Olpe. Zeitgleich gingen in Olpe der Sternmarsch und eine Kundgebung der Initiative „Olpe gegen rechts“ über die Bühne. Alles blieb friedlich.

Um 15 Uhr startete am Samstag an der Stadthalle, beim Raiffeisenmarkt und dem Lidl im Osterseifen der „Sternmarsch für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“. Insgesamt 260 „Spaziergänger“, wie sie sich selbst nennen, marschierten zum Olper Marktplatz. „Wir sind viele, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut“ lautete das Motto ihres Protestmarsches gegen die Corona-Maßnahmen. Zeitgleich veranstaltete am Samstag die Initiative „Olpe gegen Rechts“ auf dem Kurkölner Platz eine Kundgebung. Die wichtigste Nachricht vorweg: Alles blieb friedlich in der Kreisstadt.

Unter Polizeischutz ging der Sternmarsch, an dem auch ein paar Vertreter des Dritten Weges teilnahmen, zum Marktplatz. „Frieden, Freiheit, keine Diktatur“, skandierten die Spaziergänger. Auf einem Plakat war zu lesen: „Erimpfte Freiheit hält sechs Monate, erkämpfte Freiheit hält ein Leben lang.“ Die Organisatoren zeigten sich am Ende zufrieden mit der Premiere des Sternmarsches in der Kreisstadt.

Kooperation mit Polizei gut

„Ich freue mich, dass so viele gekommen sind und sich etwas tut in der Bevölkerung. Die Kooperation mit der Polizei war gut. Beide Seiten sind aufeinander zugegangen“, meinte Gisela Schulte aus Attendorn, Führerin einer der drei Gruppen. Man halte die Corona-Maßnahmen für überzogen: „Wir wollen keine Maskenpflicht und keine Impfpflicht. Es darf keinen staatlichen Zwang geben. Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Selbstbestimmung.“

Anführerin einer Gruppe war auch Bärbel Schneider aus Olpe. „Wir stehen dafür, dass das Grundgesetz wieder vernünftig funktioniert und die Spaltung der Gesellschaft aufhört“, betonte sie. Und: „Wir sind keine Impfgegner und keine Corona-Leugner.“ Ein Teilnehmer sprach ebenfalls von „einer gelungenen Veranstaltung. Man sieht die wachsende Interessensgleichheit in der Bevölkerung. Alles ist friedlich abgelaufen.“

Dankveranstaltung

Um 15 Uhr begann am Samstag auch die Dankveranstaltung der Initiative „Olpe gegen Rechts“ auf dem Kurkölner Platz. „Das ist keine Gegenveranstaltung. Wir sind nicht auf Provokation aus, sondern möchten den positiven Nutzen hervorheben und einen Mehrwert bieten, in dem wir all jenen, die den Laden am Laufen halten, Danke sagen“, betonte Mitorganisatorin Lena Kohlmann (17) aus Wenden im Gespräch mit unserer Zeitung. Hintergrund: In verschiedenen Medien war zunächst die Rede von einer Gegenveranstaltung gewesen.

Die Initiative „Olpe gegen Rechts“ hatte zu einer Dankveranstaltung auf den Kurkölner Platz eingeladen.
Die Initiative „Olpe gegen Rechts“ hatte zu einer Dankveranstaltung auf den Kurkölner Platz eingeladen. © Birgit Engel | Birgit Engel

Etwa 100 Menschen und damit deutlich mehr als bei der ersten Veranstaltung der Initiative hatten sich unter Beachtung der 2G-Regeln auf dem Kurkölner Platz versammelt. Unter ihnen beispielsweise Martin Schürmann. „Ich stelle mich gegen die Querdenker. Darunter sind viele Rechte. Vor Corona war es tabu, sich damit zusammen zu tun. Heute laufen da sogar Leute mit kleinen Kindern mit“, so der Lennestädter. „Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die Gegner. Vor allem, wenn sie sich mit dem Dritten Weg zusammentun. Sie sind so eine kleine Gruppe und schreien so laut“, so das Ehepaar Petra und Stefan Braun aus Schönau. Und Leo Löser aus Olpe sagte: „Es ist wichtig sich solidarisch zu zeigen, mit denen, die die ernsten Folgen von Corona spüren. Ich denke, dass jeder Meinungsfreiheit nutzen darf, aber mit Respekt und Maske und Abstand.“

„Die letzte Veranstaltung diente dem Gedenken. Heute wollen wir Danke sagen. Denen, die besonders während der Pandemie Großartiges leisten“, so Kohlmann und schloss all jene ein, die in pädagogischen, sozialen und psychologischen Berufen arbeiten ebenso wie jene aus der Wissenschaft und jene, die tagtäglich eine verlässliche Versorgung und Sicherheit der Bevölkerung garantieren, wie Lebensmittelbranche und Landwirtschaft, Logistik, Müllabfuhr und Hilfs- und Rettungsorganisationen. Man könne jetzt auch anfangen zu klatschen, die sinnvollere Wertschätzung wäre aber eine andere und Systemrelevanz verlange systemrelevante Bezahlung. Indes spiele auch gesellschaftliche Wertschätzung eine große Rolle.

„Daher bedanke ich mich bei allen heute Erschienenen, dass wir diesbezüglich ein klares Statement setzen. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass zu wenig geredet wird. Folgeerkrankungen der Pandemie wie Ängste, Depressionen, Zwangsstörungen und Suchterkrankungen nehmen weiter zu“, unterstrich Kohlmann. Alle elf Minuten nehme sich ein junger Mensch das Leben.

Hohe Belastungen

„Wir sprechen viel über an COVID Erkrankte, dabei ist die Pandemie vielmehr als nur das. All die hohen Belastungen, die viele Menschen gerade aufgrund ihres Jobs ertragen müssen, sind im Laufe der Pandemie geradezu selbstverständlich geworden“, so Mitinitiatorin Lea Klein (19) aus Olpe. Das mache traurig: „Ihr leistet unglaublich viel und ich wünsche mir, dass das jeder anerkennt. Ihr wart vor der Pandemie wichtig, während der Pandemie und werdet es auch danach sein.“

Von einem Danke alleine könne zwar niemand seine Rechnungen bezahlen, aber es helfe, wenn man zumindest wisse, dass die Leistungen der vergangenen Monate gesehen würden, sagte Eric Fuchs (20) aus Olpe, ebenfalls von „Olpe gegen Rechts“. „Wir wissen, dass ihr eigentlich viel mehr verdient habt. Und ihr verdient es auch, dass wir anderen alles Mögliche tun, um die Belastungen nicht zu vergrößern oder auszunutzen.“

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Eine positive Bilanz zog am Samstag die Polizei. „Es ist, wie erwartet, friedlich abgelaufen. Es waren keine Fremdkräfte im Einsatz, wir haben das mit eigenen Kräften geregelt“, sagte Pressesprecher Stephan Clemens auf Anfrage Auch die Maskenpflicht sei weitgehendst eingehalten worden. Das Ordnungsamt habe sieben Personen ohne Maske überprüft: „In allen Fällen konnten die Leute eine Befreiung vorweisen. Es mussten keine Maßnahmen getroffen werden.“