Neheim. In der Filiale an der Hauptstraße verkündet die Deko-Kette auf großen Plakaten: „Wir schließen“. Noch lässt sich ein Schnäppchen machen - aber das Ende naht.
„Wir schließen!“ Mit „fetten“ Schriftzügen in den Schaufenstern und an der Tür weist der Betreiber des Geschäftes „Depot“ in der Neheimer Fußgängerzone auf das baldige Ende des Verkaufs hin. Das an sich ist schon eine Überraschung, denn noch im vergangenen Sommer hieß es, die Niederlassung der in Schieflage geratenen Handelskette im Haus Hauptstraße 17 gehöre zu den Filialen, deren Fortbestand gesichert werden soll. Doch jetzt steht fest: Mit Ablauf des 30. April 2025 ist Schluss.
Diesen Termin hat die BIW Holding GmbH auf Nachfrage jetzt bestätigt. Die zuständigen Immobilienverwalter haben ihren Firmensitz in der Hauptstraße 21, nur wenige Meter entfernt von dem Geschäftshaus, das seinen Mieter (im Erdgeschoss und 1. OG) nun in Kürze verliert.
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Doch was kommt danach? Die Geschäftsleitung stehe in finalen Verhandlungen mit einem Nachmieter, könne aber noch nicht sagen, um wem es sich handelt, heißt es dazu aus dem Büro des BIW-Geschäftsführers Christoph Brökelmann.
Mehr als 300 Filialen
Blicken wir noch einmal zurück: Der Deko-Anbieter - mit bundesweit mehr als 300 Filialen und 4400 Beschäftigten - steckt schon länger in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und stellte darum am 15. Juli 2024 einen Antrag auf Schutzschirmverfahren, um sich vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen. Depot-Eigentümer Christian Gries (Gries Deco Company GmbH) entschloss sich in der Folge, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anzustreben. Man wolle das Unternehmen „im Schulterschluss insbesondere mit der Vermieter- und Lieferantenbasis nachhaltig auf neue Marktgegebenheiten ausrichten“, wurde er zitiert. Der Verkauf in Neheim läuft seitdem weiter.
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„Läden, mit denen wir kein Geld verdienen, werden wir konsequent schließen“, verkündete die Geschäftsführung dann im November 2024 - und handelte: 17 Filialen wurden unmittelbar dicht gemacht, zehn weitere folgten wenig später. Etwa 50 der zu diesem Zeitpunkt noch insgesamt 3350 Beschäftigten verloren ihren Job. Das „Depot“ in Neheim war nicht betroffen. Der finale Plan zur Neuausrichtung sollte „spätestens zum Jahreswechsel 2024/2025“ den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt werden.
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Offenbar Schnee von gestern, denn nun scheinen die Lichter endgültig auszugehen. Allerdings kommunizierte niemand aus dem Unternehmen, wann genau das sein wird. Eine Anfrage der Redaktion an die Pressestelle der im bayrischen Niedernberg ansässigen Konzernzentrale endete wie das „Hornberger Schießen“: Warum die „Kehrtwende“ mit Blick auf den Standort Arnsberg-Neheim? Wann genau erfolgt die Schließung? Was passiert mit den Mitarbeitenden vor Ort? „Vielen Dank für Ihre Anfrage und das Interesse an Depot. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aktuell keine Auskunft geben“, lautet die Antwort aus Unterfranken.
City-Manager ebenfalls überrascht
Auch Conny Buchheister zeigt sich irritiert vom Vorgehen des Unternehmens: „Wir wissen nichts vom genauen Termin der Schließung - sind genauso überrascht wie alle anderen“, erklärte Neheims City-Manager vor wenigen Tagen im Gespräch mit der Redaktion. „Schade“, meint Buchheister - ist aber zuversichtlich, einen Leerstand vermeiden zu können: „Um die Fläche mache ich mir keine großen Sorgen“, so der Mann vom „Aktiven Neheim“. Nachfrage gebe es immer - und das Gebäude biete eine Top-Lage und sei in einem sehr guten Zustand. Den Mietvertrag für das Ladenlokal in der Neheimer Innenstadt hatte die Gries Deco Company erst Anfang 2024 verlängert.
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Wie schlecht es offenbar insgesamt um die Depot-Kette bestellt ist, zeigt ein Blick ins benachbarte Ausland: Der Deko-Händler hat vor rund zwei Wochen auch in der Schweiz Insolvenz angemeldet, was zur sofortigen Schließung von 34 Filialen und dem Verlust von rund 300 Arbeitsplätzen geführt hat, wie der Schweizer Rundfunk (SRF) berichtete. Die finanzielle Schieflage des Unternehmens sei auf die anhaltenden Probleme der deutschen Muttergesellschaft Gries Deco zurückzuführen, die bereits Mitte 2024 in ein Insolvenzverfahren ging, hieß es weiter dazu.
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Die Geschäftsführung erklärte den radikalen Einschnitt gegenüber eidgenössischen Medien wie folgt: Trotz Bemühungen, die finanzielle Situation zu stabilisieren, habe man keine tragfähigen Lösungen finden können. Depot kämpfe mit mehreren Herausforderungen, darunter gestiegene Kosten für Rohstoffe und Mieten sowie Druck durch günstige Online-Konkurrenten, darunter die chinesische Plattform Temu.
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