Arnsberg. Sehr erfolgreich: Arnsberger Künstlerpaar gründet die „Urnencompany“ - und findet viele Mitstreiter, die sich kreativ austoben.

Arno Mester und Petra Kaiser haben in ihrer Werkstatt in Arnsberg-Rumbeck die „Urnencompany“ ins Leben gerufen – ein kostenfreies Angebot für Menschen, die ihre eigene Urne gestalten möchten. „Durch Corona wurde uns die Vergänglichkeit des Lebens deutlich vor Augen geführt. Seitdem setzen wir uns viel intensiver damit auseinander, wie wir leben, aber auch wie wir sterben möchten“, erklären Mester und Kaiser. Über die Gestaltung der eigenen Urne haben sie für sich und alle Interessierten einen einzigartigen, kreativen Weg gefunden, sich der Endlichkeit des Lebens zu stellen.

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Erste Weggefährten für die Urnencompany waren rasch gefunden – und so treffen sich in der Atelier-Werkstatt mittlerweile jeden ersten Dienstag im Monat experimentierfreudige Akteure, um sich auf kreative Weise mit dem Tabuthema „Sterben“ auseinanderzusetzen. „Mein Mann erklärte mich für verrückt, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte“, sagt eine Teilnehmerin. „Aber ich habe schon meine eigene Beerdigung geplant und finde es wunderbar, jetzt auch noch meine persönliche Urne bauen zu können.“

Für fachliche Beratung hat Arno Mester die Oeventroper Bestatterin Silvia Schürmann mit an Bord geholt: „Ja, man kann seine Schmuckurne selber anfertigen. Sie ist ja lediglich das dekorative Behältnis für die eigentliche Aschekapsel aus dem Krematorium. Doch je nachdem, ob die Beisetzung auf dem Friedhof, im Wald oder auf See erfolgen soll, müssen unterschiedliche Bestimmungen bezüglich Größe, Form und Material eingehalten werden“, erläuterte die Inhaberin des Bestattungshauses Dolle die entsprechenden Regularien.

Unterstützung fürs Hospiz

Arno Mester und Petra Kaiser haben auf ihrem massiven Arbeitstisch zahlreiche geeignete Werkstoffe bereitgestellt: Gipsbandagen, Baumwolltücher, Zeitungspapier, Filzschnüre, Hanfseile – die biologische Abbaubarkeit ist das ausschlaggebende Kriterium. „Was ist mit Beton?“, lautet eine Zwischenfrage. „Leider nein“, entgegnet der Fachmann Mester. „Beton ist nicht biologisch abbaubar.“Als Vorlage für den Korpus dient ein buntes Sammelsurium aus Keksdosen, Übertöpfen oder Plastikbehältern. Sobald die Hüllen aus Gips, Stoff, Pappmaché oder Lehm getrocknet sind, werden diese Gefäße wieder entfernt. Zaubermittel für die Aushärtung der selbstgebauten Urnen sind bei Bedarf „Stoff-Steif“ oder ökologischer Papierleim.

Eigene Urne bauen
Die Oeventroper Bestatterin Silvia Schürmann (re.) klärt über die Vorgaben zu Form, Größe und Material von selbstgebauten Schmuckurnen auf. © Martina Schneider | Martina Schneider

Im Laufe des Vormittags entstehen individuelle Kunstwerke mit liebevollen Details, die die Persönlichkeit und Lebensfreude der Teilnehmer widerspiegeln.Heike Mimberg-Hesse aus Neheim hat genaue Vorstellungen von der Optik ihrer Urne: „Ich möchte meine Urne mit Fotos von jenen lieben Menschen versehen, die mich auch auf meinem Lebensweg begleitet haben.“ Peter Jagoda aus Allendorf experimentiert mit Formen und Farben: „Symmetrie finde ich langweilig. Meine Urne soll wellenförmig und ungleichmäßig aussehen und mit kunterbuntem Konfetti beklebt werden.“

Das Arnsberger Ehepaar Elke und Wolfgang Wirth entscheidet sich für eine Zwischenlösung: „Wir werden unsere Urnen zwar kaufen, sie dann aber mit Gipsabdrücken selber gestalten. Als Motiv wählen wir unsere Hände, denn Hände sind so wichtig im Leben.“„Es ist beeindruckend, mit wieviel Begeisterung und Kreativität die Teilnehmer ihre Ideen umsetzen“, freut sich Arno Mester über die Vielfalt der Einfälle. „Gleichzeitig kommen am Werktisch so viele Gespräche über die Vorstellungen zur eigenen Bestattung in Gang. Auch dieser Bewusstseinsprozess ist wichtig.“

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Bei der Urnencompany verzichtet das Künstlerpaar ausdrücklich auf eine Kursgebühr; es fällt lediglich eine Umlage für die verbrauchten Materialien an. Stattdessen steht eine Spendenbox für die Hospizstiftung Arnsberg-Sundern auf dem Tisch. „Wer möchte, kann hierfür gerne einen Beitrag leisten. In Kürze wird in Neheim-Hüsten ein zweites stationäres Hospiz gebaut – dieses wichtige Vorhaben wollen wir alle zusammen gerne unterstützen“, erklärt Petra Kaiser.

Anmeldung

Die Urnencompany hat ihre Werkstatt-Türen jeden ersten Dienstag im Monat zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet. Alle Interessenten sind nach Anmeldung dazu eingeladen, vorbeizuschauen und mitzumachen. Vorkenntnisse oder eine „kreative Ader“ sind ausdrücklich nicht erforderlich, denn „jeder Mensch ist ein Künstler“, betont Arno Mester. In der Regel dauert es zwei bis vier Vormittage, bis man seine eigene Urne mit nach Hause nehmen kann. Anmeldung für die Termine ab Februar 2025 unter info@arno-mester-betonskulpturen.de