Sundern. Die marode Infrastruktur im Sunderner Stadtgebiet beschäftigt derzeit die Verwaltung. Kritik gibt es aus Reihen der FDP. Das sind die Hintergründe.

Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass von der Stadt Sundern die Meldung veröffentlicht wurde, dass es zu einem großflächigen Betonausbruch im Randbereich der Brücke zwischen Linneperhütte und Endorf gekommen sei. Die Brücke ist seitdem nur noch für Fahrzeuge mit einer maximalen Breite von 2,1 Meter zugelassen. Der Schaden wurde im Rahmen der regelmäßigen Bauwerksprüfungen festgestellt und betrifft den äußeren Bereich der Brücke.

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Für René Winter, Parteivorsitzender der FDP Sundern, ist dies längst kein Einzelfall. „Man muss sich ja neben dem Brückenkollaps in Linneperhütte beispielsweise nur den Zustand der Radwegbrücke zwischen Allendorf und Hagen anschauen.“ Zuletzt hatte die FDP aus diesem Grund eine umfassende Anfrage an die Stadt Sundern geschickt, mit der Bitte um Mitteilung, wie viele öffentliche Bauwerke wie Brücken, Ehrenmale, Fangzäune oder Stützwände seitens der Verwaltung betreut und überprüft werden müssen. Außerdem wollten die Liberalen u.a. wissen, ob die erforderlichen Bauwerksprüfungen grundsätzlich überhaupt in den vorgeschriebenen Überprüfungszeiträumen vorgenommen wurden.

Brücke Linneperhütte
Die Brücke in Linneperhütte ist massiv beschädigt und darf nur noch eingeschränkt benutzt werden.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Die in der Verwaltung für Ingenieurbauwerke zuständige Sachbearbeiterin Lara Wolf erklärt in den Antworten der Verwaltung: „Die vorgeschriebenen Prüfungszeiträume konnten nicht bei allen Bauwerken eingehalten werden. Der Prüfungsrhythmus fordert alle drei Jahre eine einfache Prüfung, alle sechs Jahre eine Hauptprüfung und jährliche Sichtkontrollen.“ Die Verwaltung begründet dies damit, dass die Stelle des konstruktiven Ingenieurs insgesamt vier Jahre nicht besetzt gewesen sei und die Bauwerksprüfungen deshalb auf das nötigste reduziert wurden. Man habe sich daher zu einer Priorisierung der Aufgaben entschieden. Bei den Bauwerken mit guten Zustandsnoten wurde der Prüfintervall verlängert. Bauwerke mit unterdurchschnittlichen Zustandsnoten wurden hingegen in einem kürzeren Abstand geprüft.

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„Die letzten Prüfungen fanden Ende 2022 statt. Es ist geplant, diese Bauwerke in Zukunft jährlich zu prüfen“, so die Sachbearbeiterin. Die Bauwerke wurden für die Bauwerksprüfungen auf die Jahre 2024, 2025 und 2026 je nach Zustandsnote und letzter Prüfung aufgeteilt. Somit werden in einem Drei-Jahres-Rhythmus nun alle Bauwerke der Stadt Sundern geprüft. Insgesamt betreut die Stadt Sundern 230 Bauwerke, wovon 117 allein die Brücken darstellen. 63 Bauwerke haben zuletzt die Zustandsnoten sehr gut oder gut erhalten, 132 Bauwerke immer noch befriedigend. 13 Bauwerke haben eher schlechte Noten erhalten. Holger Böse, Stadtplaner in Sundern, betont: „Der Großteil der Bauwerke befindet sich in einem vernünftigen Zustand.“

Brücke Hachen Sportplatz
Über die Brücke in Hachen verläuft ein stark frequentierter Radweg. Der Neubau soll nach derzeitiger Einschätzung knapp 500.000 Euro kosten. © Eric Claßen | Eric Claßen

Aufgrund der Prüfungsergebnisse ist von der Verwaltung ein Sanierungsplan für die kommenden Jahre festgelegt worden. „Diese Priorisierung richtet sich nach der Bedeutung der Verbindung, der Möglichkeit zur Umfahrung der Verbindung, der Klassifizierung - beispielsweise bei Geh-, Rad- oder motorisierter Verkehr -, und der Zustandsnote“, so Böse. Kurzfristig seien Ersatzneubauten bei der Brücke „In der Esmecke“ in Stockum, der Brücke „Radweg Hagen/Allendorf“ und bei der Brücke „Am Sportplatz“ in Hachen geplant. Außerdem muss die Stützwand „Am Kirchberg“ in Stemel dringend erneuert werden.

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Allein für die Erneuerung der maroden Brücke in Hachen am Sportplatz rechnet die Verwaltung mit Kosten in Höhe von fast 500.000 Euro. Die Planungen hierzu sollen im kommenden Jahr erfolgen, 2026 rechnet man mit der Ausführung der Arbeiten. Bei der eingangs erwähnten Brücke in Linneperhütte arbeitet die Stadtverwaltung an einer umfassenden Untersuchung. „Auf lange Sicht muss die Brücke neu gebaut werden, da eine Sanierung aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu realisieren ist“,  erklärt Stadtsprecherin Alicia Sommer in einer offiziellen Pressemitteilung zum Zustand der Brücke.

Brücke Unter der Hardt Westenfeld
Die Sanierung der Brücke "Unter der Hardt" über den Fluss Linnepe ist erfolgreich abgeschlossen. Hier wurden die Kappen erneuert und der Beton instandgesetzt.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Man hat die Brücken über Jahrzehnte auf Verschleiß gefahren und die sprudelnden Einnahmen der Stadt anstelle für Instandhaltung und Neubau lieber für Konsum-Projekte und Wahlgeschenke aus dem Fenster geworfen. Das rächt sich heute, wo die Kassen heruntergewirtschaftet sind“, kritisiert René Winter. Allerdings erkenne er auch an, dass die Verwaltung rund um Fachbereichsleiter Holger Böse die aktuelle Problematik in Sachen Infrastrukturerhaltung erkannt und verstanden habe. „Bleibt zu hoffen, dass jetzt die Umsetzung erfolgt“, so Winter. Nun müsse die Verwaltungsspitze trotz angespannter Haushaltslage der zuständigen Fachabteilung Handlungsspielräume freigeben.

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Der Baubetriebshof kümmert sich laut Verwaltung um die Unterhaltung der Bauwerke. Dazu zählen die Grün- und Freischnitt-Arbeiten, die Fugenreinigung im Übergangsbereich zur Straße und die Reinigung der Kappen und Fahrbahn. Dadurch könne Beschädigung durch Wurzeln oder Feuchtigkeit verhindert werden. Außerdem werde durch die Reinigung der Fugen die Beweglichkeit der Brücke sichergestellt. Verschmutzungen in den Fugen würden ansonsten zu Beschädigung der Fahrbahn führen. Diese Arbeiten durch den Baubetriebshof würden laut Verwaltung eine deutlich längere Lebenszeit der Bauwerke ermöglichen.

Brücke Allendorf Hagen
Die Radwegbrücke in Allendorf ist durch das Hochwasser stark beschädigt worden. Ein Neubau ist dringend erforderlich. © Eric Claßen | Eric Claßen

Aufgrund des jahrelangen Sanierungsstaus und der nun abzuarbeitenden Prioritätenliste bei den besonders gefährdeten Bauwerken kann die Verwaltung nicht ausschließen, dass währenddessen andere Bauwerke durch verschiedene Umwelteinflüsse beispielsweise Hochwasser massiv beschädigt werden. Daher könne es auch zu kurzfristigen Sperrungen kommen.

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