Arnsberg. Gebürtiger Arnsberger kehrt als Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft in seine Heimat zurück. Er will ein Wissenscluster aufbauen.

Kreise schließen sich manchmal spät. Vor 33 Jahren verließ Thomas Wälter nach seiner Ausbildung seine Geburtsstadt Arnsberg. Jetzt kehrte er zurück als neuer Leiter des 2022 gegründeten Zentrums für Wald und Holzwirtschaft. In alter Heimat will er Neues schaffen: „Hier kann ich was gestalten“, sagt der 56-Jährige, „mein Herz schlägt für den Wald.“ Und rund um diesen will er von Arnsberg aus ein großes Kompetenz- und Forschungsnetzwerk aufbauen.

Auch interessant

In Arnsberg lernte Thomas Wälter den Wald lieben und auch als Berufsfeld zu erkennen. Nach dem Besuch der Realschule Arnsberg besuchte er die Landesforstschule im heutigen Jugendwaldheim Obereimer. Nach dreijähriger Ausbildung hatte er die Zulassung zum Studium der Fortwirtschaft in Göttingen (1991) in der Hand. Dabei beließ er es nicht. „Ich war jung und wollte auch in die waldökologischen und Naturthemen rein“, erzählt er. Also studierte noch Ökologie in Essen und arbeitete parallel mit seiner forstwirtschaftlichen Kompetenz in Planungsbüros, Unternehmen und Verbänden.

Thomas Wälter leitet seit wenigen Wochen das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft NRW in Arnsberg.
Thomas Wälter leitet seit wenigen Wochen das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft NRW in Arnsberg. © WP | Martin Haselhorst

Die Karriere nahm ihren Lauf, wenn auch mit einigen geschlagenen Haken. 1998 ging er in den öffentlichen Dienst nach Eberswalde als Referent für Waldökologie, Jagd und Naturschutz. „Mein Traumjob damals“, so Wälter. Allerdings befristet, so dass er 1999 nach Cottbus ins Landesumweltamt als Referatsleiter wechselte. In seinen vier Jahren dort gestaltete er die Nachnutzung der Braunkohlegruben mit. „Hier habe ich gelernt, Menschen und Interessen zueinander zu bringen.“ Nach vier Jahren dann der Wechsel an die Ostsee nach Kiel ins dortige Umweltministerium und später ins Landesumweltamt. Mit kurzer Unterbrechung blieb er bis Mitte dieses Jahres in Kiel.

Auch interessant

Jetzt hat er sein Büro in Obereimer. Auf seinem Schreibtisch laufen die Fäden des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft zusammen. Die Aufgaben des Forstlichen Bildungszentrums in Neheim, die holzwirtschaftlichen Themen, die Holzplanung, der Waldbau und der Wald- und Klimaschutz - alles in allem ein großes Kompetenz-Netzwerk, von dem alle Waldbesitzer und die Gesellschaft profitieren sollen. Rund 170 Mitarbeitende sind dem Fachbereich zugeordnet. Im Mittelpunkt stehen Wissenstransfer, Forschung, Bildung und Dienstleistung. Tim Scherer, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz, lobt Thomas Wälter als „einen Kollegen an der Spitze dieses wichtigen Knotenpunktes, der das Zentrum mit großer fachlichen Expertise zielorientiert und engagiert lenken und weiterentwickeln wird“.

Und mit Begeisterung. Mit dieser zeigt Wälter das Online-Portal Waldinfo.nrw. Hier können alle Waldbesitzer und jeder, den es interessiert, nachschauen, wie es um den Wald im Land steht und wie er sich zukunftsfähig entwickeln kann. Interaktiv sind hier konkrete Planungen möglich, wie Szenarien des Klimawandels wirken und welche forstwirtschaftlichen Maßnahmen daraus abzuleiten sind.

Auch interessant

„In der Krise müssen wir die Chance sehen, den Wald nun klimastabil aufzubauen“, sagt Thomas Wälter. Dazu bedürfe es Daten, Wissen, Vernetzung und Forschung. „Wir müssen die am Gemeinwohl orientierte Funktion des Waldes deutlich machen“, so Wälter. Um den Wald als Ort der Ruhe, Erholung und Kraft zu schützen, „müssen wir auch stark aufgestellt werden“. Tatsächlich sieht der neue Chef es auch als seine Aufgabe, die im Koalitionsvertrag gestellte Forderung nach einem Zentrum für Forschung und Bildung rund um einen zukunftsfähigen Wald umzusetzen. Das wird auch Bürgermeister Ralf Bittner gerne hören, der den Traum von Arnsberg als Standort einer akademischen Bildung für Nachhaltigkeitsthemen noch nicht aufgegeben hat. „Wald und Holz mit seinem Zentrum in Arnsberg ist da ein wichtiger Partner“, wiederholte er zuletzt immer wieder.

„Ich bin Ökologe und will möglichst viel mit heimischen Baumarten operieren.“

Thomas Wälter
Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft

Beim Arnsberger schlägt der Ökologe immer wieder durch. So macht er es sich zum großen Thema, den Wald und seine Speicherfunktion für Wasser herauszustellen. „Da wollen wir schauen, wo Potenziale zu entwickeln sind“, sagt er. Es müsse geschaut werden, wo Feuchtbiotope und Sümpfe entstehen können. „Früher haben wir Wasser aus einigen Bereichen abgeführt“, sagt er. So etwas sei heute angesichts des Klimawandels nicht mehr sinnvoll. Auch der Blick auf die Borkenkäfer-Kalamitätenflächen mit ihren spannenden natürlichen Verjüngungen mit Pflanzen und Bäumen sei lehrreich. „Ich bin Ökologe und will möglichst viel mit heimischen Baumarten operieren“, sagt Thomas Wälter. Dazu sei genau zu beobachten, wie sich Standorte in Zeiten des Klimawandels verändern und wie darauf zu reagieren ist.

Seltsamer Zufall

Thomas Wälter ist in Arnsberg wieder angekommen. Inzwischen ist er Vater von vier Kindern im Alter von 13 bis 25 Jahren. Die Familie mit ihren Herausforderungen beeinflusste immer auch die Lebenswege des Arnsbergers, der vom Typ her gerne unterwegs ist. Nicht nur beruflich, sondern auch in der Freizeit. In Arnsberg baute er einst das Basketballteam des SV 09 auf, später spielte der Zwei-Meter-Mann in der 2. Bundesliga bei BG Göttingen und auch in Bochum. Heute sitzt er gerne auf dem Rennrad oder wandert mit seiner Frau - auch sie ist Ökologin.

Im „alten Forstamt“ in Obereimer stellt sich Thomas Wälter einer neuen und doch irgendwie vertrauten beruflichen Herausforderung. Im Raum direkt neben seinem Büro hängt eine Gedenktafel an Bernhard Engelbert Joseph Danckelmann. Der gilt als einer der Pioniere der Forstwissenschaft, ist im Forsthaus Obereimer 1831 geboren und leitete ab 1866 die Forstakademie Eberswald. Als Thomas Wälter seinen ersten Job in Eberswalde antrat, wohnte der Arnsberger zufällig in der Danckelmann-Straße. „Ist doch schon komisch. Und jetzt arbeite ich in seinem Geburtshaus“, so Wälter. So ist das mit Kreisen, die sich irgendwann im Leben schließen.