Menden. Der städtische Erste Beigeordnete Sebastian Arlt will Menden verlassen. Er steht vor der Wahl als Umweltdezernent in Hagen.

Der erste Beigeordnete Sebastian Arlt aus Menden steht vor dem Abschied nach Hagen. Der 47-Jährige soll dort am Donnerstag in nicht-öffentlicher Sitzung als einziger Kandidat für die Wahl des neuen Umweltdezernenten vorgestellt werden. Im Mendener Rathaus tut sich dann eine Lücke auf, die gefüllt werden muss.

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In Menden kommt die Nachricht auch für viele Vertraute überraschend. Arlt bestätigt auf Nachfrage die Bewerbung: „Ich kann bestätigen, dass ich mich in Hagen beworben habe.“ Zunächst müsse das „demokratische Verfahren seinen Lauf nehmen“. Er stehe aber dazu, dass er neue Herausforderungen suche und habe auch Bürgermeister Roland Schröder auf dem Laufenden gehalten: „Dass man sich woanders bewirbt, ist erst einmal nichts Verbotenes.“

Auch Bürgermeister Roland Schröder will auf Nachfrage die anstehende Wahl in Hagen nicht vorwegnehmen und deshalb noch nicht näher kommentieren. Er sei aber von Arlt jederzeit zu der Bewerbung auf dem Stand gehalten worden. Schröder betont: Es sei alles andere als der vorhergesagte Zwist zwischen ihm und Arlt: „Wir kommen wirklich gut miteinander klar. Wir haben einen sehr guten Arbeitsmodus gefunden.“ Dass jemand wie Arlt neue berufliche Ambitionen habe, könne er nachvollziehen. Arlts Amtszeit als Dezernent in Menden ginge noch sechs Jahre.

Aktuell wohl kein Gegenkandidat in Hagen

Arlt geht in Hagen mit guten Chancen ohne Gegenkandidaten in die Wahl: „Er hat uns fachlich und menschlich überzeugt“, sagt die dortige Grünen-Fraktionssprecherin Nicole Pfefferer: „Herr Arlt bringt sowohl eine langjährige Verwaltungserfahrung mit und ist zugleich mit dem geforderten Ressortzuschnitt bereits vertraut. Für uns stand die Qualifikation der Bewerber immer im Vordergrund.“ Ihr Urteil: „Er ist mit Abstand das Beste, was auf dem Markt ist.“ Auch das will Arlt nicht ausführlich kommentieren. Aber er sagt: „Ich freue mich natürlich sehr über das Lob.“

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Die Hagener hatten für den neuen „Beigeordneten für Umwelt, Ökologie, Klimaschutz, Mobilität, Gesundheit & Verbraucherschutz, Recht, Ordnung und Bürgerdienste sowie Brand- und Katastrophenschutz“ ein Headhunter-Büro auf einen Kandidaten angesetzt und Arlt gefunden. Arlt kommt auf Vorschlag der Hagener Grünen. Er ist der einzige verbliebene Bewerber.

Arlt bei der Bürgermeisterwahl in Menden deutlich unterlegen

Arlt war bei der Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr als Kandidat für CDU ins Rennen gegangen. In der Stichwahl unterlag er schließlich dem heutigen Bürgermeister Roland Schröder (parteilos) mit nur 25 Prozent der Stimmen deutlich. Arlt hatte danach angekündigt, dennoch konstruktiv mit seinem neuen Chef zusammenarbeiten zu wollen. Arlt ist als erster Beigeordneter der zuständige Dezernent für Sicherheit und Ordnung und für die Feuerwehr. Bei der zum Jahreswechsel erfolgten Umstrukturierung der Stadtverwaltung musste Arlt einige Kompetenzen abgeben, unter anderem den Immobilienservice und den Baubereich.

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Sebastian Arlt ist parteilos. Er sorgte im Frühling international für Schlagzeilen als er in seiner Rolle als Ordnungsdezernent zu Beginn der Corona-Krise Quarantäne-Sünder in einer Sporthalle einsperren lassen wollte. Die Halle wurde zu diesem Zweck eingerichtet, aber nie genutzt. Arlt gilt als treuer Verwaltungssoldat. Seine Ambitionen bei der Bürgermeisterwahl hielt er zunächst zurück, „weil der amtierende Bürgermeister, dem mein vollster Respekt gebührt, bisher nicht ausgeschlossen hat, dass er erneut kandidiere“.

Zwei Jahrzehnte in der Stadtverwaltung in Menden

Arlt wurde in Oberschlesien geboren, kam als Aussiedler nach Deutschland. Nach dem Jura-Studium an der Ruhr-Uni Bochum durchlief er zahlreiche Stationen in der Stadtverwaltung. „Ich habe alle Bereiche bis auf das Personalwesen kennengelernt“, erklärte er. Arlt kam 2003 als Rechtsdezernent zur Stadtverwaltung. Im Jahr 2010 wurde er in Menden erstmalig zum Beigeordneten gewählt, 2018 erfolgte einstimmig die Wiederwahl.

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Arlt lebt seit 2006 in Menden. Er hat zwei Kinder und ist verheiratet. Gattin Ewa und Sohn Michael traten kurzzeitig auch im Wahlkampf mit auf. Der zugewanderte Mendener bekannte sich zuletzt noch vor zwei Jahren durch und durch zum Leben in der Stadt. Damals wurde er bei den Senatoren im Mendener Karneval ernannt. Er nehme das Amt gerne an, sagte der frühere Fußballjugendtrainer Arlt: „Weil ich wieder eine Heimat haben möchte. Meine Heimat ist Menden, und Menden, das ist Karneval!“

Arlt müsste sich wohl auch privat aus Menden verabschieden. Zur Bedingung für die Wahl als neuer Dezernent in Hagen gehört, dass er seinen Wohnsitz im Hagener Stadtgebiet nimmt.

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