Arnsberg/Meschede. Immer wieder tauchen bei der Polizei HSK Anzeigen wegen „Lovescamming“ und „Sextortion“ auf. Kommissarin Julia Henneböle erklärt, was dahintersteckt.
Das Profil ist schnell angelegt, ein paar Klicks weiter wartet irgendwo im Internet die große Liebe. So oder so ähnlich machen Dating-Portale Werbung, um Kundinnen und Kunden anzulocken. Schließlich ist alles einfach und man muss sich nicht einmal die Mühe machen, sich zu stylen und dann auf Partys oder in der Diskothek eine Person anzusprechen. Bei diesen Online-Portalen sitzt man bequem auf der Couch und kommuniziert via Smartphone, Tablet oder Laptop.
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Doch Vorsicht sagt Julia Henneböle von der Polizei HSK. Denn in Online-Dating-Portalen und sozialen Netzwerken lauern Gefahren, die für Betroffene ernste Konsequenzen haben können - zum Teil sogar mit schweren Nachwirkungen. „Wir beobachten schon seit einiger Zeit vor allem zwei Vorgänge, bei denen Nutzerinnen und Nutzer solcher Portale u.a. viel Geld verlieren können“, berichtet die Hauptkommissarin. „Ein Bereich ist das sogenannte ‚Lovescamming‘. Dabei meldet sich eine Person bei einer Nutzerin oder einem Nutzer, schreibt sehr persönliche Botschaften, macht der Betroffenen Komplimente und erzeugt über Monate eine emotionale Abhängigkeit. Zu persönlichen Treffen kommt es nicht, weil der Lockvogel vorgibt, sich im Ausland zu befinden beispielsweise weil er Soldat oder Arzt sei“, berichtet Julia Henneböle. Irgendwann gaukelt die Fake-Person eine Notlage vor und bittet um Geldzahlungen. „In vielen Fällen zahlen die Betroffenen dann auch aus Zuneigung, Liebe und Sympathie das Geld. Dahinter steckt jedoch das organisierte Verbrechen und das Geld ist weg“, sagt die 49-Jährige. Vor allem Frauen, aber auch Männer würden Opfer dieser Methode.
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„Ein zweiter gefährlicher Bereich bei solchem Online-Dating ist die sogenannte Sextortion. Dabei werden die Betroffenen in eine Falle gelockt, zu sexuellen Handlungen vor der Kamera überredet bzw. verführt und die Täter nehmen dies dann auf Video auf und erpressen ihre Opfer“, so Henneböle. Den Betroffenen werde dann gedroht, das kompromittierende Material an den Partner, Familienangehörige oder den Arbeitgeber zu schicken, wenn kein Geld gezahlt würde. „Die Erpressungen hören aber auch nach den ersten Zahlungen oftmals nicht auf.“ Bei dieser Methode seien häufiger Männer Opfer.
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Polizistin Julia Henneböle rate Betroffenen trotz Schamgefühls zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Nur so habe die Behörde überhaupt die Möglichkeit, ermitteln zu können. „Ich weiß, dass das kein einfacher Schritt ist und Überwindung kostet. Aber so kann man auch helfen, dass andere Personen nicht Opfer einer solchen Masche werden.“ Es sei übrigens ein Trugschluss, dass nur dumme oder naive Menschen auf die Tricks der Kriminellen hereinfallen würden. „Es kann sprichwörtlich jedem passieren, weil die Gauner extrem gerissen sind, sich und ihre Methoden ständig verbessern und auch einfach ein großes Talent haben, ihre Opfer über Emotionen zu packen. Da wird Vertrauen missbraucht und das kann bei manchem Betroffenen auch Auswirkungen auf die Psyche haben und zu Langzeitfolgen führen.“
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Die Hauptkommissarin hat viele Jahre in der Abteilung für Sexualdelikte gearbeitet und ist heute in der Präventionsarbeit tätig. Deshalb möchte die 49-Jährige auch Tipps an die Hand geben, die einem helfen können, nicht Opfer von „Lovescamming“ oder „Sextortion“ zu werden. „Es ist erstmal wichtig, immer eine gesunde Skepsis an den Tag zu legen. Klingen Liebesschwüre und persönliche Nachrichten zu gut, um wahr zu sein, sollte man schon misstrauisch werden“, erklärt Julia Henneböle. „Dann muss man immer überlegen, wie viel und was möchte ich in der Öffentlichkeit überhaupt preisgeben. Will man wirklich Nacktbilder an jemanden schicken, den man noch nie persönlich getroffen hat? Über Google kann man auch einem zugesendete Bilder durch die sogenannte Rückwärtssuche überprüfen lassen. Dasselbe gilt für Namen und Telefonnummern. Dadurch kann man auch dem ein oder anderen Fake-Profil auf die Schliche kommen.“
Mehr Informationen
Wer mehr Informationen zu den Themen „Lovescamming“ und „Sextortion“ sucht, findet diese online unter www.polizei-beratung.de Dort kann kann man diese Begriffe oder auch weitere in eine Suchmasken eingeben und erhält die Infos.
Und selbst für den Fall, dass es tatsächlich zu einem persönlichen Treffen mit dem Dating-Partner kommt, rät die Beamtin zur Vorsicht und richtigen Vorbereitung. „Treffen Sie sich an einem öffentlichen und belebten Ort, wo Sie auch die Möglichkeit haben, zu gehen, wenn Ihnen etwas nicht gefällt oder sie Zweifel haben. Das kann ein Café sein, eine Bar oder ein Restaurant.“ Außerdem sollte man einer anderen Person sagen oder schreiben, dass man sich verabredet und wo man dies vorhat. Am besten sei auch ein Kontrollanruf zu einer gewissen Zeit nach dem Date, um mitzuteilen, dass alles in Ordnung ist.
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„Sexuelle Gewalt hinterlässt Spuren“, betont Julia Henneböle, die aber zugleich trotz aller Warnungen vor Kriminalität auf Dating-Portalen nicht alles grundsätzlich verteufeln möchte. „Wenn man sich richtig vorbereitet, auf seinen Bauch hört und eine gesunde Skepsis an den Tag legt, kann man auch auf diesen Portalen surfen und Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen. Die Mehrzahl der Verabredungen und Kontakte verlaufen völlig harmlos.“
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