Hüsten. Die Operationen in zehn OP-Sälen am Standort Hüsten werden von Christian Misch koordiniert. Dafür trägt der Mann grüne Einheitskleidung. Privat mag er es eher gelb-schwarz.

Hier kommt keiner rein. Keiner, der nicht muss. Keiner, der nicht darf. Und keiner, der noch nicht an der Reihe ist. Im OP-Bereich des Alexianer-Klinikums Hochsauerland geht es um Linderung von Schmerzen, und oft auch um Leben und Tod. Wo in zehn unterschiedlichsten OP-Sälen und weiteren Eingriffsräumen täglich 40 bis 50 Operationen durchgeführt werden, muss einer den Hut auf haben. Am Standort Hüsten ist das Christian Misch. Der 35-jährige Rumbecker ist OP-Koordinator - bei ihm laufen organisatorisch alle Fäden zusammen.

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Seine Farbe ist grün - dienstlich zumindest. Denn: „Im OP-Saal wird grün getragen“, sagt Christian Misch. Pflegekräfte und Ärzte sind alle im grünen Dress, tragen eine Haube, Mundschutz und Handschuhe. So und nicht anders erleben die Patienten, die noch wach in den Vorbereitungsraum für die Operationen kommen, die Menschen, denen sie sich anvertrauen. „Da haben wir einen kleinen Moment für den Beziehungsaufbau zum Patienten“, erklärt Christian Misch, „das erfordert viel Fingerspitzengefühl“. Der OP-Koordinator weiß nur zu gut, was eine OP mit Anästhesie für den Patienten bedeutet. „Das ist absoluter Kontrollverlust“, so Misch.

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Genau den aber darf der OP-Koordinator nicht haben. Im täglichen Zusammenspiel müssen über mehrere Schichten im Klinikum Hochsauerland in Hüsten 75 Pflegekräfte zuzüglich Reinigungspersonal, Versorgungsassistenten und Anästhesisten und Ärzten müssen aufeinander abgestimmt werden. An einem normalen Tag arbeiten an die 50 unterschiedliche Menschen im OP-Bereich zusammen. „Das sind Interessen und Bedarfe abzuwägen und ein Ausgleich zu finden“, erklärt Christian Misch. Er verteilt die Ressourcen an Arbeitskräften, Räumen und Zeitfenstern für die OP an die operierenden Abteilungen. Es gilt zu klären: Haben wir Betten auf der Intensivstation? Haben wir einen Raum? Ist Equipment vorhanden? Haben wir das für bestimmte OP spezialisierte Pflegepersonal zur Verfügung? Halten die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten ein?

OP Koordinator Christian Misch
Christian Misch ist OP-Koordinator am Klinikum Hochsauerland. © WP | Martin Haselhorst

Da kann es zu Konflikten kommen - auch mit den Ärzten. Christian Misch ist dabei über alle Berufsgruppen hinweg weisungsbefugt. Ziel ist immer ein voller OP-Plan. Der Operationsbereich ist für ein Klinikum am teuersten und somit auch unter dem größten ökonomischen Druck. Auch das muss Christian Misch berücksichtigen. Aber nicht alles ist planbar. Ein Beispiel: Der OP-Plan steht und der Tag könnte seinen Lauf nehmen. „Dann aber kommt der Notfall aus der Notaufnahme“, so Misch. Und der wirft vieles über den Haufen. Es muss schnell reagiert werden. Wie wichtig diese Rolle ist, weiß auch Dr. med. Peter Lütkes, Medizinischer Direktor im Alexianer-Klinikum Hochsauerland.: „Durch eine gute OP-Planung und effiziente Steuerung sorgt der OP-Koordinator für einen möglichst reibungslosen OP-Betrieb. Er plant Raumbelegung, Personal und Einsatzzeiten so, dass die vorhandenen Kapazitäten bestmöglich genutzt werden können und ein hoher Qualitätsstandard eingehalten wird“, sagt er.

