Sundern. Der Lärmaktionsplan in Sundern ist von Politik und Verwaltung verabschiedet. Doch nicht jeder hält die angedachten Maßnahmen für ausreichend.

Neben der Diskussion über die Windkraft auf Sunderner Stadtgebiet und des Sanierungsstaus in der öffentlichen Infrastruktur ist der Verkehrslärm wohl das Thema, welches die Bevölkerung in Sundern am längsten und umfangreichsten beschäftigt.

In diesem Sommer hatte der Rat der Stadt Sundern den neuen sogenannten Lärmaktionsplan (LAP) verabschiedet - wie es in einer offiziellen Mitteilung der Stadt heißt: „Um einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu unternehmen.“ Dieser Plan, basierend auf der EU-Umgebungslärmrichtlinie, ziele darauf ab, die Lärmbelastung durch den Straßenverkehr zu reduzieren und damit die Gesundheit der Einwohnerinnen und Einwohner zu schützen.

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Straßenverkehrslärm stelle eine erhebliche Belastung für die menschliche Gesundheit dar. Dauerhafte Lärmexposition könne zu Schlafstörungen, erhöhtem Blutdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, heißt es in der Pressemitteilung. Durch die Umsetzung des Lärmaktionsplans strebe die Stadt Sundern an, diese gesundheitlichen Risiken zu minimieren und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu verbessern.

Verkehrsdisplay in Tiefenhagen
Auch Tiefenhagen leidet unter dem Verkehr rund um den Sorpesee. © CDU | cdu

Folgende Maßnahmen sind durch die Stadt Sundern geplant, um den Verkehrslärm zu reduzieren. Im Ortsteil Hachen ist die Reduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30 ganztags in der B 229 Hachener Straße zwischen Gleisquerung und Kreisverkehr beabsichtigt. Im Ortsteil Sundern sind gleich zwei Maßnahmen geplant. Zum einen soll das Tempo von 50 auf 30 ganztags in der L 519 von der Hauptstraße südlich des Sportplatzes bis Mescheder Straße reduziert werden. In einem weiteren Schritt ganztags in der L 686 Silmecke von Hauptstraße bis zum Ortsausgangsschild Sundern das Tempo von 50 auf 30 beschränkt werden. In der Ortslage Seidfeld möchte die Stadt die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h in der L 686 Seidfelder Straße von Seidfelder Straße 6 bis 11A reduzieren. Als letzte Maßnahme ist geplant im Ortsteil Stemel die Geschwindigkeit nachts auf Tempo 30 in der L 519 Stemeler Straße von Altenberg bis Zum Breiten Ohl zu begrenzen.

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Patric Cremer, Ortsvorsteher von Stemel, hält die Maßnahmen für nicht ausreichend. „Ich habe bereits vor Verabschiedung des Lärmaktionsplans eine Ausweitung der 30 km/h für Schwerlastverkehr und Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen ganztags beantragt, zurzeit ist im Lärmaktionsplan dies nur für nachts von 22 bis 6 Uhr vorgesehen.“ Diese Maßnahme finde man in fast jedem Ortsteil der Stadt Arnsberg, nur in Sundern nicht. Darüber hinaus sei aus Cremers Sicht ein generelles Tempo 30 für den Streckenabschnitt auf der L519 vom Altenberg bis Einmündung „Zum Breiten Ohl“ durchaus sinnvoll, da hier ein erhöhter Schüler- und Personenverkehr stattfindet. „Hier wurden ja bereits vor Monaten erhöhte Geschwindigkeitsüberschreitungen und vor allem Rotlichtverstöße festgestellt. Ein generelles Tempo 30 in der kompletten Ortsdurchfahrt lehne ich allerdings ab und sehe auch keine Akzeptanz in der Bevölkerung für eine solche Maßnahme.“ 

Verkehr in Hachen
Täglich bewegen sich regelrechte Blechlawinen durch Hachen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Anwohner Dirk Lübke aus Tiefenhagen fordert seit Jahren eine Reduzierung des Tempos in seinem Ortsteil. Bereits mehrmals hatte er in der Vergangenheit Anträge bei der Verwaltung gestellt, Briefe geschrieben und seinen Unmut über die Nichtberücksichtigung Tiefenhagens in den Lärmaktionsplänen öffentlich geäußert. Auch in diesem neuen Lärmaktionsplan ist Tiefenhagen nicht aufgeführt, obwohl nachweislich viel Verkehr durch den Ort in Richtung Sorpesee unterwegs ist.

