gute Entscheidung des Presbyteriums. Sie macht noch mehr Formen der Feier in der Kirche möglich. Eine Form war dann der Vortrag von unserem Stadtarchivar Jochen von Nathusius, den wir auch unseren Presbyter nennen dürfen. Er hat uns vor Augen geführt, wie die Reformationsjubiläen im Laufe der Zeit gefeiert worden sind. Was viel wichtiger: Wie war das denn in Fröndenberg über die Jahrhunderte hinweg?
Und wie war’s?
Es gibt – das habe ich gelernt – ein Grab eines katholischen Pfarrers in der Stiftskirche, Pfarrer Elias, zweiter Pfarrer in der Gemeinde, seitdem sie selbstständig ist. Der Pfarrer hat am katholischen Gesangbuch mitgewirkt. Das ist für mich ein Beweis dafür, dass die Schnittmenge zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden unheimlich groß ist.
Das Markenzeichen des Protestantismus in Fröndenberg ist Zusammenarbeit mit anderen Glaubensgemeinschaften.
Absolut. Die Stiftskirche stand für die Gottesdienste der Lutheraner, der Reformierten und der Katholiken offen. Und jetzt haben wir auch noch gute Kontakte zur jüdischen Gemeinde in Unna und zu den Muslimen. Das wird hier vor Ort einfach gelebt.
Wir haben demnächst den Reformationstag.
Pfarrer Wohlgemuth wird den Reformationsgottesdienst gestalten. Es gibt -zig Verbindungen unter den Laien. Die Sehnsucht ist groß, dass es demnächst noch einen Schritt weitergehen könnte.
Die Mitgliederzahl der Volkskirchen war in der Vergangenheit rückläufig. Wie macht sich das in Fröndenberg bemerkbar?
Fröndenberg wächst gegen den Trend. Wir sind inzwischen über den Berg. Wir haben mindestens so viele Taufen wie Beerdigungen, viele Zuzüge aus den Ballungsgebieten. Sie sehen die Kirchengemeinde als Ansprechpartner, über die Kitas, über die „Mini-Kirche“.
Wie sieht es denn mit Austritten aus?
Es gibt immer – das gehört zur Wahrheit dazu – pro Monat zwei, drei Austritte. Ich sehe, dass das oft aus steuerlichen Gründen passiert.
Welche Rolle spielen Angebote für junge Leute in der Gemeinde?
Das hat hier einen ganz großen Stellenwert. Die beiden Kitas, die ich begleite, leisten eine super Arbeit. Die „Mini-Kirche“ wird von ganz vielen Ehrenamtlichen. Sie hat einen großen Stamm von Besuchern. Wir haben auch eine hervorragende kirchenmusikalische Arbeit. Das macht Ramona Zimmermann hervorragend – und zwar generationenübergreifend.
Sie hatten letztens eine keltische Messe.
Die Kirche war voll, und viele ältere Besucher haben mir danach gesagt, das hätte es doch früher nie gegeben, dass eine Band mit Schlagzeug und elektrischen verstärken Gitarren in der Kirche auftritt. Es gab da eine große Begeisterung.
Die Gemeinde Frömern macht ebenfalls eine super Jugendarbeit. Gibt es eine Zusammenarbeit, damit man sich nicht gegenseitig die besten Tortenstücke vom Teller holt?
Ich sehe schon eine kleine Rangelei zwischen den beiden Gemeinden, wer die bessere Arbeit macht. Aber wir müssen darüber reden, dass die Strukturen in den Gemeinden sehr unterschiedlich sind. Frömern ist ein Dorf, Fröndenberg eine Stadt. Außerdem haben wir mit Bausenhagen eine Doppelstruktur. Wir haben hier eine total florierende Jugendarbeit. Unser Jugendreferent Marc Böttcher kann sich gar nicht retten vor Anwärtern, die in der Jugendarbeit mitmachen wollen. Die Frage lautet: Wie komme ich an einen Mitarbeiterpulli? Für die Freizeiten haben wir schon Wartelisten. Wir können gar nicht alle mitnehmen, die mit wollen.