Berufsbegleitende Qualifikation

Der OP-Koordinator startet um 6.45 Uhr in seinen Arbeitstag, der OP-Betrieb beginnt um 7.45 Uhr. „Ich gucke, ob wir startklar sind“, sagt er. Bis 19 Uhr finden aufgrund eines neuen und flexiblen Dienstzeitmodells, das Mitarbeitern einen verlässlichen Feierabend garantieren soll, geplante Operationen statt. Um 16.15 Uhr endet „im Normalfall“ der Arbeitstag für Christian Misch. „Operationen sind abgesehen von den Notfällen mein Tagesgeschäft“, erklärt er. Seit dem Jahr 2015 arbeitet Christian Misch im Klinikum Hochsauerland als Pflegekraft. Er bildete sich dort weiter: zum Fachkrankenpfleger Intensiv und Anästhesie, machte den Bachelor Gesundheits- und Pflegemanagement und qualifiziert sich weiter im OP-Manager-Kurs. „Und das immer berufsbegleitend und gefördert vom Klinikum“, erzählt Christian Misch. Nun will er auch noch ab April „nebenbei“ mit seinem Master-Studium in Bochum beginnen.

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Als Kleinkind aus Polen gekommen

Sein beruflicher Werdegang war konsequent. Im Alter von eineinhalb Jahren ist er mit seinen Eltern aus dem oberschlesischen Oppeln aus Polen nach Menden gekommen. An der Gesamtschule Fröndenberg machte er 2009 sein Abi, startete im St. Elisabeth-Krankenhaus in Iserlohn eine Ausbildung zum Krankenpfleger, arbeitete zwischendurch im Justizkrankenhaus in Fröndenberg und dann noch zwei Jahren in der Anästhesiepflege im Vincenz-Krankenhaus in Altena, ehe er nach Hüsten wechselte. In diesem Zusammenhang zog er auch zunächst nach Neheim. „Ich wollte immer in den Bereich des OP-Managements“, erzählt er, weiß aber auch, dass man in eine solche Aufgabe nach und nach hineinwachsen muss. „Man muss das Standing haben, um sich an den vielen Schnittstellen auch in kritischen Situationen zu behaupten“, sagt er.

Kann man das lernen? „Ja“, glaubt Christian Misch. Und das nicht nur im Beruf. Als einstiger Kicker des BSV Lendringsen und SV Oesbern absolvierte er schon mit zwölf Jahren eine Schiedsrichterausbildung. Er schaffte es dabei sogar bis in den Top-Talentekreis des Deutschen Fußball-Bundes und sammelte Erfahrungen für sein berufliches Leben. „Man muss auf dem Fußballplatz als Schiedsrichter schnell Entscheidungen treffen“, sagt Christian Misch, „nicht jede ist richtig, aber man muss seine Entscheidung vertreten können“.

Christian Misch
Christian Misch ist leidenschaftlicher Fußball-Fan und war früher auch Schiedsrichter. © WP | Privat

Das Pfeifen auf dem Fußballplatz ließ er aus beruflichen Gründen früh sein. Wenn die OP-Uniform fällt, bleibt so viel Zeit für andere Dinge ohnehin nicht. „Der Fokus liegt auf dem Familienleben“, sagt Christian Misch. Er zwei Söhne im Alter von elf und zwei Jahren. Seine Frau arbeitet ebenfalls im Pflegebereich. Das neue Haus beansprucht Zeit - und natürlich auch das Hobby. An Wochenenden trägt Christian Misch alles - nur kein grün. Dann geht es ins schwarz-gelbe Trikot. „Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan“, sagt er. Natürlich mit Dauerkarte auf der legendären Südtribüne des BV Borussia Dortmund 09. Mit der ganzen Familie teilt er das andere sportliche Hobby: Die Mischs schlüpfen kollektiv in die Eishockeytrikots der Iserlohn Roosters und besuchen die Heimspiele. Für den Beruf gelernt hat er auch bei seinem Fußball-Hobby. Was aber nimmt er vom Beruf mit nach Hause. „Die Arbeitswelt prägt einen ja doch“, gibt Christian Misch zu, „ich bin sehr durchgetaktet“. Das wirke sich ein Stück weit auch auf seine Privatleben aus. Natürlich weiß auch er, dass nicht alles vorhersehbar ist. Erst recht nicht mit Familie und Kindern. Strukturiert mag er es trotzdem - egal wo. Sein Motto: „Der schlechte Plan wird dir zum Verhängnis!“

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