Sundern. In Dörnholthausen bei Forstprodukte Hennecke geht der Verkauf der Weihnachtsbäume in die Endphase. Kauftipps für Kunden von Inhaber Eberhard Hennecke.

„In unserem Betrieb gibt es ein Motto. Bei uns ist das ganze Jahr hindurch Weihnachten“, sagt Eberhard Hennecke. Der Sauerländer führt in dritter Generation die Firma Forstprodukte Hennecke in Dörnholthausen. Aktuell ist „Crunchtime“ bei Hennecke. Mitte November hat die heiße Phase begonnen. Die Kundinnen und Kunden in Deutschland und Europa wollen mit Tannengrün und Weihnachtsbäumen versorgt werden. Dutzende Hektar Waldflächen stehen Eberhard Hennecke in Sundern, Schmallenberg, Lüdenscheid und Plettenberg dafür zur Verfügung.

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Rund 40 Mitarbeiter sind in diesen Tagen im Einsatz, arbeiten beinahe rund um die Uhr. „Ich habe großen Respekt vor der Leistung meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ohne sie wäre das hier in der Form gar nicht denkbar“, zeigt sich der Firmeninhaber demütig. Viele der Menschen in seinem Betrieb, die bei Wind und Wetter draußen schuften, sind Saisonkräfte. Etliche von ihnen kommen aus osteuropäischen Staaten. „In der Weihnachtsbaumbranche ist das so ähnlich wie beim Spargelstechen oder beim Erdbeerpflücken“, erklärt der Unternehmer.

Im Sauerland werden jedes Jahr sieben Millionen Weihnachtsbäume produziert und verkauft.
Im Sauerland werden jedes Jahr sieben Millionen Weihnachtsbäume produziert und verkauft. © picture alliance / dpa | Rolf Vennenbernd

Während Eberhard Hennecke sein Metier erklärt und über Trends bei Weihnachtsbäumen referiert, fahren mehrere Fahrzeuge der Gemeinde Ense auf das Betriebsgelände. In Windeseile werden die Nordmanntannen auf die Ladeflächen der Fahrzeuge gepackt. Auf einigen der Bäumen liegt sogar noch Schnee. „Das ist nicht ungewöhnlich. Wir schlagen frisch, in unserem Business zählt bisweilen jede Minute, damit die Bäume oder das Tannengrün schnell beim Kunden landen oder weiterverarbeitet werden können“, berichtet Hennecke. Etliche seiner Kunden lassen mit dem Tannengrün Kränze und Gestecke in Polen anfertigen. Diese landen dann auf umgekehrtem Wege wieder zurück auf dem deutschen Markt.

Tipps zum richtigen Umgang mit dem Weihnachtsbaum

Weihnachtsbaumerzeuger Eberhard Hennecke hat einige Tipps für Verbraucher, wie sie dafür sorgen, dass der Weihnachtsbaum möglichst lange hält und nicht seine Nadeln verliert. „Wenn man den Baum beispielsweise 14 Tage oder drei Wochen vor Weihnachten vom Erzeuger holt, sollte man ihn erstmal einige Tage vor dem Aufstellen unter einem Carport, in einem kühlen Keller oder der Garage zwischenlagern“, sagt Eberhard Hennecke. Ein frischer Schnitt am Stamm sei ein Zeichen von Qualität. „Dann wurde der Baum erst kurz zuvor gefällt.“

Generell seien Nordmanntannen deutlich länger haltbar als andere Baumsorten. „Im Wohnzimmer sollte der Weihnachtsbaum möglichst weit weg von der Heizung und auf keinen Fall neben einem Kamin aufgestellt werden“, rät der Sauerländer. Richtiges Gift für die Bäume seien auch Fußbodenheizungen. Je kühler der Raum sei, desto besser. Beim Schmücken der Bäume gehe laut Hennecke der Trend aktuell zu Einfarbigkeit von Kugeln und Bändern. „Es wird häufig wieder schlichter geschmückt, beispielsweise mit Strohsternen und Holzspielzeug.“

Die diesjährige Weihnachtsbaumsaison profitiere von günstigen Wetterbedingungen, „die eine hervorragende Qualität der Bäume sichergestellt haben“, freut sich Hennecke. „Das Wetter war in diesem Jahr ideal für ein gleichmäßiges Wachstum unserer Weihnachtsbäume.“ Gut sei auch die gleichmäßige Verteilung des Regens und der Sonne gewesen. „Das sorgt für stabilen Wachstum und eine intensive Nadelfarbe“, erklärt der Sauerländer. Eberhard Hennecke ist Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaumerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW.

