Hachen. In diesem Jahr wird das 50-Jährige Bestehen der Stadt Sundern gefeiert. Ein Zeitzeuge erinnert sich an den Widerstand gegen die Eingemeindung Hachens.
Erwin Tyrakowski ist sozusagen ein Mann der ersten Stunde. 1968 war Tyrakowski aus dem Ruhrgebiet nach Hachen gekommen, um dort als junger Lehrer an der Hauptschule anzufangen. Schnell fand der leidenschaftliche Sammler von Autogrammen aus der Motorsportszene in Hachen seine Heimat. „Mitte der 1970er-Jahre hatte sich durch die 1975 angekündigte kommunale Neugliederung auch so etwas wie Widerstand im Ort gebildet. Die meisten Hachener waren damals alles andere als begeistert, als sie von den Plänen zum Zusammenschluss ihres Ortes mit dem neu gegründeten Sundern erfuhren.“
Auch interessant
Erwin Tyrakowski spricht sogar vom „einschneidendsten Ereignis in unserer Freiheit Hachen während der letzten Jahrzehnte“. Es sei damals definitiv keine Liebesheirat gewesen. „Der Begriff einer Zwangsehe beschreibt es wohl zutreffender“, berichtet der pensionierte Pädagoge, der sich sehr für Heimatgeschichte interessiert. „Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, dass Hachen weit mehr als 100 Jahre zum Amt Hüsten gehörte, ebenso beispielsweise Hövel, Enkhausen und Estinghausen sowie Langscheid und Stemel.“ „Im Archiv des Hochsauerlandkreises findet man eine umfangreiche Sammlung an Akten, Zeitungsartikel und Dokumente zur kommunalen Neugliederung“, erklärt Mitarbeiterin Rebecca Krause. Aus den Akten gehe hervor, dass viele der nördlichen Gemeinden in ihren jeweiligen Räten damals gegen den Zusammenschluss mit Sundern waren.
Die Westfalenpost berichtete 1974 von dem Vorstoß Hachens, gemeinsam mit Hövel, Stemel, Enkhausen, Estinghausen und Langscheid einen eigenen Ort zu bilden. Doch die Pläne des damaligen Hachener Bürgermeisters und späteren Ortsvorstehers Josef Cordes scheiterten am Widerstand der Langscheider und der NRW-Landesregierung in Düsseldorf. Als „Rache“ für die Zwangsehe mit Sundern hinterließen die zum Teil vermögenden Gemeinden ein teures Erbe. So erklärt Erwin Tyrakowski: „Vor der Eingliederung haben viele der betroffenen Ortschaften kostspielige Strukturverbesserungen verabschiedet, mit Folgekosten für die dann Sundern später zuständig war. Im Falle Hachens war das ein komplett neuer Schulbau mit Lehrschwimmbecken und Turnhalle, die der Schulverband Hachen-Enkhausen-Hövel noch rechtzeitig vor der kommunalen Neugliederung unter Dach und Fach brachte.“
Auch interessant
Hachen, die heute zweitgrößte Siedlung innerhalb Sunderns, war lange Zeit eine wirtschaftlich äußerst starke Ortschaft mit Industriebetrieben, eigener Post, einem Bahnhof, Gaststätten und Geschäften des täglichen Bedarfs. Es war ein Oberzentrum für den gesamt Norden des heutigen Sunderns und zog allein hieraus eine Form von gesundem Selbstbewusstsein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hachen im 12. Jahrhundert. Der Begriff Freiheit bedeutet, dass es sich um einen Ort mit Stadtrechten, jedoch ohne Befestigungsanlage handelte. Eine Stadtmauer gab es nicht, zumindest aber die hoch über dem Ort thronende Burg.
Das Widerstreben einiger Hachener Bürgerinnen und Bürger mündete dann in einer Art Guerilla-Aktion. Denn einige Tage nach dem 1. Januar 1975 - dem Start der neu gegründeten Stadt Sundern - wurden in Richtung Sundern, Langscheid, Enkhausen und Hüsten neue Ortseingangsschilder aufgestellt und den neuen kommunalen Gegebenheiten angepasst. Auf ihnen stand „Hachen - Stadt Sundern“. „Doch kurze Zeit später hatten Unbekannte das ‚Stadt‘ mit dem Wort ‚statt‘ überklebt“, blickt Tyrakowski zurück. „Nach mehreren Beseitigungsaktionen durch städtische Mitarbeiter und die Straßenmeisterei hatten die ‚Kleber‘ aufgegeben.“
Auch interessant
Für ihn selbst änderte sich in der Folge auch etwas in beruflicher Hinsicht. Nach 26 Jahren in der Hachener Hauptschule arbeitete der Pädagoge noch 13 Jahre in Sundern an der Hauptschule. Dort sei er auch als Hachener mit offenen Armen empfangen worden. Im Kollegium herrschte eine freundliche Atmosphäre. 50 Jahre nach der Eingemeindung Hachens zeigt sich Erwin Tyrakowski versöhnlich. Heutzutage sei nur noch wenig von der damaligen feindseligen Stimmung in Hachen zu spüren.
Am Sonntag, 26. Januar, soll dies auch dadurch deutlich werden, dass der Neujahrsempfang der Stadt Sundern anlässlich des Jubiläums mit einem offenen Festakt stattfinden soll. Anders als üblich konnten sich alle Bürgerinnen und Bürger Sunderns anmelden, um daran teilzunehmen. Der Empfang soll ein ursprünglich angedachtes Jubiläumsfest ersetzen.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Arnsberg/Sundern
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_arnsberg_sundern
- Die WP Arnsberg/Sundern auf WhatsApp: WP Arnsberg/Sundern
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP Arnsberg Newsletter