Hagen. Der Park des Hauses Busch in Hagen-Helfe ist ein Paradies für Pflanzen und Tiere. Jetzt soll ein Gewässer das Ökosystem ergänzen.
Auf einer alten Postkarte aus dem Jahr 1900 ist eine Idylle erkennbar: vorne ein Teich, der umstanden ist von Postamenten, auf denen Blumenkübel ruhen, und im Hintergrund Haus Busch, der mythenumwobene Adelssitz in Helfe. Eine Person schaut versonnen in das Gewässer.
Ein Foto, 120 Jahre später, aber aus der gleichen Perspektive aufgenommen wie die historische Postkarte, zeigt die trockengefallene Teichmulde, in der sich Müll, Bauschutt und Totholz angesammelt haben. Die Postamente, ihres Blumenschmucks beraubt und von Moos begrünt, stehen wie verloren zwischen Abfall und Gräsern. Und Haus Busch ist hinter hohen Bäumen verschwunden.
Doch auch diese Szenerie ist Vergangenheit. Die Biologische Station Hagen, die ihren Sitz in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude von Haus Busch hat, hat den Untergrund des einstigen Teiches mit Hilfe eines Baggers von Bewuchs und Geröll befreien lassen. Finanziert wurden die Arbeiten von der Bezirksvertretung Nord, die 5380 Euro zur Verfügung stellte.
Eine Heimat für seltene Tiere und Pflanzen
Die Hoffnung der Naturschützer ist, dass sich an dieser Stelle wieder ein Gewässer bilden könnte, das seltenen Pflanzen und Tieren eine Heimat gibt. „Ein solches Biotop würde die Ökologie dieses Parks sehr gut ergänzen“, sagt Ralf Blauscheck, Leiter der Biostation.
Blauscheck und einen Mitarbeitern schwebt keineswegs die Wiederherstellung des alten Postkartenidylls aus dem 19. und 20. Jahrhundert vor. Die Bäume – unmittelbar neben dem Gewässer recken ein Ahorn und eine Weide ihre Äste empor – sollen nicht angetastet werden, der Blick auf Haus Busch wird Besuchern des Parks von dieser Stelle aus auch in Zukunft verwehrt bleiben. Den Naturschützern geht es um die Tier- und Pflanzenwelt, die hier einst heimisch war und sich wieder ansiedeln soll.
Rittergut aus dem 13. Jahrhundert
Seit 1826 befand sich das Rittergut, das wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert stammt, im Besitz der Freiherren von Vincke. Sie waren es auch, die Mitte des 19. Jahrhunderts den eineinhalb Hektar großen Park anlegen ließen und sich dabei an englischen Landschaftsparks orientierten, deren Architekten eine Balance von Natürlichkeit und Kunstwerk anstrebten.
Auch der Teich, von dem aus idealerweise der Blick auf den Gutshof fällt, muss um diese Zeit entstanden sein. Der Untergrund war mit Steinplatten befestigt, womöglich wurde das stille Gewässer von Parkbesuchern zum Wassertreten genutzt.
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Die Szenerie blieb unverändert, als die Vinckes das Gut in den 20er Jahren an den Hitler-Vertrauten und SA-Chef Franz Pfeffer von Salomon verpachteten bzw. 1928 an die Stadt Hagen verkauften. Das Gewässer versickerte erst 1996, als die Feldmühlenstraße gebaut wurde – flankiert von umfangreichen Kanalbaumaßnahmen. Dabei wurde der kleine, namenlose Bach aus dem Fleyer Wald, der den Teich speiste, abgeschnitten. „Seitdem bilden sich höchstens noch nach Starkregenfällen kleinere Tümpel“, so Blauscheck.
Natürlicher Zulauf zerstört
Der kleine Bach geriet bei den Arbeiten vermutlich in die in Sand gebettete tieferliegende Kanaltrasse und dürfte nun ebenfalls in mehreren Metern Tiefe verlaufen. Was bedeutet, dass jeglicher oberflächennahe Zulauf dauerhaft zerstört wurde.
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Der Teich maß immerhin 160 Quadratmeter und war von einer Mauer eingefasst, deren Überreste am Rand der ringförmigen Mulde gut zu sehen sind. Da der Zulauf fehlt, könnte die Wasserversorgung wahrscheinlich nur über Niederschläge gesichert werden, möglicherweise muss der Untergrund auch mit einer starken Tonschicht bzw. einer Folie abgedichtet werden. Letzteres wäre allerdings keine Lösung im Sinne der Ökologie.
Noch sind einige Fragen offen, ehe aus der tiefen Mulde wieder ein Teich werden kann und Besucher bei umweltpädagogischen Exkursionen im Park des Hauses Busch ein weiteres Biotop kennenlernen können.