Sundern. Ein Containerdorf für Geflüchtete entsteht auf ehemaligem Schulgelände in Sundern. Längst sollte alles fertig sein, doch es gab immer wieder Verzögerungen.

Aufmerksame Beobachter und Passanten, die durch die Johannesstraße spazieren gehen, werden in diesen Tagen lautes Hämmern und Sägen hören. Auf dem Gelände der ehemaligen Dietrich-Bonhoeffer-Schule wird gewerkelt. Aber hier wird nicht etwa das alte Schulgebäude saniert und künftig wieder für eine pädagogische Nutzung fit gemacht. Vielmehr befinden sich auf dem Schulhof eine ganze Reihe von Container, die momentan mit fließend Wasser und Strom versorgt sowie an die Abwasserleitung angebunden werden. Denn auf dem Schulgelände entsteht ein Containerdorf zur Beherbergung von geflüchteten Menschen.

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Beschlossen wurde der Erwerb und das Aufstellen der Container bereits im Herbst 2023 durch den Rat der Stadt Sundern. Damals musste die Entscheidung über den Kauf der Wohncontainer zügig getroffen werden, um Landesmittel dafür verwenden zu dürfen. Doch seit der Ratsentscheidung und dem Erwerb der Container ist weit mehr als ein Jahr vergangen, ohne dass die Container bislang für die Unterbringung der Geflüchteten genutzt werden konnten. Das verwunderte den ein oder anderen Bürger, schließlich hieß es damals seitens der Verwaltung für die Begründung zum Kauf der Container, dass die Zuweisung von Geflüchteten durch die Landesbehörden hoch sei und gleichzeitig bisherige Unterbringungsmöglichkeiten wegfallen würden. Gemeint war damit u.a. das das ehemalige Bildungszentrum am Sorpesee, welches seit letzten Jahr leergezogen und mittlerweile an den Arnsberger Unternehmer Dr. Marcel Kaiser veräußert wurde. Alicia Sommer, Sprecherin der Stadt Sundern, bestätigt auf Nachfrage, dass im Sommer außerdem ein aktuell genutztes Wohnheim in Hachen wegfallen wird.

Wohncontainer Dietrich-Bonhoeffer-Schule Sundern
Die Wohncontainer sind augenscheinlich bereits an die Versorgungsleitungen angeschlossen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Deshalb arbeite man momentan mit Hochdruck daran, die Container auf dem Gelände der ehemaligen Bonhoeffer-Schule so vorzubereiten, dass diese dann künftig zur Unterbringung der Geflüchteten genutzt werden können. Konkret heißt es „im Laufe des Februars“ aus dem Sunderner Rathaus. Das wird auch deshalb notwendig sein, um auf die hohe Zuweisungsquote durch das Land reagieren zu können. „Im Januar gab es 52 Zuweisungen“, sagt Stadtsprecherin Alicia Sommer. Insgesamt seien momentan 392 Geflüchtete inklusive ukrainischer Staatsbürger in Sundern untergebracht, ein Teil davon in privaten Wohnungen.

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René Winter, Fraktionsvorsitzender der FDP in Sundern, hatte zuletzt im Planungsausschuss der Stadt Sundern der Verwaltung mangelnde Transparenz in Bezug auf die Situation mit den Wohncontainern vorgeworfen und die unzureichende Information über den status quo der Arbeiten auf dem Schulgelände kritisiert. Auf die Frage von René Winter, warum der Kauf, das Aufstellen und das Anbinden der Wohncontainer an die Versorgungsleitungen so lange dauere, hatte Stephan Urny, Leiter des Fachbereichs 5 für Bürgerdienste, Soziales und Ordnung, ausweichend und wenig präzise geantwortet. „Es hat Schwierigkeiten mit der ausführenden Firma gegeben“, war die Antwort Urnys auf die Frage des FDP-Politikers.

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Was für Schwierigkeiten dies konkret waren, konnte oder wollte Stephan Urny jedoch nicht den Ausschussmitgliedern sagen. Nach Informationen unserer Zeitung hatte u.a. zu Verzögerungen geführt, dass die Container auf dem Schulhof nicht akkurat abgeladen worden waren und erst einmal sorgfältig aufgestellt werden mussten, damit ein Anschluss an die Versorgungsleitungen möglich war. Die zuständige Fachabteilung im Rathaus habe den Dienstleister mehrmals auf diesen Vorgang hinweisen müssen, ehe dies korrigiert wurde, wodurch Zeit verloren ging.

Wohncontainer Dietrich-Bonhoeffer-Schule Sundern
Im Laufe des Februars sollen die Arbeiten fertig gestellt sein und ein Bezug der Wohncontainer erfolgen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Insgesamt hat der Erwerb der Container 650.000 Euro gekostet, wobei die Summe komplett durch das Land NRW finanziert wurde. Bei der Ratssitzung im Herbst 2023 hatten die Fraktionen im Gegensatz zur Kaufentscheidung, die schnell getroffen wurde, lange über den Standort der Container diskutiert. So präferierte die CDU damals das Aufstellen der Container auf dem Rathausplatz. Aus den anderen politischen Lagern gab es dagegen deutlich mehr Zustimmung für den Standort Bonhoeffer-Schule. Auch die Verwaltung in Person von Stephan Urny machte sich für diesen Vorschlag stark. „Wir nutzen die ehemalige Schule momentan für die Lagerung von Matratzen, Betten und weiteren Gegenstände zur Versorgung der Flüchtlinge“, sagte damals Stephan Urny. Außerdem sei aus seiner Sicht die Anbindung an die Versorgungsleitungen auf dem Schulgelände deutlich einfacher.

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Das Containerdorf auf dem Schulgelände wird nach Angaben von Stadtsprecherin Alicia Sommer regelmäßig von einem Sicherheitsdienst kontrolliert. „Außerdem werden wir auch einen Hausmeister vor Ort beschäftigen.“

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