Neheim. Lehrer Meinolf Padberg bringt den Animationsfilm „Attack on Sorpe Dam“ erstmals nach Deutschland. Die Vorführung steht in historischem Kontext.

Eine echte Deutschlandpremiere feiert am Mittwoch, 29. Januar, um 18.30 Uhr der Film „Attack on Sorpe Dam“ von den Regisseuren Andrew Panton und Piotr Forkasiewicz in der Neheimer Stadtbücherei. Der 2023 veröffentlichte britische Animationsfilm hat dokumentarischen Charakter und zeigt den Angriff des Geschwaders 617 der Royal Air Force auf den Sorpeseestaudamm in Langscheid im Mai 1943.

Auch interessant

Lehrer Meinolf Padberg, als Pädagoge u.a. in der Grundschule „Rote Schule“ tätig, ist es gelungen, diesen Film erstmalig in Deutschland zeigen zu dürfen. „Ich habe Scampton und das nahegelegene Lincoln in England besucht und bin dort im ‚International Bomber Command Center‘ (IBCC) gewesen. Diese Einrichtung ist eine Gedenkstätte für die 58.000 Opfer der Royal Air Force im Kampf gegen Nazi-Deutschland sowie ein Ort der Versöhnung.“ Dort kam Padberg in Kontakt Nicky van der Drift, Geschäftsführerin der Gedenkstätte und zugleich auch offizielle Lizenzgeberin des Films. „Ich habe die Aufnahmen gesehen und sie gefragt, ob man den Film auch hier in der Region zeigen könnte. Schließlich haben hier in der Nähe ja auch die Angriffe der Briten 1943 stattgefunden.“ Die Royal Air Force war u.a. in Lincoln und Scampton stationiert.

Von links: Schulleiterin Thekla Bock-Weitershagen, Charlie Hebborn mit Ehefrau Fiona und Meinolf Padberg haben gemeinsam dem Sorpedamm besichtigt.
Von links: Schulleiterin Thekla Bock-Weitershagen, Charlie Hebborn mit Ehefrau Fiona und Meinolf Padberg haben gemeinsam dem Sorpedamm besichtigt. © Eric Claßen | Eric Claßen

Nicky van der Drift zeigte sich schnell von dem Vorschlag Meinolf Padbergs begeistert, stellte jedoch die Bedingung, dass die Vorführung des Films in einem „würdevollen und angemessenen Rahmen“ sowie zur Aufklärung und nicht als Unterhaltungsfilm gezeigt werden soll. Für den Pädagogen Padberg ist dies überhaupt kein Problem. „Für den 29. Januar ist geplant, dass ich in einer kleinen Einführung den historischen Hintergrund der damaligen Zeit vorstelle und den Zuschauerinnen und Zuschauern, die vielleicht nicht so tief in der Thematik sind, aufzeige, warum die Briten die Talsperren im Sauerland angriffen hatten.“ Alles werde von ihm so aufbereitet, dass auch Interessierte, die der englischen Sprache nicht mächtig sind oder nur wenig verstehen, trotzdem der Handlung folgen können, verspricht Padberg.

Auch interessant

Der Sprecher des Films ist der ehemalige britische Bombenschütze George „Johnny“ Johnson, der im Alter von 21 Jahren an dem Bombardement teilnahm und die Ereignisse von damals eindrücklich, jedoch nicht reißerisch oder heroisch schildert. Anders als bei der Attacke auf die Möhnetalsperre blieb der Angriff auf den Sorpedamm erfolglos. Das Mauerwerk konnte von den Briten nicht zerstört werden, eine Flutwelle wie in Neheim blieb aus. „Ich werde anhand von Reliefkarten mögliche Folgen der Zerstörung des Sorpedamms aufzeigen und Überlegungen dazu anstellen, welcher größeren Katastrophe das Röhr- und Ruhrtal mit den Ortschaften Hachen, Müschede, Hüsten, Neheim sowie weitere Ruhrstädte letztlich entgangen ist“, so Padberg.

Blick aus der Vogelperspektive auf die Sorpetalsperre und Sorpedamm in Langscheid.  Beim Angriff der Briten im Mai 1943 wurde der Damm beschädigt, allerdings nicht zerstört.
Blick aus der Vogelperspektive auf die Sorpetalsperre und Sorpedamm in Langscheid. Beim Angriff der Briten im Mai 1943 wurde der Damm beschädigt, allerdings nicht zerstört. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Jutta Ludwig, Leiterin der Stadtbibliothek in Neheim zeigt sich sehr dankbar über die Möglichkeit, den Film in den Räumen der Bibliothek zeigen zu können. „Das ist ein Ort des gesellschaftlichen Diskurses und der Auseinandersetzung. Also eignet er sich ideal für solch eine Veranstaltung.“ Die Bibliothekarin findet das Thema auch deshalb so interessant, weil es für viele noch weitgehend unbekanntes Terrain ist. „Die meisten kennen die Möhnekatastrophe, die aufgrund der vielen Opfer natürlich auch alles andere überstrahlt. Dass es aber beinahe auch an der Sorpe zu solch einer Katastrophe gekommen wäre, ist nicht so präsent in der öffentlichen Wahrnehmung.“ Deshalb habe sie auch direkt zugesagt, als Meinolf Padberg fragte, ob man die Filmvorführung in der Stadtbibliothek veranstalten könne. „Außerdem ist es toll, dass das im Kontext mit dem Friedensprojekt der ‚Roten Schule‘ und der Schule in Scampton steht“, so Jutta Ludwig.

Auch interessant

Im Rahmen der Kooperation der Neheimer Grundschule „Rote Schule“ mit der „Scampton Church of England Primary School“ hatte Lehrer Meinolf Padberg im letzten Jahr in den Sommerferien für vier Tage die Region Scampton/ Lincoln und dabei auch das IBCC besucht. Die Stippvisite von Meinolf Padberg war der Gegenbesuch zum Besuch des britischen Schulleiters Charlie Hebborn 2023 an der Roten Schule. Er hatte das Ziel, Kontakte zu vertiefen, zu erweitern und Möglichkeiten einer Schüler-Begegnungsreise durch die Rote Schule in diesem Jahr 2025 nach Scampton/ Lincoln zu erkunden. Charlie Hebborn hatte bei seiner Reise nach Deutschland auch den Sorpedamm besucht, um sich vor Ort einen Eindruck von dem Bauwerk zu verschaffen, das von den britischen Bomberpiloten attackiert worden war.

Meinolf Padberg Charlie Hebborn
Die Lehrer Meinolf Padberg (links) und Charlie Hebborn aus dem britischen Scampton verbindet mittlerweile eine Art Freundschaft. Beide setzen sich für Völkerverständigung und Frieden ein.  © Padberg privat | Padberg privat

In Zukunft soll der Austausch der Schülerinnen und Schüler aus beiden Ländern intensiviert und weitere Projekte und Aktionen angestoßen werden. Bereits in den Anfängen der Partnerschaft, im Mai 2023, hatte sich die Rote Schule in der Stadtbibliothek an der Ausstellung „Auf den Flügeln des Friedens“ beteiligt und in einem deutsch-britischen Schülerchor erstmalig gemeinsam mit der per Video zugeschalteten Grundschule in Scampton das Lied „Friends for Life“ gesungen.

Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien: