Arnsberg. Die Werke des Neheimer Leuchtenplaners finden sich heute in Museen wieder: In die 70er und 80er Jahren waren sie in vielen Haushalten zu finden.
Zu Besuch bei Design-Ikone Rolf Krüger in Moosfelde. Hier lebt der Künstler mit seiner Ehefrau Elke in einem Flachdach-Bungalow aus den 70er-Jahren - schlicht, puristisch, dennoch raffiniert im Style. Seinen Werken ähnelnd, mit denen er es in rund 65 Jahren zu weltweitem Ruhm und Ehre gebracht hat. Seine Lichtskulpturen hängen nicht nur in Museen weltweit, sondern auch im Schloss Amalienborg der dänischen Königsfamilie. Sein berühmtestes Werk: „The Cross Oyster (Kreuzauster)“, das Rolfs Gattin besonders schätzt. „Er hat viele faszinierende Sachen geschaffen, aber die Auster mag ich am liebsten“, verrät Elke.
Seit 65 Jahren sind Elke und Rolf ein Paar. „Sie ist meine Jugendliebe und stammt genau wie ich aus Schleswig-Holstein“, sagt der 85-Jährige. Mit seiner Heimatstadt Husum fühlt sich der Künstler nach wie vor verbunden. Dort kennt und schätzt man ihn. Ein Zweitwohnsitz und die Sehnsucht zum Meer führt ihn mehrmals im Jahr in den Norden zurück. Doch im Sauerland fand er in den 60er-Jahren sein berufliches Standbein. „Die Leuchten-Stadt Neheim bot mit damals über 100 Firmen für mich die besten Chancen.“
Doch von Anfang an: Bereits als Kind zeigte sich Rolfs künstlerisches Talent, das von den Eltern (Vater: Buchdruckermeister, Mutter: Musikerin) gefördert wurde. Rund 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem sein Vater nicht zurückkehren sollte, ging der damals 17-Jährige nach Berlin, um dort an der privaten Heinrich-Zernack-Schule „Freie und Angewandte Kunst“ zu studieren. Später kamen noch die Fächer Produkt- und Grafikdesign hinzu. „Meine Mutter hat mich finanziell unterstützt. Das war damals nicht leicht für sie“, erinnert er sich.
Eines Abends, nach der Vorlesung, kam der junge Rolf an einem Lampenladen in der Berliner Bleibtreustraße vorbei. „Ich brauchte eine neue Glühbirne für meine Schreibtischlampe.“ Nachdem er das Geschäft betreten hatte, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Rolf verliebte sich in die dort ausgestellten Staff-Lampen und schrieb noch am gleichen Tag eine Bewerbung an die Herstellerfirma. „Die Einladung zum Vorstellungsgespräch in Lemgo folgte ein paar Tage später“, erklärt Krüger. So kam der frischgebackene Produktdesigner an seine erste Festanstellung. „Es folgte eine aufregende Zeit. Ich war sehr ehrgeizig und wollte mir mit vielen Design-Preisen einen Namen machen“, erinnert er sich.
Und das schaffte der begabte Leuchtenplaner. Er erhielt beispielsweise den 1. Rosenthal-Studio-Preis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Weitere hochdotierte Preise in Tokio, Los Angeles, New York, Montreal und Boston sollten folgen. Schon bald wurden Fotos seiner Lampen in Illustrierten wie Schöner Wohnen, Das Haus, Stern, Hörzu, Brigitte und Burda Wohnen veröffentlicht.
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Auch die Redakteure diverser Fachzeitschriften interessierten sich für den kreativen Designer. Nachdem er in den 80er-Jahren quasi „erleuchtet“ war, suchte Rolf nach neuen Herausforderungen. Dabei sollten Produkte aus Glas seine weitere Karriere prägen. Krüger ging bei Schott-Zwiesel unter Vertrag und entwarf zahlreiche Kollektionen, die dem Unternehmen reichlich Umsatz bescherten.
Seine Design-Klassiker sind noch immer in zahlreichen Privathaushalten und in öffentlichen Gebäuden zu finden. „Und bei Ebay oder auf Vintage-Plattformen im Internet entdecke ich oftmals Stücke, die ich damals entworfen habe“, sagt er schmunzelnd. So mancher Sammler versucht im Netz wohl, ein Schnäppchen zu ergattern. „Auch ich habe schon mal eine Lampe ersteigert, die mittlerweile mehr als 900 Euro wert ist“, sagt er. Zuweilen ärgert es ihn, wenn seine Ideen kopiert werden. Doch gegen Piraterie sei kein Kraut gewachsen.
In seinem Haus in Moosfelde will er keine Schätze horten. Die eine oder andere Krüger-Lampe ist dort zwar zu finden, doch größtenteils hält der 85-Jährige seine Werke in Form von Fotos in Erinnerung. „Ich möchte, dass meine Designer-Stücke mich überleben“, sagt er. Ehefrau Elke nickt. Auch sie mag es, wenn Museen sich nach seinen Werken erkundigen und diese in Dauerausstellungen in Ehren halten.
So ist beispielsweise Licht- und Glas-Produktdesign von Rolf Krüger in folgenden Sammlungen zu bewundern: im Landesmuseum Schleswig-Holstein, im Kunstpalast Düsseldorf, im Design Museum München, im Kunstgewerbemuseum der staatlichen Museen zu Berlin und natürlich im Sauerland-Museum in Arnsberg. Museumsleiter Dr. Oliver Schmidt zeigt sich erfreut über zwei Werke, die seit diesem Jahr hier ausgestellt sind: „Dass hochwertige Produkte und zeitlose Designobjekte aus unserer Region kommen und hier bei uns im Museum ausgestellt werden, zeigt einmal mehr die Bedeutung der Industriekultur im Sauerland, respektive in ganz Südwestfalen.“
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