Sundern. Wirtschaftsführer in Sundern wünschen sich mehr Pragmatismus in der Bundespolitik. Fehlende Chancengleichheit auf internationalen Märkten.

Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wirft ihre Schatten voraus. Experten und Beobachter sprechen bereits von einer Richtungswahl angesichts der vielen politischen Herausforderungen und der wirtschaftlichen Krise, in der sich Deutschland aktuell befindet. Doch wie bewertet die heimische Wirtschaft die Situation im Land? Welche Wünsche haben Unternehmer aus dem Hochsauerlandkreis an die Politik und welche Ideen möchten sie vorschlagen? Die beiden Sunderner Wirtschaftsvertreter Dominik Vielhaber von Lübke & Vogt und Magnus Bende von der Firma Kaiser & Waltermann erklären ihre Sicht der Dinge.

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„Wir befinden uns in einer schwierigen Situation“, erklärt Magnus Bende, Vertriebsleiter des Sunderner Familienunternehmens Kaiser & Waltermann. Am Firmenstandort in Amecke sind rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt. Das metallverarbeitende Unternehmen exportiert seine Produkte in 45 Länder weltweit. „Wir sind global tätig und spüren die veränderte Nachfrage in Sachen Export“, sagt Bende. Auf dem internationalen Markt gebe es bisweilen keine Chancengleichheit, wenn ausländische Unternehmen weniger Zertifikate als die deutschen Wettbewerber präsentieren müssten, um Aufträge zu erhalten. Hier ist eines der Stichwörter Bürokratieabbau.

Lübke & Vogt Sundern
Die Firma Lübke & Vogt ist Weltmarktführer in der Herstellung von Gummiformartikeln. © Lübke & Vogt | Lübke & Vogt

„Lange Zeit hat man sich in Deutschland auf den Export verlassen“, sagt auch Dominik Vielhaber, Geschäftsführer von Lübke & Vogt. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr an eine Schweizer Holding verkauft wurde, stehe beim Export verhältnismäßig stabil da. „Wir werden durch den Anschluss an die Angst+Pfister Gruppe unser Auslandsgeschäft ausbauen. Doch für uns ist es wichtig, dass auch die inländische Nachfrage auf Dauer wieder steigt“, so Vielhaber. In der deutschen Politiklandschaft denke man bei der Problemlösung noch immer zu kleinteilig. „Wenn ich fünf Aufgaben zu 80 Prozent erledige, habe ich mehr erreicht, als wenn ich eine Aufgabe zu 100 Prozent erledigen möchte und zu lange darüber nachdenke, wie ich das schaffe“, sagt der Geschäftsführer, der sich manchmal mehr Pragmatismus wünscht.

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Wenn wir beim Wünschen sind, stellen Magnus Bende und Dominik Vielhaber ihre Positionen zu einzelnen Themenfeldern heraus. „Wir benötigen klare und verlässliche Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaftsprozesse“, unterstreicht Bende. „Außerdem darf man jetzt nicht den Fehler machen und sich kaputtsparen. Jetzt stoisch an der Schuldenbremse festzuhalten, ist aus meiner Sicht fatal. Mit Augenmaß müssen Schulden gemacht werden, um in die Infrastruktur in Deutschland zu investieren“, stellt Vielhaber klar. „Schulen, Verkehrswege, unser Gesundheitssystem: Hier werden dringend Investitionen benötigt, wenn wir nicht den Anschluss an andere Länder verlieren wollen“, mahnt der Geschäftsführer. Und Kollege Magnus Bende ergänzt: „Öffentliche Investitionen ziehen private Investitionen nach sich. Dadurch wird die Wirtschaft angekurbelt und der Staat erhält in der Folge wieder höhere Steuereinnahmen.“

Die Firma Kaiser & Waltermann aus Amecke fertigt seit mehr als 50 Jahren Rohrniete und Feinrohrteile an.
Die Firma Kaiser & Waltermann aus Amecke fertigt seit mehr als 50 Jahren Rohrniete und Feinrohrteile an. © WP Sundern | Privat

Beide Sunderner Wirtschaftsfachleute haben auch den Wunsch nach Technologieoffenheit. Hier solle der Staat weniger Vorgaben machen und eher auf die Innovationskraft deutscher Ingenieure und Forscher vertrauen. „Nennt uns das Ziel und wir finden selber den Weg dorthin.“ Das gelte auch für Vorgaben im Bereich Klimaschutz. Das Ziel, den CO²-Ausstoß zu reduzieren sei klar, der Weg zum Ziel dürfe aber nicht zu detailliert vorgegeben werden. „Verfahrensvorgaben erfordern einen hohen Aufwand und reduzieren das Ergebnis. Das schafft Frust und nimmt die Motivation.“

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Außerdem werden die Forderungen nach Leistungsorientierung größer. „Die Steuerlast für mittlere und kleinere Einkommen ist eindeutig zu groß“, sagt Magnus Bende. Wer viel, gut und zuverlässig arbeite, müsse am Ende des Monats mehr als aktuell in der Tasche haben, um den Lebensunterhalt ohne Sorgen bestreiten zu können. „Die Politik muss sich um die Gemeinschaft in unserem Land kümmern und das Kollektiv stärken, damit es hier nicht weiter bröckelt“, warnt Bende.

Vielleicht sei es wichtig, wenn die Politiker verstärkt in die Betriebe kämen, um mit einfachen Mitarbeitern zu sprechen und sich anzuhören, was diese bewege. „Wir haben ein tolles Land mit tollen Menschen und deshalb ist es wichtig, dass eine neue Regierung die Stärken Deutschlands herausstellt und für eine andere Grundstimmung sorgt. In einem Klima voller Angst und ohne Hoffnung kann auch die Wirtschaft nicht wachsen.“

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