Arnsberg. Fünf Jahre werden in Arnsberg Stämme unter Folie fast sauerstoffdicht konserviert. Experten sind neugierig auf das „Lüften“ des Forschungsprojekts.

Gespielte Neugier sieht anders aus. Bei der Öffnung des letzten von zehn im Jahr 2019 angelegten Folienlagern für Fichtenholz warten Förster, Holzvertriebler, Biologen und Holzverarbeiter hochgespannt auf den Moment, in dem mit einem großen Rückefahrzeug die 2000 Euro teure Folie von dem Riesenpolter mit 300 Kubikmetern Holz gezogen und der Blick auf die Stämme freigegeben wird. Wald und Holz NRW beendet damit einen Langzeitversuch, der Erkenntnisse bringen soll, wie Kalamitäten- oder in großen Mengen gefallenes Sturmholz im Wald gelagert werden kann anstatt bei sinkenden Preisen auf einen überegionalen Markt geworfen zu werden.

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„Es geht darum, den Waldbesitzern eine Methode zur Lagerung aufzuzeigen, die praktikabel ist“, erklärt Thomas Wälter. Er ist seit einigen Monaten Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft vom Landesbetrieb Wald und Holz mit Sitz in Obereimer. Kaum ist die Folie von den hunderten aufgestapelten Stämmen an einem Waldweg zwischen Niedereimer und Breitenbruch gezogen, begutachten die Experten das Holz. Pieksen mit Messern in das Holz, sägen Scheiben ab oder schlagen testweise eine Axt ein, um die Qualität nach fünfjähriger Lagerung abzuschätzen. „Das sieht nach gut verkaufbarem Holz aus“, stellt Johannes Bürvenich zufrieden fest. Er gehört zum Team Holzverkauf im Staatswald.

Öffnung Folienlager
Spannender Moment nach der Öffnung des Folienlagers: Wie sieht der Stamm in seinem Innersten aus? © WP | Martin Haselhorst

Als der Versuch startete - nach Trockenheit und dem großen Borkenkäferbefall - war genau der Verkauf des quasi „notgeschlagenen“ Holzes das große Problem. Weil 60 Prozent der Fichtenstände innerhalb kürzester Zeit weichen mussten, kam so viel Holz auf den Markt, dass der Preis brutal abstürzte. Der Festmeter war nur noch zwischen 30 und 40 Euro verkaufbar, konnte von den heimischen Sägewerken in der Menge kaum noch verarbeitet werden und wurde billig bis nach China exportiert. Das Holz musste weg, weil es an Möglichkeiten der wirtschaftlichen Lagerung und Konservierung mangelte. Jetzt, als beim Langzeitversuch der letzte Polter „ausgepackt“ wird, liegt der Festmeterpreis für Fichtenholz wieder bei bis zu 100 Euro.

Mit der Konservierung des Holzes in Folienlagern unter einer sauerstoffarmen und kohlendioxidreichen Atmosphäre sollte untersucht werden, ob die Qualität erhalten bleiben kann. Das vom Käfer befallene Holz wurde untersucht, die Stämme wurden fotografisch dokumentiert. Seitdem wurde in Abständen von sechs Monaten je eines der Folienlager geöffnet und die Holzqualität der eingelagerten Fichtenstämme bewertet. Eine, die den Versuch eng begleitete, ist Karin Müller. Sie ist Biologisch-Technische Assistentin im Zentrum für Wald und Holzwirtschaft.

Öffnung Folienlager
Fünf Jahre lang waren diese 300 Festmeter Holz mit einer Folie abgedeckt, damit kein Sauerstoff an das Holz gerät. © WP | Martin Haselhorst

Lecks in der Folie finden

Sie untersuchte regelmäßig den Sauerstoffgehalt unter den Folien. „In einigen Lagern erreichten wir den Wert von null Prozent“, erzählt sie. Beim nun geöffneten Polter waren es zwischenzeitlich mal fünf Prozent. „Zuletzt lagen wir aber unter einem Prozent“, so Müller. Sobald der Sauerstoffgehalt anstieg, schlug sie Alarm und schickte die betreuenden Forstwirte auf die Reise, damit diese Lecks in der Folie ausfindig machen konnten. Ohne Sauerstoff kann das Holz nicht verrotten und auch die Borkenkäfer-Larven unter der Rinde sterben ab.

Öffnung Folienlager
Nach der Öffnung des letzten Folienlagers inspiziert Thomas Wälter, Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg, die Stämme. © WP | Martin Haselhorst

Beim Blick auf den nun geöffneten Stapel der Stämme schaut Karin Müller noch etwas skeptisch. „Mein Eindruck ist noch durchwachsen“, sagt sie. Das aber nicht mit Bezug auf das gesamte Projekt, sondern den Zeitraum des finalen Polters. „Ich denke, wir haben mit den fünf Jahren die Lagergrenze erreicht“, sagt sie. Genaues müsse aber analysiert werden. „Die Messdaten und Erkenntnisse aus dem Langzeitversuch werden nach der letzten Öffnung des Folienlagers ausgewertet“, teilt Wald und Holz NRW mit. Veröffentlichungen sollen dann den Waldbesitzern „effiziente und praxisnahe Methoden an die Hand geben“, so Wälter, „genau so eine Forschung erwarten die Waldbesitzer von uns.“

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Nach dem Freilegen der Stämme geht es ans Eingemachte. Ausgewählte Stämme werden im mobilen Sägewerk eingespannt und in Scheiben geschnitten. Entscheidend ist nämlich nicht der äußere Eindruck - zumal die Rinde und Schnittkanten oft mit weißem Pilz bezogen sind. Wichtig ist die Holzgüte im Stamm. Fichtenholz ist ein wichtiges Bau- und Konstruktionsholz.

Öffnung Folienlager
Experten unter sich: Johannes Bürvenich (vorne) ist für den Verkauf von Holz aus dem Staatswald zuständig. © WP | Martin Haselhorst

„Die längerfristige Lagerung von Holz wird ein immer wichtigeres Thema, da sich die Schadereignisse im Zuge des Klimawandels mehren“, fürchtet Thomas Wälter, „sie ist ein wichtiger Bestandteil in der Bewältigung der Kalamität.“ Durch den Langzeitversuch zeige das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in Zusammenarbeit mit seinen Partnern den Waldbesitzenden eine Möglichkeit auf, wie sie ihr Holz zwischenlagern können, um es zu einem späteren Zeitpunkt möglichst sinnvoll zu nutzen und gewinnbringend zu verkaufen. „Nach der Kalamität ist vor der Kalamität“, weiß Wälter.

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Die wirtschaftliche Rechnung ist simpel: Die Lagerkosten pro Festmeter werden nach der Forschungsmethode auf rund 15 Euro berechnet. Das nun freigelegte Holz wäre damals für 9000 bis 12.000 Euro auf den Markt gekommen. Nach Abzug der Lagerkosten bleiben für die 300 Festmeter des letzten Stapels bis zu 25.000 Euro Erlös - vorausgesetzt, das Holz behält nach der Konservierung seine ursprüngliche Qualität.