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Immer wieder verweist die Stadt darauf hin, dass es bei einer Tempo 30-Zone in Tiefenhagen auf der L 687 eine Verlagerung des Verkehrs auf der L519 durch Stemel und Sundern kommen würde. „Auch aus diesem Grund ist es notwendig, beide Strecken vollständig in den Lärmaktionsplan aufzunehmen“, sagt Lübke. Generell hatte er gefordert, neben der Durchfahrt Tiefenhagen auch die Ortsdurchfahrten von Allendorf, Hagen und Amecke in den Plan aufzunehmen. „Leider findet sich keine dieser Strecken im LAP wieder.“

Klaus-Rainer Willeke ist Bürgermeister von Sundern
Klaus-Rainer Willeke ist Bürgermeister von Sundern © WP Sundern | Privat

Zuletzt hatte die zuständige Abteilung der Sunderner Verwaltung behauptet, dass nicht kartierte Streckenabschnitte keine Berücksichtigung im Lärmaktionsplan fänden, da es für die Abschnitte keine Lärmberechnungen gebe. Daher sei eine objektive Beurteilung der Lärmbelastungen nicht möglich. Dem widerspricht Dirk Lübke deutlich. „Für Hagen und Tiefenhagen liegen sehr wohl Lärmberechnungen vor.“ Grundlage hierfür seien die Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen. In den letzten Jahre habe er gelernt, dass sich die Stadt weder für die Wünsche der Bürger noch für den Lärmschutz an sich interessiere.

Sunderns Ortsvorsteher Georg Te Pass ist zwiegespalten. Schon im Jahr 2017 sei der Lärmaktionsplan der 3. Stufe beschlossen. Die damaligen Problembereiche würden weitestgehend denen des aktuellen Lärmaktionsplans der 4. Stufe enstprechen. „Wie nun im aktuellen Lärmaktionsplan aufgezeigt wird, wurde in der Kernstadt nur eine Maßnahme zur Verkehrsverstetigung umgesetzt - die Abbiegespuren in der Hüstenerstr.“, sagt Te Pass. Auch die mehrfachen Forderungen der örtlichen CDU-Ratsmitglieder, zumindest die Geschwindigkeit im Bereich der Silmecke Ortsausgang von 70 km/h auf 50 km/h zu reduzieren, seien von der Verwaltung immer als nicht zulässig abgelehnt worden. „Insgesamt erfolgten in den Ortsteilen wenige bis keine Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrslärms für die Anwohner“, klagt der Ortsvorsteher.

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Daraufhin hätten laut Te Pass im Herbst 2021 die Ortsvorsteher die Initiative ergriffen und für ihre Ortsteile problematische Straßenabschnitte aufgezeigt und auch entsprechende Maßnahmen, wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, gefordert. Die Umsetzung dieser Maßnahmen seien in vielen Fällen nur mit geringen Kosten verbunden. „Oftmals brauchten nur die entsprechenden Schilder aufgestellt werden. Eine Reaktion auf diese Initiative erfolgte nicht“, merkt Georg Te Pass an.

Nun sei der Lärmaktionsplan der 4. Stufe als Voraussetzung dafür beschlossen, dass in Abstimmung mit den Straßenbaulastträgern lärmreduzierende Maßnahmen umgesetzt werden könnten. „Es wäre schön, wenn nun endlich etwas passieren würde. Kostenintensive Gutachten, Pläne und Ratsbeschlüsse haben wir genug; es fehlt an den Taten“, so der Ortsvorsteher.

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Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke hat nach der Ratsentscheidung betont: „Mit diesem Lärmaktionsplan setzen wir ein klares Zeichen für den Gesundheitsschutz unserer Bürgerinnen und Bürger. Wir nehmen die Herausforderungen des Umgebungslärms ernst und handeln proaktiv, um Sundern zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen.“

Ohnehin muss erst Straßen.NRW als zuständiger Straßenbaulastträger angehört werden, ehe konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können. Stadtsprecherin Alicia Sommer sagt: „Straßen.NRW wurde über die Maßnahmen aus dem Lärmaktionsplan informiert und um Anhörung bzw. Stellungnahme gebeten. Nach aktuellem Kenntnisstand haben wir hier noch keine Rückmeldung vorliegen.“ Sundern strebe eine enge Zusammenarbeit an, um die geplanten Lärmschutzmaßnahmen effektiv umzusetzen.