Neheim. Der letzte Schultag nach 43 Jahren im Schuldienst: Was die Konrektorin vermissen wird. Und worauf sie sich in Zukunft freut.
In ein paar Tagen ist für Martina Kleinschmidt (67) endlich Schulschluss. „So einfach ist das nicht für mich“, sagt sie. Die Grundschullehrerin übt ihren Beruf mit Leib und Seele aus, hat ihren Dienst sogar um anderthalb Jahre verlängert. „Ich wollte schon immer Lehrerin werden“, erzählt sie. Damals war natürlich alles anders, aber auch heute sei das Schulleben einfach wundervoll.
Tausend Kindern Lesen und Schreiben beigebracht
„Ich neige manchmal dazu, alles zu glorifizieren“, gesteht die 67-Jährige. Natürlich sei nicht immer alles so einfach gewesen, weder der Umgang mit manchen Eltern, noch mit speziellen Schülern. „Und als ich angefangen habe, gab es zu viele Lehrer. Heute sind es zu wenige“, sagt Martina Kleinschmidt. Einige ihrer Kolleginnen oder diejenigen, die es werden wollten, hätten Angst vor einem „Burn out“ oder vor schrecklichen und unerzogenen Kindern. „All das muss man natürlich aus einem individuellen Blickwinkel heraus betrachten“, so die erfahrene Lehrerin. Sie sieht lieber Lösungen statt Probleme, erinnert sich an viele Schülerinnen und Schüler, denen sie Lesen und Schreiben beigebracht hat. „Das könnten so rund tausend Kinder gewesen sein“, rechnet sie vor.
Nach ihrem Studium in Aachen begann die junge Neheimerin im Sommer ´82 das Referendariat an der Sonnenschule in Unna und kam daraufhin zur Südschule nach Kamen. „In dieser Zeit habe ich selber drei Kinder bekommen“, erzählt sie. Arbeiten wollte sie trotzdem. „Ich habe ja schließlich nicht umsonst studiert. Wir hatten eine Haushälterin. Und so konnte ich unterrichten.“
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An der Grundschule Mühlenberg in Hüsten sammelte die Pädagogin ihre nächsten Erfahrungen, bis sie schließlich 1997 an ihre Wunsch-Schule nach Bergheim kam. „Ich wohne noch immer in Neheim und begegne meinen Schülern und auch vielen Ehemaligen oftmals beim Einkaufen in der Stadt. Dann bleibt man schon mal stehen und fragt, wie geht‘s, wie steht‘s, was machst du jetzt?“
Mit dem Ehemann jetzt viele Reisen unternehmen
Martina Kleinschmidt geht es gut. Sie will in Zukunft mehr Sport treiben, lesen, Freunde treffen und mit ihrem Ehemann viele Reisen unternehmen. Am liebsten mit dem Wohnmobil. Ihre vier Kinder sind aus dem Haus, der Ruhestand ist da. Jetzt kann es noch mal richtig losgehen. Von Neheim kommt sie trotzdem nicht weg. Hier lebt ihre Familie, für die sie da sein möchte. „Die Bergheimer Schülerinnen und Schüler werden mir fehlen“, gesteht sie.
Wie aufs Stichwort stürzten Tamara und Diana aus der zweiten Klasse auf sie zu und überreichen ihrer Lehrerin eine selbstgebastelte Karte - darauf steht: „Liebe Frau Kleinschmidt. Wir werden dich sehr vermissen. Du bist die beste Lehrerin auf der ganzen Welt.“
„Auch wir Kolleginnen werden Martina Kleinschmidt sehr vermissen.“
Das findet auch die Schulleiterin Kerstin Wagner, die ihre kompetente Fachkraft an der St. Josefschule ebenfalls vermissen wird. Bei der offiziellen Verabschiedung Ende des Monats will sie eine Rede halten. Auch die Vertreterin der Elternpflegschaft wird einige Worte finden. Die Kinder haben Darbietungen einstudiert und das Kollegium gibt danach einen Empfang - ein schönes Schulfest noch zum Schluss. Martina Kleinschmidt seufzt: „Wie gesagt, ich werde diese Schule sehr vermissen - mit allem, was dazu gehört. Die Zeit, die ich hier verbringen durfte, wird für immer in meinem Herzen sein.“
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Das kann ihre Kollegin Kerstin Wagner gut nachvollziehen. „Dennoch wünsche ich ihr jetzt ganz viel Ruhe und Kraft, dass sie die Schule loslassen kann.“ Die Schulleiterin weiß um die vielen Verdienste und Erfolge der beliebten Lehrerin. „Ja, Martina Kleinschmidt war immer da, wenn irgendjemand Hilfe brauchte. Sie wird uns fehlen, keine Frage.“
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