Welschen Ennest. Hausärzte werben für eine Grippeimpfung im Corona-Herbst. Dr. Runge, Hausarzt aus Welschen Ennest, fürchtet Lieferengpass bei Grippeimpfungen.
Der Herbst und damit auch die Grippesaison stehen kurz bevor. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat in dieser Woche bekannt gegeben, dass sie eine Grippe-Schutzimpfung zusammen mit einer Impfung gegen das Coronavirus für unbedenklich hält. Mehr noch: Hausärzte werben für eine verstärkte Impfung gegen die Grippe, da mit den gelockerten Corona-Bestimmungen weniger strenge Hygieneregeln gelten als noch 2020. Wie sieht die Situation im Kreis Olpe aus? Dr. Gerhard Runge, Hausarzt in Welschen Ennest, erklärt, warum es zu einem Lieferengpass von Grippe-Schutzimpfungen kommen könnte.
1. Wann werden die ersten Grippe-Schutzimpfungen verabreicht?
Die Grippeimpfungen sind bei uns noch nicht angelaufen, weil der Impfstoff noch nicht geliefert wurde. Wir planen, dass es mit dem Monatswechsel anläuft. Selbst, wenn wir in der kommenden Woche den Grippe-Impfstoff bekommen sollten, brauchen wir ein bisschen Vorlaufzeit, um alles vorzubereiten und die Patienten zu informieren.
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2. Was gilt es zu beachten bei der Grippe-Schutzimpfung im Zusammenhang mit der Corona-Schutzimpfung?
Laut STIKO-Empfehlung muss bei der Grippe-Schutzimpfung kein Zeitversatz mehr zur Corona-Schutzimpfung stattfinden. Das heißt, man muss keine 14 Tage mehr zwischen den einzelnen Impfungen warten. Das glättet den Ablauf in der Praxis.
3. Wie hoch ist die Nachfrage nach Grippe-Schutzimpfung?
Wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach der Grippe-Schutzimpfung – wie schon 2020 – höher ausfallen wird als in den vergangenen Jahren. Im vergangenen Jahr haben wir 400 Dosen verimpft, dementsprechend haben wir in diesem Jahr genauso viele Dosen vorbestellt. In den Jahren davor waren es ungefähr 100 Dosen weniger. Das Problem: Man geht dabei immer ein finanzielles Risiko ein. Denn wenn man zu großzügig vorbestellt, bleibt man auf den Resten sitzen. Und: Ich halte es für wahrscheinlich, dass es zu Lieferschwierigkeiten bei den Grippe-Schutzimpfungen kommen könnte. Denn der Großteil der im vergangenen Jahr verimpften Dosen kam aus dem Werk in Marburg, das in diesem Jahr an „Biontech“ veräußert wurde. Dort wurde und wird der Großteil der in Deutschland produzierten Corona-Impfstoffe hergestellt. Bislang ist mir nicht bekannt, dass eine gleichwertige, zusätzliche Produktionsstraße für Grippe-Impfstoff geöffnet wurde. Der Fokus liegt derzeit auf der Herstellung von Corona-Impfstoffen. Auch in anderen Ländern.
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4. Wie wichtig ist eine Grippe-Schutzimpfung in der Corona-Pandemie?
Die Ausbreitung des Grippevirus wurde durch das Tragen der Maske im Alltag deutlich reduziert. Aber: Die Grippe ist ein schweres Krankheitsbild, das sich von der Tödlichkeit des Coronavirus nur dadurch unterscheidet, dass sie die Menschen sehr schnell von den Füßen haut. Das heißt, die Menschen laufen nicht lange durch die Gegend und verbreiten das Virus dementsprechend nicht. Wenn Grippe- und Corona-Virus zusammentreffen, ist das auch für einen jungen, nicht-vorerkrankten Patienten viel.
5. Laut STIKO sollten sich vor allem Risikopatienten gegen das Grippevirus impfen lassen. Würden Sie in der Pandemie empfehlen, dass sich auch nicht vorbelastete Menschen gegen das Grippevirus impfen lassen sollten?
Ich sehe die Grippe-Schutzimpfung als eine Impfung für medizinische Risikogruppen. Während beispielsweise die Supermarkt-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bei den Corona-Schutzimpfung einer höheren Prioritätengruppe angehörten, können sie sich mit den Hygienemaßnahmen – Abstand halten und Maske tragen – relativ gut gegen das Coronavirus schützen. Eine Grippe-Schutzimpfung kommt in erster Linie für Menschen über 60 Jahre, Menschen mit Vorerkrankungen, sprich mit Lungen- und Herzerkrankungen und Tumor-Erkrankungen sowie für Diabetiker und Asthmatiker in Frage.