Arnsberg. Eltern und Mitarbeitende kritisieren fehlende Transparenz und Kommunikation durch die Geschäftsführung der „Wir-Kitas“. Eine Betroffene spricht.
100.000 Erzieher fehlen bundesweit in den Kindertagesstätten. Ein großes Problem. Und im Hochsauerlandkreis scheint zudem die besorgniserregende Finanzlage ursächlich für geplante Schließungen zu sein. Laut Josef Mertens, einem Geschäftsführer der sogenannten „Wir-Kitas“, seien Sparmaßnahmen der letzte Ausweg aus der Misere. Von Kita-Schließungen betroffen könnten daher mehrere der 16 Standorte in Arnsberg und der sieben Einrichtungen in Sundern sein, die dem Verbund angehören. Nur welche Einrichtungen es sind, ist immer noch ungewiss.
Ein Blick zurück: Im Februar dieses Jahres schockierte sowohl Eltern als auch Mitarbeitende die Nachricht des Erzbistums Paderborn, dass die Kath. Kitas gGmbH 160 Betreuungsplätze der „Wir-Kitas“ in Arnsberg reduzieren will. Mindestens acht der bisher 50 Gruppen an den 16 Standorten in der Stadt Arnsberg müssten perspektivisch schließen, teilte die Geschäftsführung in einem Informationsschreiben an Weiberfastnacht mit. Seitdem sitzen die Betroffenen auf „heißen Kohlen“ und warten auf Konkretisierung.
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„Im Februar haben wir per Brief davon erfahren. Uns wurde mitgeteilt, dass wir im Herbst Bescheid bekommen, welche Kindergärten es trifft“, sagt eine Mutter. Nach dem „Entscheidungstag“ am 18. September habe das Zittern trotzdem kein Ende gefunden. Eine Mitarbeiterin einer Arnsberger Kita erklärt nun gegenüber unserer Redaktion: „Man kann sich sicher vorstellen, wie das an den Nerven zerrt. Laut einem Geschäftsführer sollen wir zwar unsere Anstellungsverträge behalten - aber wer weiß, wo man hinkommt.“
Die besagte Mitarbeitende sei beispielsweise nicht mobil und könnte keine Stelle annehmen, die fußläufig nicht zu erreichen wäre. „Jeder Tag, der ohne einen Hinweis des Arbeitgebers verstreicht, macht mich psychisch fertig“, gesteht sie. Und am 18. September kam nun wieder nichts Neues. „Wir haben darum gebeten, sofort informiert zu werden. Viele von uns können nicht mehr gut schlafen. Und was passiert jetzt? - Es wird ein Schreiben herausgeschickt, dass wir erst nächste Woche informiert werden. Können Sie sich das vorstellen?“
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Auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Geschäftsleitung der Wir-Kitas kommt folgende Antwort: „Wir haben die Kitas am 18. September darüber informiert, dass es uns ein Anliegen ist, die betreffenden Einrichtungen am Montag (23. September) in persönlichen Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu informieren und parallel die Mitarbeitenden der nicht betroffenen Kindertagesstätten in schriftlicher Form. Wir haben die persönliche Kommunikation höher bewertet und halten die Verschiebung der breiten, schriftlichen Information um vier Tage für vertretbar“, erklärt Geschäftsführer Michael Stratmann.
„Wir haben die persönliche Kommunikation höher bewertet und halten die Verschiebung der breiten, schriftlichen Information um vier Tage für vertretbar.“
„Wichtig ist mir, darauf hinzuweisen, dass die Mitarbeitenden wissen, dass alle Kolleginnen und Kollegen im bestehenden Umfang weiterbeschäftigt werden. Sowie den Eltern zugesichert ist, dass keine Betreuungsverträge gekündigt werden“, betont er zudem.
Für die Mitarbeiterin, die keinen Führerschein besitzt und somit nicht mobil ist, ist mit einer solchen Aussage die nächste Eskalationsstufe erreicht. Sie regt sich auf und ist gleichzeitig enttäuscht: „Ich finde das unglaublich und realitätsfremd. Und so etwas bezeichnet sich als christliche Institution. Von Mitgefühl kann bei solch einer Vorgehensweise - meiner Ansicht nach - keine Rede sein.“