Neheim. Der Streit um den Bolzplatz-Bau am Waldrand an der Königsbergerstraße geht weiter. Jetzt liegt ein Umwelt-Gutachten vor, das einen „Ballfangzaun“ verlangt.
Die Reaktivierung des Bolzplatzes Königsbergstraße in Neheim wird vorerst durch die Vorgaben eines Gutachtens zur artenschutzrechtlichen Prüfung ausgebremst. Das sieht zwar keine planungsrechlich relevanten Einwände gegen einen Bolzplatz an dieser Stelle, macht aber Auflagen: Knackpunkt ist die erforderliche Anlage eines Ballfangzaunes im Sinne des Naturschutzes, der so nicht geplant war, da dieses nach Einschätzung der Verwaltung in dem Bereich nicht erforderlich ist. Das Problem: Ein Ballfangzaun, der das gesamte Spielfeld umgibt, kostet zirka 40.000 Euro. „Diese Mittel stehen zurzeit nicht zur Verfügung. Daher kann auch die Reaktivierung kurzfristig nicht erfolgen“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Das weitere Vorgehen müsse im kommenden Sitzungslauf in den zuständigen Ausschüssen beraten werden.
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Die Reaktivierung des Bolzplatzes war zum politischen Streitpunkt geworden. Mit ihr soll ein Ersatz für den alten großen Bolzplatz an der Müggenberggrundschule geschaffen werden, der zu einem Waldspielplatz mit Kleinspielfeld umgestaltet wurde. Der Neheimer Bezirksausschuss beschloss die Reaktivierung. In unmittelbarer Nachbarschaft regte sich Widerstand auf der einen Seite, jedoch gab es auch große Zustimmung bei jungen Familien. Der Konflikt eskalierte, wurde zum Teil persönlich. Die Gegner der Reaktivierung argumentierten mit Verweis auf den Umweltschutz und den Wert des Geländes für die Artenvielfalt und forderten das Gutachten. Die Befürworter betonten immer wieder, dass das Spielfeld für Kinder und Jugendliche in einem Umfeld mit vielen jungen Familien benötigt werde.
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Das über 4000 Euro teure und durch Prüfungen über neun Monate hinweg erarbeitete Gutachten zur artenschutzrechtlichen Prüfung liegt seit Ende Oktober vor: „Das Vorhaben zur Reaktivierung des Bolzplatzes ist aus artenschutzrechtlicher Sicht zulässig und es bestehen keine Bedenken. Verbotstatbestände werden nicht erfüllt und erhebliche Beeinträchtigungen können ausgeschlossen werden“, so die Verwaltung. Bei der Umsetzung sind laut Gutachten nun einige Maßnahmen erforderlich:
Vollständiges Einzäunen
So dürfen die Baufeldräumung und Bauarbeiten zum Schutz der europäischen Vogelarten nicht während der Hauptbrutzeit vom 15. März bis 31. Juli durchgeführt werden. Im Zeitraum vom 1. März bis 30. September sind keine Baumfällungen und Gehölzschnitte erlaubt. Nicht zugelassen werden eine künstliche Beleuchtung und die Ausleuchtung der Anlage in den Nachtstunden. Zudem muss die Anlage vollständig mit einem Ballfangzaun eingezäunt werden, so dass gewährleistet ist, dass Ballspielen nur in der Anlage geschieht. Angebracht werden am Zaun müsse zudem ein grüner Sichtschutz.
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Die beiden ersten Punkte (Zeitfenster für Baufeldräumung und Baumschnitt) würden nach Angaben der Stadtverwaltung grundsätzlich bei Baumaßnahmen im Außenbereich berücksichtigt. Auch eine Beleuchtung für den Platz war von der Stadt nicht geplant. Neu in die Planung - und damit auch in das neu zu besprechende Finanzierungskonzept - aufgenommen werden muss nun aber der Bauzaun.
Die Verzögerung wird nun die Befürworter des Bolzplatzes nicht zufriedenstellen. Vor einem Jahr hatten sich Familien auf dem Bolzplatz zu einem Ortstermin versammelt, um ihrem Wunsch nach dem Platz Nachdruck zu verleihen. „Es muss Flächen für die Kinder geben. Im Kindergarten, der Schule, auf dem Martinsumzug und dem Pfarrfest ist deutlich geworden, dass der Wunsch nach einem solchen Bolzplatz groß ist“, so die engagierten Eltern damals. Für viele der Erwachsene sei dies auch eine Erinnerung an ihre Kindheit, weil man früher selber dort gewohnt und gespielt habe. Eine solche Spielfläche sorge auch für eine Steigerung der Attraktivität des Wohngebiets.
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Jetzt wird darauf verwiesen, dass der alte Bolzplatz ja bereits umgestaltet worden sei und nur noch ein Kleinspielfeld mit kleinen Toren bietet. Auf der Bolzplatzfläche an der Grundschule entstand in der Zwischenzeit ein Kleinspielfeld und der naturnahe Kleinkinderspielplatz. „Das Kleinspielfeld wird gut angenommen und viel genutzt“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. In einem zweiten Bauabschnitt wird der „Waldspielplatz“ um einen Niedrigseilgarten ergänzt. „Die Maßnahme ist für Anfang nächsten Jahres geplant“, so Stadtsprecherin Ramona Eifert. Ebenso wurde die zusätzliche Spielfläche auf dem „Quartiersplatz“, in der Nähe der Grundschule, erstellt und der Platz durch Blühstreifen aufgewertet.
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