Sundern. Wachsende Probleme alarmieren die Politiker in der Stadt. Bei einem Ortsteilgespräch fehlen jedoch ausländische Anwohner. „Wir müssen es schaffen, auch sie anzusprechen.“
Wilder Müll auf Freiflächen, eine schlechte Anbindung für Fahrradfahrer in die Innenstadt, illegale Autorennen auf der Silmecke, zu wenig Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche sowie Bevölkerungsgruppen, die praktisch aneinander vorbei wohnen und leben. Die Liste der Probleme in Obersundern ist lang - und mit den genannten Beispielen längst noch nicht vervollständigt.
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Längst genießt dieser Teil der Sunderner Innenstadt den Ruf, immer mehr zum Problemviertel zu mutieren. Auch aus diesem Grund hatten Sunderns Ortsvorsteher Georg Te Pass und Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke interessierte Anwohner zu einem offenen Ortsteilgespräch eingeladen, in dem sie ihre Anliegen und Gedanken zu dieser Entwicklung mitteilen durften. Rund 30 Personen waren der Einladung gefolgt und suchten den Austausch.
Georg Te Pass fand in seiner Einleitung des Abends klare Worte: „Die Ergebnisse der Europawahl haben den Bürgermeister und mich regelrecht erschreckt“, sagt der Ortsvorsteher. Besonders die AfD hatte in Obersundern erfolgreich abgeschnitten und deutlich mehr als 20 Prozent der Stimmen geholt. „Das hat uns wachgerüttelt und nochmal deutlich gemacht, dass wir etwas tun müssen, damit es nicht völlig abdriftet“, betont auch der Bürgermeister. Man wolle Probleme nicht wegdiskutieren und wisse darum, dass es speziell in Mehrfamilienhäusern und Wohnblocks am Gräfenbergring einen extrem hohen Ausländeranteil gebe.
„Wir haben in Obersundern Parallelkulturen“
„Wir haben hier in Obersundern Parallelkulturen. Die Einheimischen leben für sich und die Zugezogenen leben in ihren eigenen Gemeinschaften. Auch die Situation um den Sperrmüll, der immer wieder vor den Mietshäuser abgelegt wird, sorgt für schlechte Grundstimmung. Da muss man nichts schönreden“, macht Georg Te Pass deutlich.
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Man suche den Austausch mit der Bevölkerung und nach Lösungsmöglichkeiten, um die Situation in dem Viertel rund um das ehemalige Hoffmansche Gelände dauerhaft zu verbessern. Georg Te Pass und Klaus-Rainer Willeke wünschen sich ein gutes Miteinander und rufen auch die Menschen im Viertel dazu auf, Brücken zu bauen und einen guten Austausch zu pflegen. Zu Recht wurde jedoch von anwesenden Anwohnern auch zur Sprache gebracht, dass beispielsweise keine Vertreter der Migranten an dem Ortsteilgespräch teilgenommen haben. „Wir haben es anscheinend nicht geschafft, sie anzusprechen“, mutmaßte ein Teilnehmer des Treffens. Stefan Lange, Ratsmitglied und selber wohnhaft in Obersundern, unterstrich: „Man sollte auf die Gruppen zugehen, zugleich erwarte ich jedoch dann auch, dass diese Gruppen eine Integrationsbereitschaft und selber auch Initiative zeigen!“
Das Thema Integration war an diesem Abend nicht der einzige intensiv diskutierte Punkt. So wünschten sich mehrere Väter mehr Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Die Angebote seien quasi kaum existent, da selbst die wenigen Spielplätze und der Bolzplatz in einem bedauernswerten Zustand seien. „Da geht kein Kind gerne spielen.“ Generell gebe es aber auch für Erwachsene nahezu keine Treffpunkte. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Da warten strukturelle Herausforderungen auf uns.“ Anwohner Torsten Deutschmann appellierte auch an einige Eltern von Kindern im Viertel umzudenken. „Wenn man seine Kinder nicht auf die Marienschule schickt, sondern lieber in andere Schulen außerhalb, kann sich unter den Kindern in Obersundern keine Gemeinschaft bilden. Das war zu meinen Jugendzeiten anders. Damals kannte man noch alle Kinder auf der Straße und hat zusammen gespielt.“ Heute lebten viele Familien eher anonym.
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Kritisiert wurden der schlechte Zustand der wenigen öffentlichen Freiflächen und fehlende Sauberkeit an einigen Ecken des Viertels. Unzufrieden sind viele Menschen in Obersundern mit der allgemeinen Verkehrssituation. Die Raserei bis hin zu illegalen Motorradrennen auf der Silmecke sind den Anwohnern ein Dorn im Auge. Außerdem seien auch einige der verkehrsberuhigten Bereiche so unübersichtlich, dass sie mehr Problem statt Lösung darstellen. Hier wünscht man sich seitens der Verwaltung Veränderungen - und für die Silmecke bleibt der Ruf nach mehr Kontrollen und einem anderen Tempolimit laut.
Trotz aller Kritik waren sich die anwesenden Anwohner einig, dass sie gerne in Obersundern wohnen und leben. Gemeinsam hat man verabredet, dass Georg Te Pass und Klaus-Rainer Willeke die gesammelten Erkenntnisse aufschreiben und man sich nach Karneval wieder treffen möchte, um Ideen zu entwickeln, wie man die Probleme nach und nach angehen kann. „Mir ist bewusst, dass die Probleme nicht schnell und einfach zu bewältigen sind. Dafür benötigt man Ausdauer und Geduld. Das wird ein Langstreckenlauf!“, betont Ortsvorsteher Georg Te Pass. „Aber wenn man nicht irgendwann mal anfängt, kann man auch kein Ziel erreichen.“ Er wolle und werde in den nächsten Tagen auch Kontakt zu den Vereinen in Sundern suchen, um sie zu informieren wie das weitere Vorgehen geplant ist.
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