Neheim/Hüsten. Lokalhistoriker Bernhard Padberg hat bislang unbekanntes Kapitel der Hüstener Geschichte sichtbar gemacht. Vorstellung in neuem Heimatbundheft.

Steuern zu zahlen gehört für die allermeisten Menschen sicherlich nicht zu den schönsten Beschäftigungen. Das ist in der heutigen Zeit nicht anders als beispielsweise im Mittelalter. Damals erfolgte die steuerliche Abgabe aber seltener mit monetären Zahlungsmitteln. Stattdessen waren Abgaben in Naturalien deutlich häufiger der Fall.

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Heimatforscher Bernhard Padberg hat nach umfangreicher Recherche den Standort des sogenannten Freigerichts zum Thürhaken in Hüsten ausfindig gemacht. „Mit diversen Unterbrechungen bin ich fast 20 Jahre lang mit den Nachforschungen beschäftigt gewesen“, erklärt Padberg. Als gebürtiger Hüstener sei es ihm ein persönliches Anliegen gewesen, dieses bisher eher unbekannte Thema aufzugreifen. „Ich habe mich früher bereits intensiv mit der Ortsgeschichte beschäftigt und bin durch Werner Saure darauf gestoßen. Mir war bekannt, dass bereits eine ganze Reihe von Historikern nach dem Standpunkt des Freigerichts geforscht hatten, es aber bislang niemanden gelang anhand von Quellen wie Urkunden, Akten und Karten etwas nachzuweisen.“

Bernhard Padberg
Bernhard Padberg steht in dem Bereich, in dem sich in Hüsten das Freigericht im Mittelalter befunden haben soll. Die gewaltige Linde aus der damaligen Zeit existiert heute nicht mehr.  © Eric Claßen | Eric Claßen

Bernhard Padberg gelang das, woran andere bisher scheiterten, weil er alte Katasterkarten von Hüsten und zufällig gefundene Dokumente aus dem Archiv Fürstenberg in Herdringen miteinander verglich. Er fand dabei heraus, dass alte Gartenparzellen mit der alten Bezeichnung „Auf dem freien Stuhl“ gekennzeichnet wurden. Später wurde dieser Bereich überbaut. „Heute befindet sich das von mir gefundene Terrain auf der oberen Freiheitsstraße. Hier soll ein großer Lindenbaum gestanden haben, unter dem die Gerichtsverfahren abgehalten wurden. Die Hüstener mussten hier auch ihre Abgaben an den Kurfürsten abgeben“, ist sich Padberg sicher. Der Begriff Thürhaken stamme von einem Weg, der entlang der Parzellen führte und aufgrund seiner markanten Form an einen Türhaken erinnerte. Die Erkenntnisse von Bernhard Padberg sollen künftig anderen Historikern Grundlagen bieten für weitere Nachforschungen im Bereich der mittelalterlichen Geschichte in Hüsten.

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Bernhard Padberg hat seine Erkenntnisse und Forschungsergebnisse in der neuesten Ausgabe „An Möhne, Röhr und Ruhr“ des Heimatbunds Neheim-Hüsten veröffentlicht. Alicia Sommer, 1. Vorsitzende des Heimatbunds, freut sich, dass man mit den aktuellen Forschung von Bernhard Padberg auch mal wieder ein aktuelles Thema aus Hüsten im neuen Heimatbundheft präsentieren kann. „Das ist ein richtiger Gewinn für uns!“ Neben dem Bericht über das Freigericht in Hüsten gibt es in der aktuellen Ausgabe noch weitere Schwerpunktthemen. So berichtet der ehemalige Journalist Martin Schwarz ausführlich über die Kernsanierung des Hauses Lange Wende 24 durch die Firma Emde. Steffen Emde berichtet beispielsweise, dass man den Altbau hätte durchaus abreißen dürfen, weil kein Denkmalschutz bestanden habe. „Ein Abriss mit anschließendem Neubau statt Altbau-Sanierung wäre deutlich kostengünstiger gewesen.“ In diesem Falle habe man sich jedoch dagegen entschieden und lieber ein rentables Kombi-Konzept mit dem Erhalt der Altbau-Außenmauern und dem Neubau zusätzlicher Wohnung im rückwärtigen Teil entwickelt.

Heimatbund Neheim-Hüsten Heft
Die aktuelle Ausgabe von „An Möhne, Röhr und Ruhr“ des Heimatbundes Neheim-Hüsten. © Eric Claßen | Eric Claßen

„Martin Schwarz nimmt die Leserinnen und Leser auch mit auf einen Besuch im Haus der Familie Strucken“, nennt Alicia Sommer ein anderes Thema im Heft. Das 200 Jahre alte Gebäude auf der Mendener Straße hütet so manchen heimathistorischen Schatz. Aufgrund der auffälligen Schieferfassade ist das Haus ein richtiger Blickfang. Zuletzt befand sich ein Uhrmacher im Geschäftslokal. Der mit reichlich Bildern versehene Bericht liefert Einblicke in die historische Bausubstanz und zahlreiche Antiquitäten wie historische Waffeleisen, alte Kaffeemühlen oder ein steinernes Fischgrätenmuster auf dem Dielenboden.

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„In der Ausgabe ‚An Möhne, Röhr und Ruhr‘ findet man auch einen großen Beitrag zum Zwischenstand und den Perspektiven der Stolpersteinverlegung in Neheim und Hüsten“, berichtet Alicia Sommer. Man habe durch umfangreiche Recherchen insgesamt 16 bisher nicht bekannte jüdische Familien für Neheim und acht zusätzlich für Hüsten ausfindig machen können. „Wir möchten aber nicht nur die Namen nennen, sondern zukünftig auch die Geschichten, die dahinterstecken. Deshalb werden im Team weiterforschen und versuchen, noch mehr über die jüdischen Familien herauszufinden“, so Sommer. Man denke auch an weitere Installationen von Stolpersteinen nach. „Aber wir müssen erst einmal herausfinden, wo diese Installationen Sinn machen und was auf den Steinen stehen soll. Das wird sicherlich ein Projekt sein, was Zeit in Anspruch nimmt“, dämpft Alicia Sommer die Erwartungen an eine schnelle Entscheidung.

Haus Strucken Neheim
Ein Artikel dreht sich um die historischen Schätze im Haus Strucken auf der Mendener Straße. © Eric Claßen | Eric Claßen

Insgesamt knapp 60 Seiten umfasst die neueste Aufgabe des Heftes. Die Auflage beträgt 900 Stück. Heimatbund-Mitglieder erhalten das Heft zugeschickt. Frei erwerbbar ist Heft 78 von „An Möhne, Röhr und Ruhr“ in der Mayersche Buchhandlung auf der Neheimer Hauptstraße. „Ich möchte mich an dieser Stelle bei unseren Werbepartnern und Unterstützern bedanken, ohne die ein solches Heft kaum noch realisierbar wäre“, betont die 1. Vorsitzende des Heimatbundes.

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