Emst. Jetzt sind erste Konvois mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine in Hagen angekommen – die Menschen werden mit offenen Armen empfangen.
Es ist Sonntagabend. Zahlreiche Menschen haben sich an der evangelischen Kirche auf Emst versammelt. Sie alle eint ein gemeinsamer Gedanke: Sie wollen helfen so gut es geht. Denn am Abend sind in Hagen die ersten Konvois mit etwa 50 Menschen aus der Ukraine angekommen. Ihr erstes Ziel an diesem Abend ist die Erlöserkirche auf Emst.
Die Menschen aus der Ukraine sind seit etwa sechs Tagen auf der Flucht. Erschöpft und gleichzeitig erleichtert sind sie am späten Sonntagabend in Hagen angekommen. Wir wollen sie in Ruhe ankommen lassen und haben aus diesem Grund auf Bilder der Ankunft verzichtet.
Einige von ihnen werden auf Emst für unbestimmte Zeit unterkommen. Die evangelische Jugend und viele weitere hilfsbereite Hagener haben in der vergangenen Woche kurzerhand entschlossen, Unterkünfte bereit zu stellen und alles dafür zu tun, dass sich die Menschen in Hagen wohlfühlen.
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Gemeinsam mit seinem Team hat Jugendreferent Dennis Knappkötter innerhalb weniger Tage einen Schlaf- und Spielraum eingerichtet. Spenden gesammelt und sortiert. „Wir haben uns schon einige Aktionen überlegt, vor allem für die Kinder, damit sie sich hier wohlfühlen und eine gute Zeit haben“, so der Jugendreferent.
Ukraine-Hilfe in Hagen: Sicheres Gefühl vermitteln
In der alten Villa der Familie Wälzholz werden ebenfalls etwa 30 Menschen aus der Ukraine ein Zuhause für die kommenden Wochen finden. Das Haus, das bereits seit mehreren Jahren unbewohnt ist, wurde innerhalb weniger Tage mit Betten, Lampen und Möbeln ausgestattet. „Es ist fantastisch, wie groß die Hilfsbereitschaft von privaten Personen ist, aber auch wie viele Firmen sich unbürokratisch beteiligen“, sagt ein Mitarbeiter der Firma.
Anastasiia Peters kommt selbst aus der Ukraine. Seit drei Jahren lebt sie in Hagen. Ihre Familie und Freunde leben noch immer in einem Dorf in der Ukraine. Ununterbrochen hat sie Kontakt in ihre Heimat: „Meine Familie lebt in einem kleinen Dorf, momentan sind sie da noch relativ sicher, aber ich mache mir trotzdem große Sorgen.“ Für sie war sofort klar, dass sie hier vor Ort als Übersetzerin helfen möchte. „Für die Familien ist es wichtig, dass sie sich verständigen können, das gibt ihnen ein sicheres und gutes Gefühl.“
Dass sie helfen wollen, war auch für Patrick Göbel und Christian Kohlhas schnell klar. Die beiden Männer haben einen Aufruf über die sozialen Medien gesehen, dass noch Fahrer gesucht werden, die Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze bringen und auf dem Rückweg Familien mit nach Hagen nehmen. „Ich musste nicht lange überlegen, ich habe mein Auto genommen und mich auf den Weg gemacht“, sagt Patrick Göbel.
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Insgesamt 21 Stunden haben sie für den Rückweg gebraucht. „Wir waren allerdings überrascht, dass viele Leute gar nicht mit nach Deutschland wollten. Sie wollen lieber in den Unterkünften nahe der Grenzen bleiben. Sie hoffen, dass sie schnell wieder zurück nach Hause kommen“, so Christian Kohlhas. Erschöpft von der langen Fahrt, ist er aber überglücklich, dass er einigen Menschen helfen konnte.