Der Weihnachtsbaumproduzent Eberhard Hennecke freut sich über gute Geschäfte.
Der Weihnachtsbaumproduzent Eberhard Hennecke freut sich über gute Geschäfte. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Pausenlos klingelt das Handy bei Hennecke. Mitarbeiter melden sich aus den Wäldern und melden die Anzahl der geernteten Bäume, fragen nach, wohin sie die kostbare Fracht liefern sollen. Zwischendurch rufen aber auch Kunden an und erkundigen sich nach Preisen, Liefermengen und Abholterminen. „In dieser Phase des Jahres könnte ich auch 24 Stunden durcharbeiten. Gefühlt geht das Weihnachtsgeschäft jedes Jahr immer früher los!“ Baumärkte, Gartencenter, aber auch große Möbelhäuser oder Firmen bestellen frühzeitig die Bäume für ihren Verkauf, oder um sie einfach aufzustellen. Tonnenweise Weihnachtsbäume verlassen dieser Tage das Gelände der Firma.

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Jährlich werden in Deutschland zwischen 23 und 25 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Für die Produktion spielt Nordrhein-Westfalen, speziell das Sauerland, eine zentrale Rolle. „Sieben Millionen Weihnachtsbäume werden allein hier produziert und verkauft. Und mit rund 18.000 Hektar Anbaufläche ist Südwestfalen eines der größten Anbaugebiete in Europa“, erklärt Benedikt Jäger. Er ist Sprecher des Landesverbands Gartenbau NRW. Die mit großem Abstand beliebteste Baumsorte für Weihnachten sei die Nordmanntanne, dahinter folgen mit weitem Abstand Blaufichte und Nobilis.

Eberhard Hennecke Weihnachtsbäume
Ein Transport mit Tannengrün wird auf den Weg gebracht.   © Eric Claßen | Eric Claßen

Als Erzeuger müsse man den Markt genau beobachten und frühzeitig die Aufzucht bestimmter Sorten einleiten, wie Eberhard Hennecke an einem Beispiel erklärt. „Wir Erzeuger müssen rund zehn Jahre im Voraus denken. Einen Baum, den ich jetzt pflanze, kann ich erst in acht, neun Jahren fällen und verkaufen. Denn so lange dauert es, bis er ausreichend groß gewachsen ist.“ Bevor dieser Baum eingepflanzt werden kann, ist er aber bereits rund drei Jahre in einer Baumschule großgezogen worden. „Ich muss mir also gut überlegen, welcher Baum in einem Jahrzehnt gefragt sein wird, wenn ich jetzt großflächig neu anpflanze und dafür auch ein gehöriges Maß an Kapital einsetze.“

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Hinzu kommt der unberechenbare Faktor Wetter. „Ich schaue immer nach, was für Wetter sich ankündigt. Der größte Feind des Weihnachtsbaums ist Hagel. Er kann binnen weniger Sekunden einen ganzen Bestand von Weihnachtsbäumen komplett vernichten. Da ist dann nichts mehr zu retten und der Schaden beträgt auf einen Schlag mehrere zehntausend Euro. Das ist mir alles schon passiert“, sagt Hennecke. Bei spätem Frost im Mai müsse man manchmal kaputte Triebe herausschneiden. Auch das könnte spätere Ernten einschränken oder sogar ganz vernichten. Je höher die Bäume sich in der Topographie befänden, desto besser seien sie beispielsweise vor Frost geschützt.

Eberhard Hennecke Weihnachtsbäume
Auf dem Hof von Forstprodukte Hennecke in Dörnholthausen liegt frische Ware abholbereit. Gleich kommen die Kunden vorbei, um sich zu versorgen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Noch immer sei der Kauf eines Weihnachtsbaums für viele Familien ein Event, bei dem auch die Kinder involviert sind. „Ich kenne nicht viele Produkte, auf die das bis heute zutrifft“, sagt Hennecke. „Der Weihnachtsbaum ist ein emotionales Produkt, das spürt man, wenn die Menschen kommen, sich den Baum aussuchen und glücklich nach Hause fahren.“ Der Preis bleibe stabil, trotz steigender Kosten aufgrund von Personalmangel, Transport und Vertrieb, verspricht der Weihnachtsbaumerzeuger. „Im vorigen Jahr haben die Bäume zwischen 22 und 29 Euro pro Meter gekostet. In diesem Jahr kosten die Bäume zwischen 22 und 30 Euro pro Meter im Schnitt. Sie bleiben damit für Familien erschwinglich.“

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Oft werde er in Sundern von Menschen auf der Straße wegen seiner Weihnachtsbäume direkt angesprochen. „Ich bin der personifizierte Weihnachtsbaum“, sagt Hennecke lachend. Aber das gefällt ihm. „Die Menschen verbinden mit Weihnachten eben in der Regel etwas Schönes. Das ist doch dann ein Kompliment.“

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