Voßwinkel. Nach dem gescheiterten Verkauf des Hotels und Restaurants in Voßwinkel kämpft der Inhaber um die Zukunft der Gastronomie. Rechtsstreit mit Kaufinteressenten.

„Ich mache weiter und meine Frau und ich - wir kämpfen für unser Waldschlösschen“, gibt sich Gastronom Peter Keitsch selbstbewusst. Eigentlich wollte der gelernte Koch mit seiner Ehefrau Claudia in diesen Tagen längst seinen Ruhestand genießen und sich von seiner Erkrankung auskurieren. Der gesundheitlich angeschlagene Sauerländer wartet auf eine Spenderniere. Doch das Schicksal hatte scheinbar einen anderen Verlauf beabsichtigt, denn der geplante Verkauf des Hotels und Restaurants Waldschlösschen in Voßwinkel ist gescheitert. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

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Viel sprechen möchte Peter Keitsch über die Vorgänge, die zum Scheitern des Vorhabens führten, nicht. Er sei enttäuscht und wütend, dass der Deal geplatzt sei, aber aus seiner Sicht war die Entscheidung unumgänglich. Zu viele Ungereimtheiten habe es gegeben. Übergabe-Termine seien immer wieder verschoben worden. Eigentlich sollten seit Ende letzten Jahres längst die beiden Gastronomen Ruby Iqbal und ihr Ehemann Abner Gill aus Möhnesee hinter Tresen und Herd im Waldschlösschen stehen. Warum dies aber nicht passierte, darüber gibt es unterschiedliche Schilderungen. Peter Keitsch spricht von einem unterschriebenen Pachtvertrag mit anschließendem Kauf der Immobilie, der von Iqbal und Gill allerdings nicht eingehalten worden sei. Keitsch wolle kein böses Blut, aber Ersatz für den entstandene Schaden.

Waldschlösschen Voßwinkel
In uriger und gemütlicher Atmosphäre heißen Peter und Claudia Keitsch ihre Gäste willkommen.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Mehrmals sei die Übernahme seitens der Käufer verschoben worden, bis die Keitschs die Reißleine zogen. „Es war alles unseriös, jetzt kümmert sich ein Anwalt um den Fall“, berichtet Keitsch, der aus juristischen Gründen nicht mehr zu dem Fall sagen möchte. Von einer fünfstelligen Summe ist die Rede, die dem Gastronomen der gescheiterte Verkauf gekostet habe. Die Gegenpartei wirft den Keitschs wiederum vor, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben. „Es sind Versprechungen nicht eingehalten worden. Deshalb haben wir den Kauf unter den jetzigen Bedingungen und zu den aktuellen Konditionen abgelehnt“, so Abner Gill. Er und seine Partnerin hatten nach eigenen Angaben sogar bereits neues Personal aus dem Ausland nach Deutschland kommen lassen, um dieses einzustellen.

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Aufmerksam beobachtet werden die Vorgänge im Waldschlösschen von Bernd Canisius. Er hatte im Auftrag der Krombacher-Brauerei den Deal zwischen der Familie Keitsch und dem Ehepaar Iqbal-Gill eingefädelt. Über die aktuellen Entwicklungen ist der erfahrene Gastronomie-Berater und Vertriebsexperte schwer enttäuscht. „Die Verträge waren vorbereitet und sind auch bereits unterschrieben, wir haben sehr viel Zeit und auch schon Geld in den Inhaberwechsel gesteckt und plötzlich ist alles geplatzt“, sagt Canisius. Er hoffe nun sehr, dass das Waldschlösschen unter der Familie Keitsch wieder an alte Leistungsstärke anknüpfen werde und der Betrieb wirtschaftlich wieder auf die Beine komme. Denn der Verkaufsstreit hatte zwischendurch Folgen für das Restaurant. Durch die unsichere Situation waren Gäste weggeblieben. „Viele wissen gar nicht, dass wir überhaupt noch geöffnet haben“, zeigt sich Peter Keitsch bestürzt. „Die denken, wir hätten geschlossen und reservieren folgerichtig keinen Tisch mehr.“ Keitsch versichert aber: „Hotel und Restaurant sind in Betrieb. Das waren sie die ganze Zeit!“ Er musste allerdings alle zwischendurch gekündigten Verträge mit Lieferanten, Versicherungen und Dienstleistern der Hotellerie und Gastronomiebranche neu abschließen sowie das Gewerbe neu anmelden. „Das war aufwendig und kräftezehrend.“

Waldschlösschen Voßwinkel
Die ausgebildete Hotelfachfrau Claudia Keitsch kümmert sich um den Service und die Hotelgäste. © Eric Claßen | Eric Claßen

„Wir arbeiten derzeit an einer neuen Karte, das gesamte Küchenteam und die Servicekräfte haben uns die Treue gehalten und arbeiten weiterhin für uns und mit uns zusammen. Dafür bin ich unendlich dankbar - auch für den Zusammenhalt in der Familie. Die letzten Monate waren nicht leicht für uns alle“, unterstreicht der Gastronom. Etliche seiner Stammgäste würden ihn ebenfalls wieder besuchen und im Restaurant einkehren. „Jetzt wollen wir auch die anderen Gäste wieder zu uns ins Waldschlösschen locken - mit frisch zubereiteter, klassischer, deutscher Küche.“

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Stetig würden wieder Buchungen für das Hotel hereinflattern und zumindest an den Wochenenden sei auch wieder im Restaurant mehr zu tun“, so Peter Keitsch. Doch das könne nur der Anfang sein. „Ich hoffe, dass es in den nächsten Wochen auch unter der Woche wieder deutlich voller wird, damit die Einnahmen wieder steigen.“ Er habe Hilfe in der Küche und fühle sich trotz der wöchentlichen Dialyse wieder etwas fitter. „Es muss einfach weitergehen!“ An einen baldigen Verkauf denke er jedenfalls nach den letzten Erfahrungen nicht mehr. Auch im Dorf atme man auf, dass das Waldschlösschen unter alter Leitung weitermache.

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