Arnsberg. Nicole Jerusalem hat den Vorsitz der Bürgerstiftung Arnsberg übernommen. Die verteilt rund 120.000 Euro jährlich an ehrenamtlich geführte Projekte.

Seit ihrer Gründung Ende 2006 hat die Bürgerstiftung Arnsberg fast zwei Millionen Euro an zahlreiche Projekte der Stadt verteilt. Die jährlichen Fördersumme lagen im Schnitt bei rund 120.000 Euro. „Spannend zu wissen wäre, wie viele Tausende von Stunden Ehrenamt durch die Mittel der Bürgerstiftung erst möglich wurden“, sagt Nicole Jerusalem. Die Arnsbergerin übernahm Ende vergangenen Jahres den Stiftungsvorsitz vom Müscheder Wilm Cronenberg.

Was motivierte Sie, den Vorsitz in der Stiftung zu übernehmen?

Die Idee, mit vereinten Kräften Gutes für unsere Stadt Arnsberg zu bewirken und die Stadt dadurch insgesamt zu stärken, ist für mich absolut überzeugend. Die Bürgerstiftung Arnsberg ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie bürgerschaftliches Engagement nachhaltige Wirkung erzielen kann. Diese Tradition fortzuführen und gleichzeitig Impulse für die Zukunft zu setzen, ist eine Aufgabe, die mich sehr reizt.

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Was fasziniert Sie an der Idee der Arnsberger Bürgerstiftung?

Ich finde es faszinierend, dass die Bürgerstiftung allein durch gemeinschaftliche Beiträge von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen getragen wird. Sie gibt jedem und jeder die Möglichkeit, unabhängig von der Höhe seines Engagements, etwas zu einer lebenswerten Stadt beizutragen. Manche spenden Geld, andere Zeit und Erfahrung und wieder andere haben gute Ideen. In der Zusammenwirkung kommt immer etwas sehr Gewinnbringendes heraus. Die Bürgerstiftung unterstützt ehrenamtliches Engagement in Arnsberg in seiner ganzen Breite, manchmal ermöglicht sie es erst. Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur Ausdruck von Solidarität, sondern auch persönlich bereichernd, es stärkt die Gemeinschaft und verbindet Menschen über gesellschaftliche Unterschiede hinweg.

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Was waren bislang Ihre liebsten Projekte der Bürgerstiftung?

Unser Berufsorientierungsprojekt ProBe oder der Lichtturm Arnsberg zeigen, wie vielfältig die Förderung der Bürgerstiftung ist. Besonders schätze ich Projekte wie „Wir für Arnsberg: geimpft“, das in schwierigen Zeiten konkrete Hilfe leisten konnte. Aber auch das Projekt „Opfer der Möhnewiesen“ beeindruckt mich sehr.

Bürgerstiftung Arnsberg
Amtsübergabe bei der Bürgerstiftung Arnsberg: Nicole Jerusalem (mitte) übernahm den Vorsitz von Wilm Croneberg (rechts). Zudem im Bild Andreas Bremke. © WP | Bürgerstiftung

Was braucht die Bürgerstiftung, um weiterhin zukunftsfähig aufgestellt zu sein?

Zukunftsfähigkeit bedeutet für uns, das Stiftungsvermögen langfristig zu sichern und neue Förderer zu gewinnen, damit wir weiterhin auf die Bedarfe der Gesellschaft reagieren können. Es braucht aber auch eine aktive Bürgerschaft, deren Initiativen wir unbürokratisch mit eigenen finanziellen Mitteln, Akquise von Fördermitteln weiterer Fördermittelgeber oder durch unser Netzwerk unterstützen können.

In den Jahren haben sich gesellschaftliche Themen verändert: Was macht das mit den Schwerpunktsetzungen bei den Projekten, die die Bürgerstiftung künftig fördern will?

Wir beobachten diese Entwicklungen sehr genau. Themen wie Bildung, Jugend, Sport, Kultur und Heimatpflege werden weiterhin im Fokus bleiben. Kürzlich haben wir angesichts neuer und wachsender Herausforderungen unsere Satzung um die Möglichkeit ergänzt, Hilfen für Geflüchtete sowie Gewaltopfer und Inklusionsprojekte zu geben. Die Bürgerstiftung wirkt darauf hin, die Mitte der Gesellschaft zu stärken, Brücken zu bauen und Gräben zu überwinden.

Wie kann es gelingen, weiterhin große und kleine Geldgeber für die Stiftung zu finden?

Jede Unterstützung macht direkt vor Ort einen Unterschied. Die großen Zustiftungen genauso wie die kleineren Spenden oder die Übernahme einer Patenschaft. Auch Sammlungen im Rahmen von Jubiläen oder Geburtstagen nehmen wir sehr dankbar entgegen. Die persönliche Ansprache spielt sicherlich eine entscheidende Rolle, aber auch Vertrauen durch Transparenz und die Kenntnis über das erfolgreiche Wirken der Arnsberger Bürgerstiftung.

Gibt es konkrete Punkte, die Sie als Vorsitzende in der Bürgerstiftung verändern bzw. anstoßen wollen?

Ich habe in Bremen erlebt, dass im Herzen der Stadt jeder gewissermaßen im Vorbeilaufen in einen Gullydeckel Groschen werfen und damit direkt die Bremer Bürgerstiftung unterstützen kann. Dadurch wird viel Geld gesammelt, das unmittelbar wieder an die Bürgerschaft zurückgegeben werden kann. Als Gimmick ertönt natürlich das Lied der Bremer Stadtmusikanten. Mir gefällt die Idee sehr, dass jeder auch den kleinsten Beitrag anonym und im Vorbeigehen zum großen Ganzen beitragen kann und so Teil der Gemeinschaft der Wohltäter wird. Außerdem könnte es identitätsstiftend wirken. Uns fehlt noch eine entsprechende zündende Idee, insbesondere angesichts unserer vielen sehr individuellen Ortsteile, aber wir sind dran. Kreative Ideen sind sehr willkommen!

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Gibt es ausreichend Förderanfragen an die Stiftung?

Wir erhalten regelmäßig Förderanfragen. Das zeigt uns, dass der Bedarf an Unterstützung groß ist und wir mit unserer Arbeit genau am Puls der Zeit sind. Wir wollen noch stärker in die Öffentlichkeit treten, auch durch eine verstärkte Präsenz in den sozialen Medien. Persönliche Begegnungen und der direkte Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern sind uns aber genauso wichtig.

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Wie hoch ist das Stiftungsvermögen?

Die Stiftung wurde damals durch elf Gründungsstifter mit 2 Millionen Euro Gründungskapital ins Leben gerufen. Das Stiftungsvermögen betrug zum 31. Dezember 2024 nun 3,9 Millionen Euro, während die Bilanzsumme in etwa 4,6 Millionen Euro ausmacht. Also hat sich seit dem Bestehen das Vermögen fast verdoppelt. Die Stiftung vergibt nicht nur Zinserträge, sondern leitet auch Geld aus Spenden und Patenschaften an die Projekte weiter. Aus den Patenschaften erhält die Stiftung aktuell 30.000 Euro jährlich. Dafür sind wir sehr dankbar.

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