Hagen. Superstar Bryan Adams ist in Hagen. Der Musiker eröffnet seine Fotoausstellung im Osthaus-Museum.

Die Kollegin einer Foto-Agentur sagte, als wenn sie es selbst kaum glaubte: „Ich habe kein Bild.“ Für eine Fotoredakteurin ist das so, als wenn ein schreibender Kollege keinen Text hat. Rock-Superstar Bryan Adams (62) war übereilt am streng vereinbarten Foto-Punkt vorbeigelaufen. Als alle Fotografen kurz vor der Podiumsrunde im großen Saal des Hagener Osthaus-Museums dann erneut die Kameras zückten, erklärte die Kuratorin kurz und knapp: „Hier keine Fotos.“ Wie unwirklich. Denn schließlich geht es um die Fotoausstellung des Fotografen Bryan Adams, dessen Kunst es ist, Fotos von anderen Menschen zu machen. Dass es dann doch noch geklappt hat, war dem Einlenken der Pressebeauftragten zu verdanken. Bryan Adams war auf jeden Fall in Hagen. Seine Ausstellung hier ist noch bis zum 24. April zu sehen.

Bryan Adams im Osthaus-Museum vor den Fotos der Serie „Homeless“, die Obdachlose aus London zeigt.
Bryan Adams im Osthaus-Museum vor den Fotos der Serie „Homeless“, die Obdachlose aus London zeigt. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

100 Millionen verkaufte Platten

Zugeknöpfte enge Lederjacke, mintgrüne Converse „Chucks“, dunkelblaue Jeans, strenger Wetlook-Seitenscheitel, gekerbte Wangen und kleine Hände, die weiche Bewegungen zeichnen. Der Mann, der hier neben Museumsdirektor Tayfun Belgin sitzt, hat über 100 Millionen Platten verkauft. Er, der Schöpfer des „Summer of ‘69“ von „Everything I do“, „Please forgive me“ und „Run to you“ ist ein Musik-Super-Super-Superstar. Wer sich das noch mal bewusst machen möchte, sollte sein Album „Unplugged“ aus dem Jahr 1997 hören, das seine ikonischen Hits wie für alle Ewigkeit vereint.

Vier Fotoserien zu sehen

Im Hagener Osthaus-Museum hängen vier Fotoserien von ihm. „Snapshots“, wie er sie nennt, aus dem aktuellen Pirelli-Kalender, dessen Fotograf er ist. Keine Blanke-Brüste-Sammlung, sondern Musikstars „on the road“ fotografiert. St. Vincent, Rita Ora, Iggy Pop, viele mehr. Zurückgezogen, gestresst vom Tag, lasziv oder diskret. Daneben die Bilderserie „Exposed“, eine Sammlung von Weltstars privat fotografiert.

Weltstar Bryan Adams im Osthaus-Museum.

Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
Bryan Adams im Osthaus-Museum in Hagen.Foto:Michael Kleinrensing / © Bryan Adams
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Viel mehr Redebedarf hat Adams aber zu den Serien „Homeless“ und „Wounded – legacy of war“. Obdachlose von den Straßen Londons und Männer, die der Krieg in Afghanistan schwer gezeichnet, verwundet und verkrüppelt hat. „Wir lernen nicht aus unseren Fehlern“, sagt Adams, der nach kurzem Dialog mit seinem Kurator Matt Humphrey eine Gesprächssituation mit den Journalisten aufbaut. Das macht er gut. Es lässt das Foto-Dilemma verschmerzen. „Die Bilder sollen uns zeigen, was der Krieg anrichtet“, sagt er mit Blick auf den Ukraine-Konflikt.

Bryan Adams vor seinen Fotografien im Hagener Museum.
Bryan Adams vor seinen Fotografien im Hagener Museum. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

Ein Korvettenkapitän im Publikum

Ins Publikum hat sich ein Korvettenkapitän geschlichen. Rudolf Ehrlich sein Name. Groß, aufrecht, Dienstanzug. Er will das Gespräch mit Adams suchen. „Ich bin im Projektteam der Invictus Games Düsseldorf“, sagt Ehrlich, als wir ihn ansprechen. Eine paralympische Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten, die 2023 in Düsseldorf stattfindet. Die Schnittmenge zur „Wounded“-Ausstellung von Adams ist riesig. „Ich will hier mit Bryan Adams, der 2017 bei dem Games in Kanada die Abschlussrede gehalten hat, darüber ins Gespräch kommen.“

So bildscheu der Star ist, der sonst vor Zehntausenden auftritt, so gern lässt er sich in seinen Foto-Settings auf Menschen ein. „In my eyes people are people“, sagt er. „Menschen sind Menschen und wir haben alle eine Story, jeder hat seinen Pfad im Leben. Die verwundeten Soldaten, die Obdachlosen, die Stars. Hinter den Kulissen der Menschen geht so viel vor sich. Und das interessiert mich.“

Korvettenkapitän Robert Ehrlich vor einem der Fotos der „Wounded-Ausstellung“, die kriegsversehrte Soldaten zeigt.
Korvettenkapitän Robert Ehrlich vor einem der Fotos der „Wounded-Ausstellung“, die kriegsversehrte Soldaten zeigt. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

„Pink“ zeigt sich oben ohne

Viele seiner Bilder entstanden mit einer deutschen Rolleiflex-Kamera, vor der sich die Fotografierten schnell wohl zu fühlen scheinen. Extrem weit ging Musikstar „Pink“. Im Osthaus-Museum sieht man ein großes Schwarz-Weiß-Foto von ihr. Verruchter Blick, oberkörperfrei, barbusig, gepiercte Brustwarzen, Raucherpose. „Es war ein schöner Tag. Es war ziemlich heiß draußen und ich meinte, dass es eine gute Idee wäre. Sie sagte mir: „Nicht mal mein Ehemann spricht so mit mir“. Und dann war das T-Shirt weg.“

Adams übernachtet auch in Hagen

Der Weltstar war am Vortag zu einer Podiumsdiskussion in Düsseldorf, dann ging es über Köln nach Hagen, wo er am Abend erneut ins Osthaus-Museum kommt, um seine Ausstellung vor geladenen Gästen erneut zu eröffnen. Zuvor trägt er sich ins Goldene Buch der Stadt ein, das man ins Museum bringt. Adams nächtigt auch in Hagen. Wer ihn hautnah erleben möchte, hat dazu um kurz vor 18 Uhr gute Chancen vor dem Osthaus-Museum. Dort geht Adams über den roten Teppich.

Bryan Adams geht mit seiner Kuratorin durch die Ausstellung im Hagener Osthaus-Museum.
Bryan Adams geht mit seiner Kuratorin durch die Ausstellung im Hagener Osthaus-Museum. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

Als Künstler ist Adams keine Neuheit. Das unterscheidet ihn von Sylvester Stallone, der zuletzt im Osthaus-Museum ausstellte und vom gesamten Rummel drumherum gefühlt mehr Trubel erzeugte. Adams stellte schon vor rund zehn Jahren in deutschen Museen aus, sein Ruf als eindrucksvoller Fotograf eilt ihm bereits voraus.

Stallone war nur in Fachkreisen als Künstler bekannt. Seine erste große eigene Plattform erhielt er in Hagen.