Neheim. Mit Hilfe von ChatGPT: Die junge Autorin Franziska Reinl aus Neheim verwandelt eine Idee in ein Kinderbuch - und nimmt damit an einem Wettbewerb teil.
Die Macht der Worte und der Bilder, gesteuert von künstlicher Intelligenz: ChatGPT sorgt für Aufsehen, da es effizient Bücher schreibt, passende Illustrationen dazu kreiert und lebendigen Autoren damit Konkurrenz zu machen scheint. Manche fragen sich jetzt: Kann jeder mit Hilfe einer KI einen Bestseller auf den Markt bringen?
Die junge Journalistin Franziska Reinl aus Neheim wollte es wissen und nahm an einem bundesweiten Autorenwettbewerb teil. „Anfang des Jahres hatten Thalia und story.one zum Young Storyteller Award 2024 aufgerufen“, sagt die 26-Jährige. Sie hatte ein Reel auf Instagram entdeckt und fühlte sich sofort angesprochen. Seit ihrer Kindheit schreibt Franzi gerne Geschichten und sah nun die Möglichkeit, eine Idee zu verwirklichen.
„Wir glauben fest an das Potenzial junger Stimmen. Wir wollen Trends setzen und die Bestseller von morgen kreieren“, erklärt Ingo Kretzschmar, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Thalia. Bereits zum vierten Mal wurde dieser Wettbewerb initiiert. Teilnehmen konnten Geschichtenschreiber im Alter von 14 bis 35 Jahren, die ihr Buch auf story.one veröffentlichten. Genre und Sprache war frei wählbar. Die besten zehn wurden von einer Jury für ein Live-Finale in Köln ausgewählt. Es wurden zahlreiche Geldpreise ausgelobt.
Franziska Reinl zählte nicht zu den Gewinnern, kam aber unter die ersten 129 Favoriten. „Es gab mehr als 3000 Einsendungen“, sagt sie. Im Sommer 2024 setzte sich die Neheimerin an den Schreibtisch und arbeitete ein Konzept für den Wettbewerb aus. Es sollte ein Kinderbuch werden. Den Inhalt fasste Franziska zunächst stichpunktartig zusammen. Die Illustrationen sollten mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) erstellt werden. „Ich hatte extra nachgefragt, ob das möglich ist“, so Franziska. Kein Problem, lediglich im Impressum musste sie vermerken, dass sie beim Erstellen der Bilder im Buch eine KI benutzt hat.
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„Ich suchte mir also ein Programm aus und formulierte meinen Arbeitsauftrag an die KI möglichst genau.“ Zum Beispiel gab sie dem Programm Befehle, wie: „Ich brauche ein Bild von einer Wichtelin. Sie hat grüne Augen, blonde Haare und Sommersprossen.“
Nur Sekunden später lieferte Google Gemini eine niedliche Figur. Das gleiche Prinzip nutzte Reinl, um eine winterliche Atmosphärische zu schaffen, verschneite Straßen und Häuser bildlich darzustellen. „Alles sollte sich passend in meine Geschichte einfügen“, sagt sie. Heraus kam ein 80-seitiges Kinderbuch mit farbenfrohen Bildern und einem ansprechenden Cover.
Das Buch „Eine Wichtelin bricht auf“ erzählt von der kleinen Trixi, die ihr Glück sucht, weil sie oft traurig ist und an sich selbst zweifelt. Unterwegs lernt sie viele andere Wichtel kennen und versteht, dass niemand perfekt und jeder auf seine Weise besonders ist. Es ist eine Geschichte über die Abenteuer der Wichtelin, aber auch über Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht.
Ein bisschen Ähnlichkeit scheint Trixi mit ihrer Erfinderin zu haben. Auch Franzi hat blondes Haar, freche Sommersprossen und ein verschmitztes Lächeln. „Das ist durchaus beabsichtigt“, verrät die 26-Jährige. „Meiner Protagonisten in der Geschichte widerfahren Dinge, die ich gerne schon viel früher verstanden hätte. Dinge, die ich meinem früheren Ich gerne mitgegeben hätte.“
„Ich suchte mir also ein Programm aus und formulierte meinen Arbeitsauftrag an die KI möglichst genau.“
In der Verwandtschaft und im Freundeskreis kommt das Werk der Nachwuchsautorin gut an. Dass es zum Teil mit einer KI entstanden ist, finden die anderen nicht schlimm, vielmehr faszinierend. „Es ist schon erstaunlich, was man mit dieser Technik alles bewerkstelligen kann“, sagt Franziskas Tante, Nicole Welke. Sie ist mächtig stolz auf ihre Nichte und hat das Buch bereits mehrfach bestellt, um es Arbeitskollegen und Bekannten zu schenken.
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Auch die Autorin findet nichts Verwerfliches daran, ihr Buch mithilfe künstlerischer Intelligenz produziert zu haben. „KI wird uns in Zukunft noch viel mehr tangieren“, meint sie. Dennoch will sie für den zweiten Band ihrer Wichtel-Geschichte - die bereits in ihrem Kopf herumspukt - einen Illustrator aus „Fleisch und Blut“ anheuern.