Neheim. Das Möbelhaus Wiethoff schaut auf 75 Jahre zurück: Über veränderte Kundenwünsche, Wandel in der Wohnkultur - und den Mut zu Innovationen.
Die Liebe zum Detail ist Arndt und Gabriele Wiethoff anzumerken. In ihrem im Frühjahr umgebauten Einrichtungshaus an der Langen Wende ist wenig dem Zufall überlassen. „Wir müssen immer ein Spannungsfeld in unserer Ausstellung schaffen“, sagt Arndt Wiethoff. Auf begrenztem Raum sollen Kunden für ihre Wohnungseinrichtung inspiriert werden. Das Ehepaar besucht dafür Messen, erspürt Trends und sucht nach Ausstellungsstücken und Lieferanten als Partner.
„Und da schauen wir schon zielgerichtet für den Kundenkreis im Sauerland“, erklärt Gabriele Wiethoff, „in Köln wäre man da vielleicht etwas mutiger.“ Mutig sein mussten auch die Gründer des Familienbetriebs: Josef und Maria Wiethoff wagten 1949 den Schritt in die Selbstständigkeit. 75 Jahre später ist das Einrichtungshaus eines der letzten inhabergeführten Möbelgeschäfte der Region.
Die Anfänge waren mutig und bescheiden. Großvater Josef war von Hause aus Schreiner. Den Möbelverkauf startete er vier Jahre nach dem Krieg im Familienhaus in der Kantstraße. Bei den Umbauarbeiten hat Arndt Wiethoff noch ein altes Schild gefunden, das auf das kleine Möbelhaus in der Nebenstraße hinwies. Die Ausstellung damals reduziert auf einen Raum. Arndt Wiethoff spricht vom „Verkauf in unserem Wohnzimmer“. Alte Fotos zeugen von imposanter Wohnwelt mit massiven Schränken und gewaltigen Polstersesseln. Später zog das Geschäft an die Lange Wende, wo es seit 1962 am jetzigen Standort beheimatet ist.
Inzwischen führt Arndt Wiethoff (60) mit seiner Frau Gabriele das Geschäft in dritter Generation. 2010 übernahm er den Betrieb von seinem Vater Paul und Mutter Isolde. Nach seiner Ausbildung 1980 im elterlichen Betrieb und dem Besuch der Wirtschaftsfachschule Köln kehrt er 1989 zurück an die Lange Wende. „Alle Betriebsübergänge waren in unserer Familie immer schleichend“, so der Neheimer.
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Moden änderten sich, die Zielgruppe blieb. „Wir sprachen immer eher die gute Mittelklasse an“, so Arndt Wiethoff, „unsere Kunden haben die Möbel länger, setzen auf Qualität und Langlebigkeit.“ In Zeiten großer Möbelhäuser waren die Wiethoffs gezwungen, sich zu spezialisieren. „Das war der richtige Weg“, glaubt Arndt Wiethoff. Damit änderte sich aber auch der Kundenkreis: Gingen in den früheren Jahren noch 80 Prozent der ausgelieferten Möbel in den Raum Neheim und Hüsten, ist das Einzugsgebiet nun größer.
Das Einrichtungshaus in der Langen Wende gibt dabei nur die Impulse und Anregungen. „Unser Schaufenster ist heute das Internet“, weiß Wiethoff. In den Ausstellungsräumen soll aber Lust geweckt werden, sich mit hochwertigen Möbeln, deren Kombinationsmöglichkeiten und Stilformen auseinanderzusetzen. Alles weitere macht dann die persönliche Beratung. Zu sehen sind dann auch einmal auffällige Farbtupfer wie aktuell ein in rosa gehaltener Esszimmerbereich. Hier ermöglicht der Lieferant eine Sonderausstellung, ansonsten müssen Ausstellungsstücke vorfinanziert und daher möglichst auch verkauft werden.
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Die Wohnkultur befindet sich im Wandel - ständig. „Heute kombiniert man gerne Materialien“, erklärt Arndt Wiethoff. Eiche rustikal pur oder Kiefer total sind heute nicht mehr angesagt. Zu verschnörkelt darf es nicht sein. „Im Moment ist alles sehr schlicht“, so Arndt Wiethoff. Und er erinnert sich, dass auch das schon einmal da war. Schlichte moderne Formen habe es auch in den 60er-Jahren schon gegeben. „Da hat das Sauerland aber noch rustikal gekauft“, so der 60-Jährige.
Der Möbelmarkt hat sich in 75 Jahren stark verändert. „Als relativ kleines Geschäft müssen wir Nischen ausfüllen“, weiß Arndt Wiethoff. Und das ist bei dem Neheimer Einrichtungshaus die Zusammenarbeit „mit feinen und besonderen Marken“ und kleineren Manufakturen bis hin zum Angebot von Möbeln auf Maß. Hier kaufen Kunden nicht von der Stange. Das Preisniveau ist gehoben. „Hier steht nur Gutes. Wir können kein billig“, sagt Arndt Wiethoff. Die Hauptzielgruppe sind somit auch Zweiteinrichter, die ihr Wohnen aufwerten wollen. „Küchen sind für uns ein ganz wichtiges Standbein“, so Wiethoff. Eine eigene Produktion hat Wiethoff nicht, dafür aber Kooperationen mit Schreinereien. „Wir arbeiten mit Herstellern, die auf individuelle Bedürfnisse von Kunden eingehen können“, sagt er. Das Einrichtungshaus arbeitet in einem kleinen Team. Gabriele Wiethoff arbeitet mit. Es gibt vier Angestellte, darunter auch zwei Schreiner.
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Einkaufsstädte brauchen Geschäfte wie das im Vergleich zu den großen Möbeltempeln auf der grünen Wiese kleine Einrichtungshaus Wiethoff. „So etwas ist toll“, sagte Citymanager Conny Buchheister vom Aktiven Neheim anlässlich des Wiethoff-Umbaus im Frühjahr, „solche Geschäfte ziehen auch Leute von außerhalb in die Stadt.“ Davon würden dann der gesamte Einzelhandel und die Gastronomie in Neheim profitieren.
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Wie lange das so bleibt, ist eine offene Frage. Arndt Wiethoff ist 60 Jahre alt. Er denkt zwar noch nicht Aufhören, blickt aber nachdenklich in die Zukunft. Das Ehepaar hat vier Söhne, die aber allesamt in anderen Berufen unterwegs sind. „Die Regelung der Nachfolge wird irgendwann eine Herausforderung!“, weiß Arndt Wiethoff.
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